APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Wir sind nur den Deutschen einen Schritt voraus - von Daniela Friedinger
Von guter Lebensqualität alleine kann man nicht ewig zehren
Wien (APA-ots) - Erst vor Kurzem klopften wir uns an die vor Stolz
geschwellte Brust: Eurostat hat uns bescheinigt, fünftreichstes Land
der EU-27 zu sein. Dass wir gegenüber dem Vorjahr einen Platz an
Dänemark abgeben mussten, tut da wenig zur Sache. Bei der
Internetnutzung, so ebenfalls eine Eurostat-Studie, liegen
österreichische Unternehmen an vierter Stelle. Und was die
Lebensqualität anbelangt, hat das Beratungsunternehmen Mercer Wien
sogar zur lebenswertesten Stadt der Welt erklärt. Bei so viel Lob
konnte selbst die Drohung der Ratingagentur Standard & Poor's,
Österreich das Triple A zu entziehen, die gute Laune nicht eintrüben.
Blickt man hinter die Kulissen, dann ist Österreich bei Weitem nicht
überall unter den Klassenbesten. Bei den Direktinvestitionen der
Unternehmen im Ausland etwa liegt Österreich ganze neun Prozentpunkte
unter dem EU-Schnitt. Mit der Schweiz, Belgien oder den Niederlanden,
wo das Volumen der Auslandsinvestitionen größer ist als das
Bruttoinlandsprodukt, wollen wir uns an dieser Stelle ohnehin nicht
messen.
Wirtschaftspolitiker argumentieren dennoch, dass Österreich einen
Riesenschritt nach vorne gemacht habe. Vor dem EU-Beitritt 1995 sei
die Investitionsfreude der österreichischen Betriebe schließlich noch
viel geringer gewesen. Dazu komme, dass Österreich nie Kolonialmacht
war und somit einen historischen Nachteil habe.
Doch fest steht auch, dass es Österreich mit dieser Schwäche ähnlich
hält wie mit anderen: Man kehrt den (zugegebenermaßen erfreulichen)
Aufholprozess hervor, die Schwäche selbst aber lieber unter den
Tisch.
So wird etwa in Sachen Forschung gerne von Fortschritt gesprochen.
Dass Österreich nach wie vor eine vergleichsweise mickrige F&E-Quote
von 2,8 Prozent des BIP hat, verschweigt man geflissentlich. Ebenso
rühmen sich österreichische Politiker häufig mit der steigenden
Beschäftigung und einer Arbeitslosenquote, die sich international
sehen lassen kann. Dass die Frauenbeschäftigung weiter gering ist und
Hackler- und Invaliditätspension die Arbeitslosenstatistik
beschönigen, bleibt unerwähnt.
In diesen Fällen wie auch bei den Direktinvestitionen gilt jedoch:
Nur wer die Schwächen benennt, kann sie auch überwinden. Allein auf
die Erfolge österreichischer Banken in Osteuropa zu verweisen (die
mitunter sogar als Schwäche angesehen werden), wird also zu wenig
sein. Und es wird auch kaum reichen, mit einem hämischen Blick in
Richtung Deutschland zu schielen, das in der Statistik knapp hinter
Österreich liegt.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0278 2011-12-14/18:15
Von guter Lebensqualität alleine kann man nicht ewig zehren
Wien (APA-ots) - Erst vor Kurzem klopften wir uns an die vor Stolz
geschwellte Brust: Eurostat hat uns bescheinigt, fünftreichstes Land
der EU-27 zu sein. Dass wir gegenüber dem Vorjahr einen Platz an
Dänemark abgeben mussten, tut da wenig zur Sache. Bei der
Internetnutzung, so ebenfalls eine Eurostat-Studie, liegen
österreichische Unternehmen an vierter Stelle. Und was die
Lebensqualität anbelangt, hat das Beratungsunternehmen Mercer Wien
sogar zur lebenswertesten Stadt der Welt erklärt. Bei so viel Lob
konnte selbst die Drohung der Ratingagentur Standard & Poor's,
Österreich das Triple A zu entziehen, die gute Laune nicht eintrüben.
Blickt man hinter die Kulissen, dann ist Österreich bei Weitem nicht
überall unter den Klassenbesten. Bei den Direktinvestitionen der
Unternehmen im Ausland etwa liegt Österreich ganze neun Prozentpunkte
unter dem EU-Schnitt. Mit der Schweiz, Belgien oder den Niederlanden,
wo das Volumen der Auslandsinvestitionen größer ist als das
Bruttoinlandsprodukt, wollen wir uns an dieser Stelle ohnehin nicht
messen.
Wirtschaftspolitiker argumentieren dennoch, dass Österreich einen
Riesenschritt nach vorne gemacht habe. Vor dem EU-Beitritt 1995 sei
die Investitionsfreude der österreichischen Betriebe schließlich noch
viel geringer gewesen. Dazu komme, dass Österreich nie Kolonialmacht
war und somit einen historischen Nachteil habe.
Doch fest steht auch, dass es Österreich mit dieser Schwäche ähnlich
hält wie mit anderen: Man kehrt den (zugegebenermaßen erfreulichen)
Aufholprozess hervor, die Schwäche selbst aber lieber unter den
Tisch.
So wird etwa in Sachen Forschung gerne von Fortschritt gesprochen.
Dass Österreich nach wie vor eine vergleichsweise mickrige F&E-Quote
von 2,8 Prozent des BIP hat, verschweigt man geflissentlich. Ebenso
rühmen sich österreichische Politiker häufig mit der steigenden
Beschäftigung und einer Arbeitslosenquote, die sich international
sehen lassen kann. Dass die Frauenbeschäftigung weiter gering ist und
Hackler- und Invaliditätspension die Arbeitslosenstatistik
beschönigen, bleibt unerwähnt.
In diesen Fällen wie auch bei den Direktinvestitionen gilt jedoch:
Nur wer die Schwächen benennt, kann sie auch überwinden. Allein auf
die Erfolge österreichischer Banken in Osteuropa zu verweisen (die
mitunter sogar als Schwäche angesehen werden), wird also zu wenig
sein. Und es wird auch kaum reichen, mit einem hämischen Blick in
Richtung Deutschland zu schielen, das in der Statistik knapp hinter
Österreich liegt.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
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OTS0278 2011-12-14/18:15