APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Wo die Macht der Notenbanken endet - von Hans Weitmayr
EZB-Präsident Draghi zeichnet ein realistisches Bild der
Konjunktur
Wien (APA-ots) - Es war an sich ein perfekt geplantes Manöver: Zuerst
kündigte die Bank of England weitere Eingriffe in den Bondmarkt an,
dann senkte die EZB den Leitzins auf den historisch niedrigen Satz
von 0,75 Prozent. Das alleine wäre an sich schon schön orchestriert
gewesen, das Problem war nur, dass diese Schritte erwartet und somit
im Vorfeld eingepreist wurden. Also würzten die Banker das Szenario
mit einem Überraschungselement: Vollkommen unangekündigt senkte die
chinesische Notenbank den Zins. Dieses neue Element, so wohl das
Kalkül, sollte die Gefahr mindern, dass es nach den Entscheidungen
der Notenbank zu Gewinnmitnahmen kommt. Leider ging das Kalkül nicht
auf.
Hatte beispielsweise der deutsche Leitindex DAX zum Zeitpunkt der
EZB-Entscheidung noch mehr als ein Prozent im Plus notiert,
durchstieß er nur 15 Minuten später die Nulllinie von oben, um dann
deutlich im Minus zu notieren. Noch dramatischer sah die Situation am
Anleihenmarkt aus. Dort standen Peripherieanleihen zwar schon im
Vorfeld unter Druck - unmittelbar nach den Notenbank-Aktionen rasten
die Renditen aber in lichte Höhen. Bei spanischen Papieren mit
zehnjähriger Laufzeit legten die Aufschläge um (zu Redaktionsschluss)
mehr als 40 Basispunkte zu. Die kritische Marke einer
siebenprozentigen Rendite liegt damit wieder in Reichweite.
Was war geschehen?
Ganz einfach: EZB-Präsident Mario Draghi hatte seine Pflicht als
Notenbanker getan, indem er den Zinssatz senkte - die Kür aber
ausgelassen. Eine solche wäre etwa die Ankündigung weiterer
Zinsschritte gewesen oder die Mitteilung, neue Eingriffe an den
Anleihenmärkten vorzunehmen. Dazu tat er noch etwas: Er äußerte sich
realistisch zur Konjunktur - was im aktuellen Fall nicht unbedingt zu
einem optimistischen Grund-Sentiment beiträgt.
Draghi aus dieser Situation einen Vorwurf zu machen, ist jedoch
unangebracht. Er tat, was er tun musste und sagte, was er sagen
musste. Dass diese Analyse keine fröhliche ist, ist nicht seine
Schuld. Vielmehr liegt das Problem - diesmal tatsächlich - bei den
Märkten, die regelmäßig eine mögliche positive Überraschung ein- und
bei Enttäuschung derselben wieder auspreisen. Das Problem: Diese
Schwankungen schüren die Unsicherheiten - psychologisch gesehen auch
in der realen Wirtschaft.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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OTS0253 2012-07-05/18:15
EZB-Präsident Draghi zeichnet ein realistisches Bild der
Konjunktur
Wien (APA-ots) - Es war an sich ein perfekt geplantes Manöver: Zuerst
kündigte die Bank of England weitere Eingriffe in den Bondmarkt an,
dann senkte die EZB den Leitzins auf den historisch niedrigen Satz
von 0,75 Prozent. Das alleine wäre an sich schon schön orchestriert
gewesen, das Problem war nur, dass diese Schritte erwartet und somit
im Vorfeld eingepreist wurden. Also würzten die Banker das Szenario
mit einem Überraschungselement: Vollkommen unangekündigt senkte die
chinesische Notenbank den Zins. Dieses neue Element, so wohl das
Kalkül, sollte die Gefahr mindern, dass es nach den Entscheidungen
der Notenbank zu Gewinnmitnahmen kommt. Leider ging das Kalkül nicht
auf.
Hatte beispielsweise der deutsche Leitindex DAX zum Zeitpunkt der
EZB-Entscheidung noch mehr als ein Prozent im Plus notiert,
durchstieß er nur 15 Minuten später die Nulllinie von oben, um dann
deutlich im Minus zu notieren. Noch dramatischer sah die Situation am
Anleihenmarkt aus. Dort standen Peripherieanleihen zwar schon im
Vorfeld unter Druck - unmittelbar nach den Notenbank-Aktionen rasten
die Renditen aber in lichte Höhen. Bei spanischen Papieren mit
zehnjähriger Laufzeit legten die Aufschläge um (zu Redaktionsschluss)
mehr als 40 Basispunkte zu. Die kritische Marke einer
siebenprozentigen Rendite liegt damit wieder in Reichweite.
Was war geschehen?
Ganz einfach: EZB-Präsident Mario Draghi hatte seine Pflicht als
Notenbanker getan, indem er den Zinssatz senkte - die Kür aber
ausgelassen. Eine solche wäre etwa die Ankündigung weiterer
Zinsschritte gewesen oder die Mitteilung, neue Eingriffe an den
Anleihenmärkten vorzunehmen. Dazu tat er noch etwas: Er äußerte sich
realistisch zur Konjunktur - was im aktuellen Fall nicht unbedingt zu
einem optimistischen Grund-Sentiment beiträgt.
Draghi aus dieser Situation einen Vorwurf zu machen, ist jedoch
unangebracht. Er tat, was er tun musste und sagte, was er sagen
musste. Dass diese Analyse keine fröhliche ist, ist nicht seine
Schuld. Vielmehr liegt das Problem - diesmal tatsächlich - bei den
Märkten, die regelmäßig eine mögliche positive Überraschung ein- und
bei Enttäuschung derselben wieder auspreisen. Das Problem: Diese
Schwankungen schüren die Unsicherheiten - psychologisch gesehen auch
in der realen Wirtschaft.
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OTS0253 2012-07-05/18:15