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AUSBLICK 2012: Die Zukunft der Eurozone entscheidet sich in Italien

Veröffentlicht am 07.01.2012, 13:05
Aktualisiert 07.01.2012, 13:08
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zukunft der Eurozone hängt laut Volkswirten weniger von EU-Gipfeln oder Ratingagenturen ab, sondern vielmehr von der Entwicklung in Italien. Italien ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und hat mit rund 1,9 Billionen Euro einen Gesamtverschuldung, die nicht durch Rettungsschirme wie in Irland oder Portugal aufgefangen werden könnte. 'Es geht um nichts Geringeres als die Frage, ob die europäische Währung überlebt. Und das wird von Italien abhängen', sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Thomas Mayer in der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung'. Besonders beunruhigt sind Investoren angesichts des hohen Refinanzierungsbedarfs im Jahr 2012, der auf rund 300 Milliarden Euro geschätzt wird.

Italien hat zwei wirtschaftliche Hauptprobleme: eine zu hohe Verschuldung und seine Wachstumsschwäche. Dabei erscheint der italienische Schuldenberg noch das geringe Übel zu sein. Der Schuldenstand von derzeit rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ist zwar nach Griechenland der zweitgrößte in der Eurozone. Allerdings ist der Schuldenstand traditionell sehr hoch, ohne dass Italien in der Vergangenheit Probleme bei der Refinanzierung gehabt hätte.

Die aktuelle Entwicklung des Defizits ist zudem durchaus positiv. Außerdem hielt sich Italien im vergangenen Jahr im Großen und Ganzen an den vereinbarten Fahrplan zur Reduzierung des Schuldenbergs: Mit rund 4 Prozent ist das Defizit das geringste der sogenannten Peripherieländer. Zudem ist in Italien die private Verschuldung sehr niedrig und das private Vermögen der Italiener vergleichsweise hoch. Schließlich verfügt Italien in den nördlichen Landesteilen über eine gesunde und breit diversifizierte Industriebasis.

Der Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, sagte: 'Italien steht als Industrienation in Europa Deutschland am nächsten - näher als Frankreich.' Zwischen Italien und Deutschland bestehe ein gemeinsames 'Verständnis, wie Wirtschaft funktioniert'. Keitel spielte damit auf die französische Tradition an, die Wirtschaft stark zu zentralisieren und staatlichen Einfluss zu sichern. In Frankreich gelten demnach einzelne Unternehmen als 'vom Staat definierten Champions'.

Die wirtschaftlichen Probleme Italiens liegen nach Einschätzung von Experten vor allem in der anhaltenden Wachstumsschwäche begründet. Zu lange sind laut Volkswirten Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ausgeblieben. In der Schuldenkrise folgte zudem eine tiefgehende Vertrauenskrise in die Regierung von Silvio Berlusconi. Erst nachdem die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen auf ein kritisches Niveau über sieben Prozent gestiegen sind, wurde eine 'technische Regierung' unter Ministerpräsident Mario Monti eingesetzt, die von fast allen Parteien getragen wird. Dieser hat mittlerweile ein weitreichendes Sparpaket durch Senat und Parlament gebracht. Es sollen noch weitreichende strukturelle Reformen hinzukommen, die insbesondere Veränderungen am Arbeitsmarkt vorsehen.

Erschwert werden dürfte die Rückführung der Staatsverschuldung durch die wirtschaftliche Abschwächung. So erwartet Deutsche Bank-Ökonom Mayer in Italien eine tiefe Rezession. 'Wenn es dem Land gelingt, da vor den Wahlen im Mai 2013 wieder herauszukommen - was ich erwarte -, dann kann Italien ein Vorbild für alle südeuropäischen Staaten werden. Ansonsten wird die Euro-Zone auseinanderbrechen.'

Entscheidend wird jetzt sein, dass die Regierung die Unterstützung des zersplitterten Parlaments behält und die Reformen von den Märkten auch angenommen werden. Wie sehr die Krise eine politische Komponente hat, zeigt auch der Vergleich zu Spanien. Hier waren zu Beginn der Krise die Risikoaufschläge noch deutliche höher als in Italien. Die früher begonnen Reformen und die stabilen politischen Rahmenbedingungen wirkten sich positiv für die Spanier an den Märkten aus.

Allerdings werden nach Einschätzung von Michael Mewes, Leiter des Anleiheteams bei der Fondsgesellschaft J.P. Morgan in Frankfurt, die zahlreichen Anleiheauktionen im Verlauf des Jahres ein Dauerthema bleiben. Italien muss rund insgesamt 300 Milliarden Euro refinanzieren und die Rendite für zehnjährige italienische Staatsanleihen liege mit fast sieben Prozent immer noch sehr hoch.

'Entscheidend ist jetzt, dass der italienische Sparer wieder Staatsanleihen kauft', sagte Mewes. Die Zurückhaltung der italienischen Investoren seit dem Juli des vergangenen Jahres habe die Krise in Italien verschärft. Italien hatte traditionell immer einen großen Teil seiner Anleihen im eigenen Land platzieren können. Italien muss also vor allem die einheimischen Anleger von seiner Solvenz überzeugen. Dies wird nicht nur für Italien sondern auch für die Eurozone insgesamt entscheidend sein./jsl/jkr/tw

--- Von Jürgen Sabel, dpa-AFX ---

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