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AUSBLICK 2012: Krisen-Abschlag oder Nachholrunde - Schwieriges Tarifjahr

Veröffentlicht am 07.01.2012, 13:05
Aktualisiert 07.01.2012, 13:08
FRANKFURT/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Im kommenden Jahr verhandeln die Tarifpartner bestenfalls in ein schwächelndes Wachstum hinein. Wegen der zahlreichen Unsicherheiten insbesondere um das europäische Währungssystem halten sich die Gewerkschaften noch mit konkreten Lohnforderungen zurück. Die Arbeitgeber sorgen sich um die Flexibilität ihrer Unternehmen, falls aus der bislang nur gefühlten Krise eine tatsächliche werden sollte.

Nach einer Zusammenstellung des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung werden 2012 die Tarifverträge für rund 9,1 Millionen Beschäftigte neu ausgehandelt. Schwergewichte sind dabei die Metall- und Elektroindustrie (3,6 Millionen Beschäftigte), der öffentliche Dienst von Bund und Gemeinden (1,9 Mio) sowie die Chemische Industrie (550 000). Am Jahresende folgt dann noch der Öffentliche Dienst der Bundesländer mit noch einmal mehr als 620 000 Menschen. Auch in etlichen kleineren Bereichen wie verschiedenen Handwerksberufen, Hotel- und Gaststättengewerbe oder der Energiewirtschaft Nordrhein-Westfalens werden die Vertragswerke neu austariert. Dazu kommen große Einzelunternehmen wie die Deutsche Bahn AG oder Volkswagen .

Die Strategen von IG Metall und IG BCE halten wegen der konjunkturellen Unsicherheiten und einem erwarteten Mini-Wachstum der Volkswirtschaft von unter 1,0 Prozent ihr Pulver noch trocken. Erst im Februar, so ihr Plan, sollen die Forderungen und insbesondere die Zahl konkreter werden. Noch in unguter Erinnerung hat IG-Metall-Chef Berthold Huber den vorletzten M&E-Abschluss aus dem Jahr 2008: 'Damals sind wir mit 180 Sachen in die Garage gefahren.' Mit einer zu besten Boom-Zeiten gefassten Forderung nach 8 Prozent mehr Geld mussten sich die Metaller in den Verhandlungen mit einem zusammengezimmerten Tarifvertrag zufriedengeben, der wesentliche Bestandteile flexibel hielt und in der Höhe weit hinter der Forderung zurückblieb.

'Es gibt keinen Finanzkrisen-Abschlag', hat IG BCE-Chef Michael Vassiliadis bereits für das kommende Jahr postuliert. Niemand auf der Arbeitgeberseite solle sich da falschen Einschätzungen hingeben. Ihrem Verband VCI zufolge hat die drittgrößte deutsche Industriebranche im Jahr 2011 rund 10 Prozent mehr Umsatz gemacht und läuft auf den Rekordwert von 180 Milliarden Euro zu. Allerdings war der Jahresbeginn deutlich stärker als das Ende. Doch auch für 2012 strebt die Chemie-Branche weiteres Wachstum an.

Einen deutlichen Hinweis auf den Rahmen möglicher Erhöhungen haben bereits die Stahlkocher gegeben, die mit einer Forderung nach 7,0 Prozent in die Verhandlungen gegangen waren. An den Hochöfen im Norden und Westen des Landes hat NRW-Bezirkschef Oliver Burkhard 3,8 Prozent mehr Geld auf 16 Monate und eine Übernahmegarantie für die Auszubildenden durchgesetzt. Diese qualitative Verbesserung kommt vor allem jungen Gewerkschaftsmitgliedern zugute und passt damit bestens in die Wachstumsstrategie der IG-Metall-Spitze. Aufs Jahr gerechnet ergibt sich ein Plus von gut 3 Prozent, was als Maßstab für weitere Abschlüsse gelten kann.

Dieser Wert liegt über der aktuellen und erst recht der erwarteten Inflationsrate und verspricht damit einen echten Zuwachs. 'Die Sicherung der Reallöhne kann man bei einer sich deutlich eintrübenden Konjunktur durchaus als Erfolg für die Arbeitnehmer ansehen', meint der Gewerkschaftsexperte Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Der Stahlabschluss liege daher sicherlich am oberen Rand der Möglichkeiten.

Ein Streitpunkt ist der Einfluss der Gewerkschaften auf den Einsatz von Leiharbeitern in den Betrieben. Die IG Metall will hier weitgehende Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats verankern, während die IG BCE einen anderen Weg geht: Sie hat mit dem Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister eine Vereinbarung geschlossen, die nach einer Übergangszeit zu gleichen Löhnen bei Stamm- und Leiharbeitern führen soll.

Den Arbeitgebern von Gesamtmetall gehen die qualitativen Forderungen zu weit. Eine Übernahmegarantie werde die Zahl der Ausbildungsstellen reduzieren, warnen die Arbeitgeber zum Beispiel in Hessen. Wegen der guten Berufsaussichten sei es bei M&E-Betrieben weit verbreitet, über den eigenen Bedarf hinaus auszubilden. Das werde im Fall einer Garantie aber sicher zurückgefahren. Verhandlungsbereitschaft ließ Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser hingegen in der Frage der Leiharbeiter erkennen, die nach einigen Monaten auf ähnliche Löhne hoffen könnten wie die Stammbelegschaft. Jobs in der deutschen Leitindustrie seien nicht prekär./ceb/DP/nmu

--- Von Christian Ebner, dpa ---

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