FRANKFURT (dpa-AFX) - Vier Monate vor dem Start der EZB-Bankenaufsicht sind Europas Aufseher uneins über die Aufbereitung der Daten der laufenden Bankentests. Die Europäische Zentralbank (EZB) will nach Angaben einer Sprecherin vom Mittwoch nicht nur die Zahlen der Institute berücksichtigen, sondern die Ergebnisse zum Teil auch mit Hilfe pauschaler Annahmen überprüfen ("Hybrider Ansatz").
Davor warnt die Präsidentin der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Elke König: "Es gibt nun einmal Institute, die bestimmte Geschäfte richtig gut beherrschen. Deren Daten und Ergebnisse sind einfach besser als der Durchschnitt. Das will ich ja nicht wegegalisieren", sagte König der "Börsen-Zeitung" (Mittwoch).
Sie glaube, dass man für pauschale Annahmen ("Top-down-Ansatz") nicht immer die nötigen Informationen habe "und sich deswegen auch dem Reputationsrisiko aussetzt, durch pauschale Annahmen die europäische Einheitsbank zu kreieren", sagte König. Die Bafin spricht sich daher dafür aus, die Ergebnisse der einzelnen Häuser möglichst stark zu gewichten ("Bottom-up-Ansatz").
Die EZB argumentiert, die Ergebnisse der Tests seien erst dann glaubwürdig, wenn die Daten der einzelnen Banken in Bezug zu vergleichbaren Instituten gesetzt würden und somit die Aufseher bei der Bewertung zum Teil auch pauschale Annahmen ansetzten.
Die EZB übernimmt am 4. November die zentrale Aufsicht über die führenden Bankkonzerne im Euroraum. Zuvor werden diese per Bilanzcheck und Stresstest durchleuchtet. Beim Stresstest müssen sich 124 europäische Bankkonzerne beweisen, darunter 23 deutsche. Ergebnisse der Prüfungen sollen im Herbst veröffentlicht werden.br