Frankfurt (Reuters) - Das deutsch-französische Bankhaus Oddo BHF rechnet aufgrund der hohen Staatsverschuldung in der Euro-Zone noch lange mit sehr niedrigen Zinsen.
"Erwartungen einer schnellen Zinserhöhung werden sich in absehbarer Zeit nicht realisieren", sagte Vorstandsmitglied Joachim Häger am Donnerstag in Frankfurt zur Vorlage des Kapitalmarktausblicks der Bank. Weder die EZB als größter Gläubiger noch die Regierungen der Euro-Länder hätten ein Interesse an einer baldigen Normalisierung der Geldpolitik. Keine der relevanten Notenbanken wolle die Konjunktur abkühlen.
Der Leitzins im Währungsraum liegt bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank über Nacht Geld parken: Der Einlagensatz steht bei minus 0,4 Prozent. Wegen der wieder besser laufenden Wirtschaft haben die Währungshüter aber in Aussicht gestellt, ihre billionenschweren Anleihenkäufe bis Jahresende einzustellen. Sie waren seit Frühjahr 2015 ihr Hauptinstrument, um für mehr Wachstum und Inflation zu sorgen.
Frühestens im Sommer 2019 rechnet Oddo BHF mit einer Anhebung des Einlagenzinses. Chefanlagestratege Kai Franke ist eher skeptisch, ob die EZB auch ihren Leitzins im kommenden Jahr hochsetzt. Es wäre die erste Anhebung seit 2011. Auch nach dem Ende der Anleihenkäufe bleibe die EZB ein großer Investor am Markt und beeinflusse durch ihre Wiederanlagepolitik das Zinsniveau. Die EZB hatte angekündigt, noch für längere Zeit die Einahmen aus fällig werdenden Titeln weiter in Anleihen zu reinvestieren. Laut Notenbank-Direktor Benoit Coeure sind das 2019 im Schnitt rund 15 Milliarden Euro pro Monat.