MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach dem Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg zeichnet sich eine teilweise Übernahme der Einigung auch in Bayern ab. Am späten Dienstagnachmittag wollten die bayerischen Arbeitgeber und die IG Metall in der vierten Verhandlungsrunde über die Ergebnisse aus dem Südwesten beraten. Gesprächsbedarf dürfte es dabei vor allem beim Kompromiss zur Weiterbildung geben.
Arbeitgeber und Gewerkschaft hatten sich am frühen Morgen in Böblingen bei Stuttgart darauf geeinigt, dass die Beschäftigten vom 1. April 2015 an 3,4 Prozent mehr Geld sowie für die ersten drei Monate eine Einmalzahlung von 150 Euro erhalten. Der Entgelt-Tarifvertrag tritt rückwirkend zum 1. Januar 2015 in Kraft und endet am 31. März 2016. Ursprünglich hatte die IG Metall 5,5 Prozent mehr Geld verlangt.
Die Einigung umfasst auch Regelungen für eine bezuschusste Weiterbildungsteilzeit und eine attraktivere finanzielle Ausstattung der Altersteilzeit für untere Entgeltgruppen. Allerdings empfahlen Gesamtmetall und IG-Metall-Vorstand den Kompromiss bei der Weiterbildung nicht zur Übernahme in den anderen Tarifbezirken. Denn das Thema war schon bisher in den Bezirken unterschiedlich geregelt.
Auch der Hauptgeschäftsführer des bayerischen Arbeitgeberverbandes vbm, Bertram Brossardt, erklärte, dass der Abschluss zur Weiterbildung wegen regionaler Unterschiede nicht übertragbar sei, daher solle es für die 790 000 Beschäftigten der Branche im Freistaat eine eigene Vereinbarung geben. "Uns ist an einem fairen Verhandlungsergebnis gelegen", erklärte Brossardt. Die anderen Punkte der Einigung habe der Tarifpolitische Vorstand von Gesamtmetall zur Übernahme in anderen Tarifgebieten empfohlen, so Brossardt.
Der im Südwesten erzielte Abschluss sei ein "schmerzhafter Kompromiss beim Entgelt. Er geht deutlich an die Belastungsgrenze der Unternehmen", erklärte Brossardt. Bei der Altersteilzeit wiederum sei das Ergebnis fair und zukunftsweisend, weil besonders belastete Beschäftigte in den Blick genommen und Dauer und Zugangszeitpunkt angepasst würden.
Aus Sicht von Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler wird das Verhandlungsergebnis beiden Seiten gerecht. "Jetzt sollten die bayerischen Arbeitgeber nicht versuchen, sich um eine saubere Übernahme herumzumogeln", erklärte Wechsler. Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Wochen mit massiven Warnstreiks ihre Forderungen untermauert. Alleine am Montag hatten noch einmal Zehntausende Beschäftigte der Branche in Bayern zeitweise die Arbeit niedergelegt.