FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, sieht die Reformpolitik in der Eurozone auf einem guten Weg. 'Der Vorwurf gerade von deutschen Ökonomen, dass die bisherige Rettungspolitik für Krisenländer falsche Anreize setzt und die Reformanstrengungen verhindert, ist verfehlt', sagte Schmieding am Montag in Frankfurt. Es werde oft nur theoretisch argumentiert. 'Die tatsächlich erfolgten Veränderungen in den Krisenländern sind jedoch beeindruckend.'
Krisenländer wie Griechenland, Spanien, Irland und Portugal hätten die größten Reformfortschritte in der Eurozone gemacht. Dies zeigten Erhebungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD), die sich auf tatsächlich umgesetzte Reformen beziehen. Beim Außenhandel, beim Staatshaushalt und bei den Lohnkosten wirkten sich die Maßnahmen bereits positiv aus.
'In Griechenland ist die Sparpolitik sogar zu schnell gegangen, und belastet das Wirtschaftswachstum stark', sagte Schmieding. Allerdings hinke das Land mit seinen Arbeitsmarktreformen hinterher. Insgesamt sei aber auch das viel kritisierte Griechenland auf dem richtigen Weg. 'Die jetzige Regierung ist die letzte Chance für das Land und man sollte sie unterstützen', sagte Schmieding.
Auch Spanien habe aus konjunktureller Sicht schon fast zu viel gespart. 'Die Iberer dürften wahrscheinlich in den nächsten sechs Wochen Hilfe aus dem Rettungsschirm ESM beantragen', erwartet Schmieding. Er verwies auf Risiken wie mögliche Ratingherabstufungen und das Unabhängigkeitsstreben in Katalonien, die die Unsicherheit nochmals verstärken könnten. Schmieding geht jedoch nicht davon aus, dass die EZB in großem Umfang Anleihen kaufen müsste, alleine die Ankündigung dürfte weitgehend ausreichen. 'Italien wird dann nicht mehr in den Fokus der Anleger geraten, da die fiskalischen Probleme angegangen würden und diese auch weniger gravierend sind als in den anderen Ländern.'
Langfristig sieht Schmieding die Eurozone besser aufgestellt als die USA, Japan und Großbritannien. 'Die Eurozone steht bereits jetzt bei den Themen Inflation, Staatshaushalt und Staatsquote insgesamt besser da als die anderen Währungsräume.' Der Reformdruck in Großbritannien oder Japan sei niedriger, da dort die Notenbanken im Notfall jederzeit bedingungslos Anleihen kaufen würden. In der Eurozone komme die Hilfe nur nach strengen Reformvorgaben und der Druck der Märkte werde aufrecht erhalten.
Inflationsgefahren sieht Schmieding in der Eurozone nicht: 'Wenn sich die Wirtschaft erholt, wird die Notenbank rasch die Zinsen anheben.' Schon in der Vergangenheit sei die EZB aggressiver als andere Notenbanken gewesen. Gerade Mario Draghi, der Italiener an der EZB-Spitze, dürfte - auch wegen der kritischen Beobachtung durch Deutschland - recht rasch umsteuern. Angesichts der von Schmieding erwarteten Konjunkturerholung dürfte dies schon im nächsten Jahr geschehen./jsl/hbr/he
Krisenländer wie Griechenland, Spanien, Irland und Portugal hätten die größten Reformfortschritte in der Eurozone gemacht. Dies zeigten Erhebungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD), die sich auf tatsächlich umgesetzte Reformen beziehen. Beim Außenhandel, beim Staatshaushalt und bei den Lohnkosten wirkten sich die Maßnahmen bereits positiv aus.
'In Griechenland ist die Sparpolitik sogar zu schnell gegangen, und belastet das Wirtschaftswachstum stark', sagte Schmieding. Allerdings hinke das Land mit seinen Arbeitsmarktreformen hinterher. Insgesamt sei aber auch das viel kritisierte Griechenland auf dem richtigen Weg. 'Die jetzige Regierung ist die letzte Chance für das Land und man sollte sie unterstützen', sagte Schmieding.
Auch Spanien habe aus konjunktureller Sicht schon fast zu viel gespart. 'Die Iberer dürften wahrscheinlich in den nächsten sechs Wochen Hilfe aus dem Rettungsschirm ESM beantragen', erwartet Schmieding. Er verwies auf Risiken wie mögliche Ratingherabstufungen und das Unabhängigkeitsstreben in Katalonien, die die Unsicherheit nochmals verstärken könnten. Schmieding geht jedoch nicht davon aus, dass die EZB in großem Umfang Anleihen kaufen müsste, alleine die Ankündigung dürfte weitgehend ausreichen. 'Italien wird dann nicht mehr in den Fokus der Anleger geraten, da die fiskalischen Probleme angegangen würden und diese auch weniger gravierend sind als in den anderen Ländern.'
Langfristig sieht Schmieding die Eurozone besser aufgestellt als die USA, Japan und Großbritannien. 'Die Eurozone steht bereits jetzt bei den Themen Inflation, Staatshaushalt und Staatsquote insgesamt besser da als die anderen Währungsräume.' Der Reformdruck in Großbritannien oder Japan sei niedriger, da dort die Notenbanken im Notfall jederzeit bedingungslos Anleihen kaufen würden. In der Eurozone komme die Hilfe nur nach strengen Reformvorgaben und der Druck der Märkte werde aufrecht erhalten.
Inflationsgefahren sieht Schmieding in der Eurozone nicht: 'Wenn sich die Wirtschaft erholt, wird die Notenbank rasch die Zinsen anheben.' Schon in der Vergangenheit sei die EZB aggressiver als andere Notenbanken gewesen. Gerade Mario Draghi, der Italiener an der EZB-Spitze, dürfte - auch wegen der kritischen Beobachtung durch Deutschland - recht rasch umsteuern. Angesichts der von Schmieding erwarteten Konjunkturerholung dürfte dies schon im nächsten Jahr geschehen./jsl/hbr/he