FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. Dezember 2011. Auch in den letzten beiden Handelswochen ist das verkorkste Jahr 2011 nach Ansicht der meisten Analysten nicht mehr zu retten. Zu sehr lastet der Schatten der Eurokrise auf den Märkten.
So mancher Börsianer blickt in der Vorweihnachtswoche neidvoll in Richtung USA, wo sich das konjunkturelle Bild in den vergangenen Wochen deutlich aufgehellt hat. Das zeigt sich auch an den Aktienkursen, etwa hat der Dow Jones seit Jahresanfang um 2,5 Prozent zugelegt.
Dem alten Kontinent droht hingegen nach Einschätzung vieler Experten eine Rezession, vor allem aber lastet die Schuldenkrise weiter auf den Märkten. Am Freitag sorgte die Warnung der Ratingagentur Fitch, Frankreich sowie weitere Euroländer herunterzustufen, für erneute Aufruhr. 'Insgesamt wird die Volatilität an den Aktien-, Renten- und Devisenmärkten hoch bleiben', kommentiert Claudia Windt von der Helaba. Eine vorweihnachtliche Ruhe und Gelassenheit werde wohl nicht einkehren.
Tod von Kim Jong Il im Fokus
Der DAX verzeichnete in der vergangenen Woche Einbußen von 4,8 Prozent, seit Jahresanfang beläuft sich das Minus damit auf rund 18 Prozent. Heute Morgen liegt das deutsche Aktienbarometer bei 5.705 Punkten nahezu unverändert.
Die Vorgaben aus Asien sind negativ: Der Tod des koreanischen Machthabers Kim Jong Il führte zu Verlusten. Der Euro, der in der vergangenen Woche unter die Marke von 1,30 US-Dollar gerutscht ist, notiert aktuell nur knapp darüber.
Trübe Konjunkturaussichten
Die Schuldenkrise wird laut Landesbank Berlin auch weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Märkten schweben. 'Die angestoßene Fiskalintegration geht in die richtige Richtung, jedoch bedarf es begleitend einer Verstärkung der kurzfristigen Maßnahmen.' DAX und EuroStoxx 50 würden sich daher weiter äußerst schwankungsanfällig zeigen. Zunächst überwögen die Abwärtsrisiken, da auch der Konjunkturausblick trübe sei. 'Zwar haben sich die US-Perspektiven tendenziell aufgehellt, die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum und in China verharrten aber unter den Wachstumsschwellen, was - gepaart mit den Haushaltskonsolidierungen - eine schwache Wirtschaftsentwicklung erwarten lässt.'
Chancen für DAX schlecht
Die Euro-Krise bleibt auch in der Vorweihnachtswoche das dominierende Thema, meint auch Robert Halver von der Baader Bank. 'Insofern ist das deutsche Aktienbild weiter bearish zu werten.' So sei das kurzfristige Aufholpotenzial nicht ausgeschöpft worden, da die markante Unterstützung bei 5.750 Punkten nicht verteidigt werden konnte. Weitere Anschlussverkäufe bis zu 5.700 Punkte oder sogar 5.570 und 5.466 Punkte seien möglich. 'Mit einer Jahresendrallye ist dann zu rechnen, wenn die Widerstände bei 6.000 Punkten sowie im Bereich zwischen 6.150 und 6.200 Punkten geknackt werden.'
Weiteres Minus bis 5.366 Zähler möglich
Auch Ralf Umlauf von der Helaba sieht wenig Anlass zu Optimismus. 'Der Blick auf den Wochenchart offenbart, dass sich der DAX nach dem Kurssturz im dritten Quartal noch immer in der Stabilisierungsphase befindet', erklärt der technische Analyst. Aufwärtsdynamik sei bisher nicht entwickelt worden. 'Die technischen Indikatoren geben gemischte Signale, mahnen insgesamt vor allem auf Tagesbasis aber zur Vorsicht.' Ein weiterer Rücksetzer bis 5.366 Punkte könne nicht ausgeschlossen werden.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 19. Dezember
16.00 Uhr. USA: NAHB Hausmarktindex Dezember. Die Lage am US-Immobilienmarkt bessert sich, glaubt die DekaBank und prognostiziert beim Hausmarktindex 23 Punkte nach 20 im Vormonat.
Dienstag, 20. Dezember
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Dezember. Vom Münchener ifo-Institut ist in der Berichtswoche kein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk zu erwarten, meint die Helaba. Der Geschäftsklimaindex werde nach der Erholung im Vormonat voraussichtlich zurückgehen. Der Tiefpunkt dürfte den Analysten zufolge erst im Frühjahr 2012 erreicht werden.
14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne/Wohnbaugenehmigungen November. Die DekaBank rechnet mit einer moderaten Aufwärtsbewegung.
Mittwoch, 21. Dezember
Japan: Bank of Japan Sitzungsergebnis.
16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser November. Die Lage am Immobilienmarkt ist weiterhin gedämpft, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt, auch in den kommenden Monaten sei keine Trendwende in Sicht. Für die Verkäufe bestehender Häuser rechnen die Analysen im November mit annualisiert 4,5 Millionen nach 4,97 im Vormonat.
Freitag, 23. Dezember
14.30 Uhr. USA: Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter November. Aufgrund ungewöhnlich hoher Ordereingänge bei Boeing erwartet die DekaBank einen überdurchschnittlich hohen Anstieg der Auftragseingänge. Ohne diesen Sondereffekt habe sich das Orderniveau im November aber wohl kaum verändert.
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben November. Die persönlichen Einnahmen sowie die Ausgaben der privaten US-Haushalte dürften im November jeweils um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen sein, erklärt die DekaBank. Der eher schwache Einkommensgewinn resultierte aus einer verhaltenen Lohnentwicklung.
16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe November.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 19. Dezember 2011/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
So mancher Börsianer blickt in der Vorweihnachtswoche neidvoll in Richtung USA, wo sich das konjunkturelle Bild in den vergangenen Wochen deutlich aufgehellt hat. Das zeigt sich auch an den Aktienkursen, etwa hat der Dow Jones seit Jahresanfang um 2,5 Prozent zugelegt.
Dem alten Kontinent droht hingegen nach Einschätzung vieler Experten eine Rezession, vor allem aber lastet die Schuldenkrise weiter auf den Märkten. Am Freitag sorgte die Warnung der Ratingagentur Fitch, Frankreich sowie weitere Euroländer herunterzustufen, für erneute Aufruhr. 'Insgesamt wird die Volatilität an den Aktien-, Renten- und Devisenmärkten hoch bleiben', kommentiert Claudia Windt von der Helaba. Eine vorweihnachtliche Ruhe und Gelassenheit werde wohl nicht einkehren.
Tod von Kim Jong Il im Fokus
Der DAX verzeichnete in der vergangenen Woche Einbußen von 4,8 Prozent, seit Jahresanfang beläuft sich das Minus damit auf rund 18 Prozent. Heute Morgen liegt das deutsche Aktienbarometer bei 5.705 Punkten nahezu unverändert.
Die Vorgaben aus Asien sind negativ: Der Tod des koreanischen Machthabers Kim Jong Il führte zu Verlusten. Der Euro, der in der vergangenen Woche unter die Marke von 1,30 US-Dollar gerutscht ist, notiert aktuell nur knapp darüber.
Trübe Konjunkturaussichten
Die Schuldenkrise wird laut Landesbank Berlin auch weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Märkten schweben. 'Die angestoßene Fiskalintegration geht in die richtige Richtung, jedoch bedarf es begleitend einer Verstärkung der kurzfristigen Maßnahmen.' DAX und EuroStoxx 50 würden sich daher weiter äußerst schwankungsanfällig zeigen. Zunächst überwögen die Abwärtsrisiken, da auch der Konjunkturausblick trübe sei. 'Zwar haben sich die US-Perspektiven tendenziell aufgehellt, die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum und in China verharrten aber unter den Wachstumsschwellen, was - gepaart mit den Haushaltskonsolidierungen - eine schwache Wirtschaftsentwicklung erwarten lässt.'
Chancen für DAX schlecht
Die Euro-Krise bleibt auch in der Vorweihnachtswoche das dominierende Thema, meint auch Robert Halver von der Baader Bank. 'Insofern ist das deutsche Aktienbild weiter bearish zu werten.' So sei das kurzfristige Aufholpotenzial nicht ausgeschöpft worden, da die markante Unterstützung bei 5.750 Punkten nicht verteidigt werden konnte. Weitere Anschlussverkäufe bis zu 5.700 Punkte oder sogar 5.570 und 5.466 Punkte seien möglich. 'Mit einer Jahresendrallye ist dann zu rechnen, wenn die Widerstände bei 6.000 Punkten sowie im Bereich zwischen 6.150 und 6.200 Punkten geknackt werden.'
Weiteres Minus bis 5.366 Zähler möglich
Auch Ralf Umlauf von der Helaba sieht wenig Anlass zu Optimismus. 'Der Blick auf den Wochenchart offenbart, dass sich der DAX nach dem Kurssturz im dritten Quartal noch immer in der Stabilisierungsphase befindet', erklärt der technische Analyst. Aufwärtsdynamik sei bisher nicht entwickelt worden. 'Die technischen Indikatoren geben gemischte Signale, mahnen insgesamt vor allem auf Tagesbasis aber zur Vorsicht.' Ein weiterer Rücksetzer bis 5.366 Punkte könne nicht ausgeschlossen werden.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 19. Dezember
16.00 Uhr. USA: NAHB Hausmarktindex Dezember. Die Lage am US-Immobilienmarkt bessert sich, glaubt die DekaBank und prognostiziert beim Hausmarktindex 23 Punkte nach 20 im Vormonat.
Dienstag, 20. Dezember
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Dezember. Vom Münchener ifo-Institut ist in der Berichtswoche kein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk zu erwarten, meint die Helaba. Der Geschäftsklimaindex werde nach der Erholung im Vormonat voraussichtlich zurückgehen. Der Tiefpunkt dürfte den Analysten zufolge erst im Frühjahr 2012 erreicht werden.
14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne/Wohnbaugenehmigungen November. Die DekaBank rechnet mit einer moderaten Aufwärtsbewegung.
Mittwoch, 21. Dezember
Japan: Bank of Japan Sitzungsergebnis.
16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser November. Die Lage am Immobilienmarkt ist weiterhin gedämpft, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt, auch in den kommenden Monaten sei keine Trendwende in Sicht. Für die Verkäufe bestehender Häuser rechnen die Analysen im November mit annualisiert 4,5 Millionen nach 4,97 im Vormonat.
Freitag, 23. Dezember
14.30 Uhr. USA: Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter November. Aufgrund ungewöhnlich hoher Ordereingänge bei Boeing erwartet die DekaBank einen überdurchschnittlich hohen Anstieg der Auftragseingänge. Ohne diesen Sondereffekt habe sich das Orderniveau im November aber wohl kaum verändert.
14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben November. Die persönlichen Einnahmen sowie die Ausgaben der privaten US-Haushalte dürften im November jeweils um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen sein, erklärt die DekaBank. Der eher schwache Einkommensgewinn resultierte aus einer verhaltenen Lohnentwicklung.
16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe November.
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© 19. Dezember 2011/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)