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Börse Frankfurt-News: Anleger suchen Geborgenheit (Anleihen)

Veröffentlicht am 30.03.2012, 15:40
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. März 2012. Als sicher geltende Bundesanleihen haben bei Anlegern mehr Anziehungskraft und sorgen für eine Ausweitung der Spreads zu manchen Bonds der Euro-Peripherie.

Nach der Erleichterung über die Umschuldung Griechenlands rücken nun die Sorgen Spaniens und Portugals erneut ins Blickfeld der Anleger. 'In der vergangenen Woche sind die Ängste um die Euroschuldenkrise verstärkt an den Markt zurückgekehrt', berichtet etwa ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Die spanischen und italienischen Gewerkschaften wehrten sich beharrlich gegen Reformen und Sparanstrengungen. Insbesondere der spanischen Regierung legten die Europäer nahe, Hilfen aus dem Rettungsschirm EFSF zur dauerhaften Stabilisierung des maroden Sparkassensektors in Anspruch zu nehmen', erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Zudem habe die US-Großbank Morgan Stanley in ihrer jüngsten Studie den Ausblick im laufenden Jahr für Italien, Spanien, Portugal und Griechenland weiter nach unten korrigiert und stelle auch deshalb eine erneute Senkung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank in Aussicht.

Dass die Schuldenkrise im Euroraum keineswegs bereits abgehakt werden könne, erkenne man zudem am Ruf nach immer größeren Euro-Rettungsschirmen. 'Die Diskussionen suggerieren, dass die Politik die Lage intern weit kritischer einschätzt als extern kommuniziert wird', bemerkt die Hellwig Wertpapierhandelsbank. 'Da klaffen Wunsch und Wirklichkeit wohl deutlich auseinander', meint auch Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Im besten Fall werde das Kreditvolumen in einer Übergangszeit auf 700 Milliarden Euro anwachsen. Das Risiko für den deutschen Steuerzahler erhöhe sich damit bis Sommer 2013 von bisher 211 Milliarden Euro auf bis zu 280 Milliarden Euro, wie Klaus Stopp von der Baader Bank errechnet. 'Und dies bleibt uns für 30 Jahre erhalten.'

Anleger honorieren Portugals Sparbemühungen

An der Entwicklung des Renditeabstands portugiesischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen sei abzulesen, dass Investoren nach Verlässlichkeit Ausschau hielten. 'Eingehaltene Sparversprechen Portugals wurden belohnt', berichtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Etwa hätten sich die Spreads fünfjähriger Bonds im Vergleich zu vergleichbaren deutschen Staatsanleihen im Laufe der vergangenen Woche um 170 Basispunkte verringert. Bei zehnjährigen spanischen und italienischen Staatsanleihen hingegen lägen die Renditen wieder deutlich über 5 Prozent.

EU-Sparplan vor Volksabstimmung in Irland

Als einziger europäischer Mitgliedsstaat lasse Irland die Bevölkerung am 31. Mai über den EU-Fiskalpakt für eine strengere Haushaltsdisziplin abstimmen. Neben Großbritannien und Tschechien könnte auch der kleine Inselstaat gegen die Vereinbarung stimmen. 'Der Fiskalpakt wird zwar auch ohne Irland in Kraft treten, doch wird eine Ablehnung den Zugang zu dem neuen Rettungsfonds der EU, dem European Stability Mechanism, verhindern', gibt Stopp zu bedenken. Interessant werde, wie sich die EU-Lenker nach einem 'Nein' verhalten werden.

Bund-Future im Aufwind

Dem Euro-Bund-Future hätten die lauter werdenden Diskussionen um die Euro-Schuldenkrise in der vergangenen Woche auf die Sprünge geholfen. 'Das deutsche Rentenbarometer konnte seine Erholung aus der Vorwoche fortsetzen und ist wieder an die obere Grenze des seit 6 Monaten bestehenden Trendkanals zurückgekehrt', beobachtet die Hellwig Wertpapierhandelsbank. 'Damit verbunden ist ein Rückgang der zehnjährigen Renditen bei hiesigen Staatsanleihen um etwa zehn Basispunkte auf aktuell 1,80 Prozent.'

Die Flucht in vermeintlich risikoarme Bundesanleihen sei durch zuletzt niedrige Arbeitslosenzahlen und einen erneut gestiegenen IFO-Geschäftsklimaindex untermauert worden. Dabei wachse mit den steigenden Ausfallrisiken in der EU-Peripherie und den damit verbundenen Bürgschaften auch das Risiko für die Bundesrepublik. 'Wie hoch ist die Sicherheit in einem untergehenden Schiff ohne Rettungsboote, wenn man in der obersten Kabine untergebracht ist', stellt der Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank in den Raum.

Technisch weiter gen Norden

Die technischen Aussichten des deutschen Rentenbarometers hätten sich zuletzt sichtlich aufgehellt. Derzeit komme dem Bereich zwischen 136,55 und 137,75 Prozent besondere Bedeutung zu, wie Stopp analysiert. Sollte die aus mehreren Tiefstständen im Februar und März entstandene Trendlinie bei 137,75 Prozent nachhaltig überwunden werden, blickten Technische Analysten auf 138,50 Prozent. In diesem Fall sei zudem ein erneuter Test der Marke von 139,06 Prozent möglich. Auf der unteren Seite spiele die derzeit intakte Unterstützungslinie bei 136,55 Prozent eine Rolle. Wenn diese nachhaltig durchbrochen würde, stellt Stopp ein Abrutschen auf 135,60 Prozent in Aussicht.

Neue Griechenlandanleihen beliebt

Nach dem ersten Teil des Anleihenumtauschs stehe Griechenland nun vor der nächsten Umtauschphase, für die eine Fristverlängerung bis zum 4. April gelte. 'Das deutet auf Schwierigkeiten bei der Rettung der Hellenen hin', meint Stopp. Im Handel spricht Gregor Daniel von Käufen bei den neuen Griechenlandanleihen mit Fälligkeiten im Jahr 2023 (WKN A1G1UA), 2029 (WKN A1G1UG) und 2030 (WKN A1G1UH). Andere 'Neue' hingegen stünden tendenziell auf den Verkaufslisten.

Nachranganleihen von Banken im Blick

Auch in dieser Woche registriert die Hellwig Wertpapierhandelsbank reges aber ausgeglichenes Anlegerinteresse etwa an zwei Nachranganleihen der Commerzbank (WKNs CB83HX, CB83CE). Erstere sei mit einer Stückelung ausgestattet von 1.000 und einer Laufzeit bis 14.März 2017 ausgestattet.

Pleiderer rutscht weiter ab

Nach der gescheiterten Restrukturierung und der damit verbundenen Insolvenz des Unternehmens habe die Hybridanleihe der Pfleiderer AG (WKN A0NTX1) mit einem Kupon von 7,125 Prozent stark verloren und notiert aktuell bei rund 0,8 Prozent. Bereits zuvor hätten sich die Kurse auf niedrigstem Niveau bewegt.

Celsio-Anleihe uneinheitlich

Nach der Ankündigung des Pharmagroßhändlers Celesio, sich von der Internet-Versandapotheke DocMorris zu trennen, haben Anleger eine bis Oktober 2017 laufenden Celesio-Anleihe (WKN A1AWC7) zunächst verstärkt abgestoßen, wie Daniel meldet. Im Wochenverlauf sei das Wertpapier indes wieder auf Erholungskurs gegangen, notiere per Saldo auf Wochensicht dennoch im Minus. Kursverluste habe es bei einigen argentinischen Anleihen gegeben. Die Hellwig Wertpapierhandelsbank führt dies auf die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme im Inneren des Landes und die mögliche Verwicklung des Vizepräsidenten Boudou in einen Korruptionsskandal zurück.

Total unter Druck

Bei Unternehmensanleihen von Total sei nach Bekanntwerden der Probleme mit einer Plattform in der Nordsee Verkaufsdruck entstanden. 'Ausströmendes Gas an einer Ölplattform in der Nordsee könnte explodieren und eine Katastrophe auslösen', berichtet Brunner.

Spätere Änderung nicht ausgeschlossen

Einen Rückschlag bei der Restrukturierung seiner Anleihe (WKN A1H3JZ) habe die Baumarktkette Praktiker hinnehmen müssen. 'Anleger haben der geplanten Zinssenkung von 5,875 Prozent eine Absage erteilt', berichtet die Hellwig Wertpapierhandelsbank. Ermöglicht werde diese Vorgehensweise durch das hiesige Schuldverschreibungs-Gesetz. Demnach können für nach deutschem Recht begebene Schuldverschreibungen durch Mehrheitsbeschlüsse der Gläubiger bei einer Mindestbeteiligung von 50 Prozent die Anleihebedingungen für alle Gläubiger derselben Anleihe nachträglich geändert werden. 'Für gedeckte Pfandbriefe oder Anleihen des Bundes, der Länder und Gemeinden gilt dieses Gesetz nicht', weiß Stopp.

Es gebe aber durchaus Anwendungsmöglichkeiten für dieses Gesetz. Vor wenigen Tagen seien Besitzer der Anleihe CCG Cool Chain Group Holding AG (WKN A0KAH3) zu einer Gläubigerversammlung eingeladen worden, um am 5. April 2012 über eine Veränderung der Fälligkeit der Hauptforderung zu entscheiden.

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© 30. März 2012 / Iris Merker

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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