FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. Februar 2015 Anleger blicken derzeit wenig über den Tellerrand und positionieren sich weiterhin bevorzugt in europäischen Aktien. Auch Gewinnmitnahmen kommen zum Tragen.
Abermals steht Athen mit seinen Schulden im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Die am heutigen Morgen eingereichte Liste der Reformvorschläge Griechenlands muss Presseberichten zufolge nachgebessert werden. Dabei will Brüssel bereits heute eine Entscheidung über eine Verlängerung des Hilfsprogramms treffen.
Anleger nehmen eine Einigung schon mal vorweg und setzen mit nahezu ausschließlich Käufen auf eine Erholung der Bankenbranche (WKNs 628930, A0F5UJ), wie Frank Mohr berichtet. "Banken-ETFs gehören bei uns auf Wochensicht zu den meist gehandelten Werten", meldet der ETF-Spezialist der Commerzbank, was sonst eher selten vorkomme. Mit der sich abzeichnenden Lösung rückten die mit einer Pleite Griechenlands verbundenen potenziellen Verluste für den Finanzsektor in den Hintergrund. "Im Vergleich zu anderen Bereichen sind Bankaktien immer noch niedrig bewertet, weshalb es im Finanzsektor Aufholpotenzial gibt", urteilt Mohr.
Europa im Fokus
Unterdessen gönnt sich so mancher ETF-Anleger mit Blick auf europäische Werte eine Verschnaufpause. Zwar stünden DAX- (WKN 593393, DBX1DA, ETF001) und Euro Stoxx 50-Tracker (WKNs 593395, ETFL02, DBX1EU) nach wie vor im Mittelpunkt des Interesses. Allerdings streiche so mancher Investor lieber seine Gewinne glatt.
"Bei ansehnlichen 35.000 Trades gibt es in der vergangenen Woche einen leichten Verkaufsüberhang", berichtet Mohr. Ins Bild der Verhandlungserfolge zwischen Athen und der Eurogruppe passe die Vorliebe für MSCI EMU-Produkte (WKNs A0BK6R, A0REJN, A0X97X), die tendenziell in den Anlegerdepots landeten.
Marcel Sattler bestätigt diesen Trend. Neben Bluechip-Indizes der Euroländer kämen Euro Stoxx 50- und DAX-Produkte (WKNs ETFL01, ETFL06) bei den Kunden der ICF Bank am häufigsten zum Tragen. "Wir hatten hier einen deutlichen Kaufüberhang und nur wenige Abflüsse." Europäische Aktien außerhalb der Währungsunion würden ebenfalls gesucht. Mit ETFs, die an den MSCI Europe ex EMU (WKN ETFL45, A0RL8Y, A0YF2V) gekoppelt sind, könnten Anleger zum Beispiel in rund 200 Unternehmen aus fünf Ländern investieren, die nicht der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion angehören.
Technisch noch Luft nach oben
Für Charttechniker ist das Ende der DAX-Fahnenstange im Übrigen noch nicht erreicht. "Die gestrige DAX-Rekorderöffnung bei 11.150 Punkten zeigt, dass der Markt noch über Potential für weitere Kursanstiege verfügt", meint Jörg Scherer von der HSBC mit Blick auf die DAX-Perspektive. Auf Tages-, Wochen- und Monatsbasis würden die technischen Indikatoren eine freundliche Tendenz ausweisen und ließen so keinen Zweifel an der übergeordneten Kursrichtung.
US-Aktien werden abgegeben
Nach wie vor eher abgestoßen werden laut Mohr Tracker von US-Unternehmen. Etwa kämen S&P 500- (WKN 622391), MSCI Nordamerika- (WKNs A0J201) und MSCI USA-ETFs (WKN A0JMFG) in Summe aus den Depots raus.
Rege gehandelt und unterm Strich gekauft würden japanische Aktien im MSCI Japan (WKNs ETFL30, A0REJW).
Ölwerte gesucht
Neben der Bankenbranche konzentrieren sich Anleger im Handel mit Branchen-ETFs auf Ölwerte, wie Mohr berichtet. Zudem würden Rohstoff-ETFs an Attraktivität gewinnen. "Rund 4 Prozent unserer ETF-Umsätze entfallen auf diesen Bereich."
Allerdings hat Öl in der vergangenen Woche nach dem Zuwachs wieder Federn lassen müssen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent wird heute zu 59,34 US-Dollar gehandelt. Vor einer Woche lag der Preise bei über 62 US-Dollar. Nach knapp 54 Dollar liegt die US-Sorte WTI derzeit wieder unter 50 US-Dollar.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG© 24. Februar 2015
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