FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 2. November 2012. Vor den US-Wahlen scheinen Anleger auf die Sicherheit von Bundesanleihen zu setzen und schicken den Bund-Future zwischenzeitlich über die Marke von 142 Prozent.
Wirbelsturm Sandy und der Feiertag in einigen Bundesländern hat laut Anleihespezialisten für eine eher ruhige Woche im Rentenhandel gesorgt. 'Aktives Warten auf Impulse für Anlageideen', nennt etwa Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft das derzeitige Verharren der Investoren.
'Angesichts einer Rekordarbeitslosigkeit von 11,6 Prozent im Euroraum waren Rentenpapiere wieder stärker gefragt', meldet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. 'Der Bund-Future konnte kurzzeitig gar die Marke von 142 Prozent erneut überwinden.' Nutznießer sei der Bund. Beispielsweise sei eine 30-jährige Bundesanleihe im Rahmen einer Auktion am vergangenen Mittwoch für eine Rendite von lediglich 2,34 Prozent über den Tisch gegangen. 'Für eine Tranche von 2 Milliarden Euro lagen Gebote von über 4,5 Milliarden Euro vor.'
Iren streben zurück an den Kapitalmarkt
In Irland laufen die Vorbereitungen für die früher als ursprünglich geplante vollständige Rückkehr an den Kapitalmarkt auf hohen Touren, wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank bemerkt. 85 Milliarden Euro Hilfsgelder habe Irland aus dem Rettungsschirm bislang erhalten und die damit verbundenen Vorgaben der internationalen Geldgeber immer vorbildlich erfüllt. Trotzdem fänden auch die Iren nur schwer aus der Krise heraus und hofften deshalb auf weitere Finanzspritzen aus dem ESM über das Jahr 2013 hinaus.
Griechenland hofft auf neuen Schuldenschnitt
Die Forderung des Internationalen Währungsfonds nach einem Schuldenschnitt für die öffentlichen Gläubiger Griechenlands bereitet nach Ansicht von Klaus Stopp insbesondere der deutschen Regierung Kopfschmerzen. 'Kommt es tatsächlich zu diesem Schritt, macht es das Haushaltsrecht der Bundesregierung unmöglich, den Griechen weitere Kredite zu gewähren.' Prinzipiell dürften Darlehen vom Bund nur im Falle eines unwahrscheinlichen Schadeneintritts vergeben werden.
Weitere Belastung
Schreibe die Eurozone tatsächlich die Hälfte ihrer Forderungen an Griechenland ab, muss Deutschland auf weitere rund 17,5 Milliarden Euro verzichten, wie Stopp berechnet. 7,5 Milliarden Euro bekäme die KfW-Bankengruppe, für den europäischen Rettungsfonds EFSF würden 10 Milliarden Euro fällig. In diesem Fall könne die hiesige Regierung die geplante Schuldenbremse für 2013 trotz Steuermehreinnahmen vergessen, auch rücke ein ausgeglichener Staatshaushalt damit in weitere Ferne als das angestrebte Jahr 2014.
Eine neue europäischen Baustelle ist für Stopp Frankreich: Nullwachstum in diesem Jahr, ein Rekordstand von drei Millionen Arbeitslosen und ein IWF, der davon ausgeht, dass das Land seine Defizitziele verfehlen wird. 'Ist Frankreich womöglich nach Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien der nächste Patient im Euroraum', fragt der Rentenspezialist der Baader Bank. 'Die Risikoprämien an den Kreditmärkten haben wie ein Fieberthermometer reagiert.' Französische Prämien für Credit Default Swaps lägen gegenwärtig beim Dreifachen dessen, was Deutschland bezahle. 'Der Patient hat zwar Temperatur, aber noch kein Fieber', bewertet Stopp die schwachen Konjunkturdaten der Franzosen.
Euro stabil
Bewegungsarm gehe es derzeit beim Währungspaar Euro und US-Dollar zu, der Euro kostet aktuell knapp 1,29 US-Dollar. 'Seit einiger Zeit zeigt sich die Gemeinschaftswährung abhängig von der allgemeinen Risikoneigung der Marktteilnehmer', beobachtet Ralf Umlauf von der Helaba. Nehme diese zu, präsentiere sich der Euro oftmals fester. Robuste US-Arbeitsmarktzahlen hätten zwar das Zeug, dem US-Dollar trotz sinkender Risikoaversion Aufwind zu geben. Bei den heutigen Veröffentlichungen rechne Umlauf aber kaum mit einer Überraschung, weshalb er ihren Einfluss als eher gering einschätzt.
Unternehmensanleihen beliebt wie nie
Auch wenn die Emissionslust der Konzerne gerade zu pausieren scheint, rangiert das Segment auf der Beliebtheitsskala der Investoren weit oben. Dies ergibt eine Analyse der BayernLB, nach der im dritten Quartal 2012 Corporate Bonds in Euro im Volumen von rund 67 Milliarden Euro begeben worden seien. Die Bayern sprechen von dem viertstärksten Quartal in der Geschichte dieser Anlageform. Seit Jahresbeginn seien insgesamt Unternehmensanleihen im Wert von über 172 Milliarden Euro emittiert worden.
SAF-Holland gefragt
Eine davon ist die Anleihe von SAF-Holland (WKN A1HA97), die es laut Brunner bei ICF Kursmakler in dieser Woche zum Umsatzspitzenreiter geschafft hat 'Innerhalb von zwei Wochen hat die Anleihe um 5 Prozent zugelegt.' Am gestrigen Donnerstag ist die mit einem jährlichen Kupon von 7 Prozent ausgestattete und am 26. April 2018 fällig werdende Anleihe in den Prime Standard für Anleihen aufgenommen worden.
© 2. November 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Wirbelsturm Sandy und der Feiertag in einigen Bundesländern hat laut Anleihespezialisten für eine eher ruhige Woche im Rentenhandel gesorgt. 'Aktives Warten auf Impulse für Anlageideen', nennt etwa Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft das derzeitige Verharren der Investoren.
'Angesichts einer Rekordarbeitslosigkeit von 11,6 Prozent im Euroraum waren Rentenpapiere wieder stärker gefragt', meldet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. 'Der Bund-Future konnte kurzzeitig gar die Marke von 142 Prozent erneut überwinden.' Nutznießer sei der Bund. Beispielsweise sei eine 30-jährige Bundesanleihe im Rahmen einer Auktion am vergangenen Mittwoch für eine Rendite von lediglich 2,34 Prozent über den Tisch gegangen. 'Für eine Tranche von 2 Milliarden Euro lagen Gebote von über 4,5 Milliarden Euro vor.'
Iren streben zurück an den Kapitalmarkt
In Irland laufen die Vorbereitungen für die früher als ursprünglich geplante vollständige Rückkehr an den Kapitalmarkt auf hohen Touren, wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank bemerkt. 85 Milliarden Euro Hilfsgelder habe Irland aus dem Rettungsschirm bislang erhalten und die damit verbundenen Vorgaben der internationalen Geldgeber immer vorbildlich erfüllt. Trotzdem fänden auch die Iren nur schwer aus der Krise heraus und hofften deshalb auf weitere Finanzspritzen aus dem ESM über das Jahr 2013 hinaus.
Griechenland hofft auf neuen Schuldenschnitt
Die Forderung des Internationalen Währungsfonds nach einem Schuldenschnitt für die öffentlichen Gläubiger Griechenlands bereitet nach Ansicht von Klaus Stopp insbesondere der deutschen Regierung Kopfschmerzen. 'Kommt es tatsächlich zu diesem Schritt, macht es das Haushaltsrecht der Bundesregierung unmöglich, den Griechen weitere Kredite zu gewähren.' Prinzipiell dürften Darlehen vom Bund nur im Falle eines unwahrscheinlichen Schadeneintritts vergeben werden.
Weitere Belastung
Schreibe die Eurozone tatsächlich die Hälfte ihrer Forderungen an Griechenland ab, muss Deutschland auf weitere rund 17,5 Milliarden Euro verzichten, wie Stopp berechnet. 7,5 Milliarden Euro bekäme die KfW-Bankengruppe, für den europäischen Rettungsfonds EFSF würden 10 Milliarden Euro fällig. In diesem Fall könne die hiesige Regierung die geplante Schuldenbremse für 2013 trotz Steuermehreinnahmen vergessen, auch rücke ein ausgeglichener Staatshaushalt damit in weitere Ferne als das angestrebte Jahr 2014.
Eine neue europäischen Baustelle ist für Stopp Frankreich: Nullwachstum in diesem Jahr, ein Rekordstand von drei Millionen Arbeitslosen und ein IWF, der davon ausgeht, dass das Land seine Defizitziele verfehlen wird. 'Ist Frankreich womöglich nach Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien der nächste Patient im Euroraum', fragt der Rentenspezialist der Baader Bank. 'Die Risikoprämien an den Kreditmärkten haben wie ein Fieberthermometer reagiert.' Französische Prämien für Credit Default Swaps lägen gegenwärtig beim Dreifachen dessen, was Deutschland bezahle. 'Der Patient hat zwar Temperatur, aber noch kein Fieber', bewertet Stopp die schwachen Konjunkturdaten der Franzosen.
Euro stabil
Bewegungsarm gehe es derzeit beim Währungspaar Euro und US-Dollar zu, der Euro kostet aktuell knapp 1,29 US-Dollar. 'Seit einiger Zeit zeigt sich die Gemeinschaftswährung abhängig von der allgemeinen Risikoneigung der Marktteilnehmer', beobachtet Ralf Umlauf von der Helaba. Nehme diese zu, präsentiere sich der Euro oftmals fester. Robuste US-Arbeitsmarktzahlen hätten zwar das Zeug, dem US-Dollar trotz sinkender Risikoaversion Aufwind zu geben. Bei den heutigen Veröffentlichungen rechne Umlauf aber kaum mit einer Überraschung, weshalb er ihren Einfluss als eher gering einschätzt.
Unternehmensanleihen beliebt wie nie
Auch wenn die Emissionslust der Konzerne gerade zu pausieren scheint, rangiert das Segment auf der Beliebtheitsskala der Investoren weit oben. Dies ergibt eine Analyse der BayernLB, nach der im dritten Quartal 2012 Corporate Bonds in Euro im Volumen von rund 67 Milliarden Euro begeben worden seien. Die Bayern sprechen von dem viertstärksten Quartal in der Geschichte dieser Anlageform. Seit Jahresbeginn seien insgesamt Unternehmensanleihen im Wert von über 172 Milliarden Euro emittiert worden.
SAF-Holland gefragt
Eine davon ist die Anleihe von SAF-Holland (WKN A1HA97), die es laut Brunner bei ICF Kursmakler in dieser Woche zum Umsatzspitzenreiter geschafft hat 'Innerhalb von zwei Wochen hat die Anleihe um 5 Prozent zugelegt.' Am gestrigen Donnerstag ist die mit einem jährlichen Kupon von 7 Prozent ausgestattete und am 26. April 2018 fällig werdende Anleihe in den Prime Standard für Anleihen aufgenommen worden.
© 2. November 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)