FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 29. März 2012. Während sich durch das Leck in der Nordsee-Gasplattform eine neue Umweltkatastrophe anbahnt, nehmen Aktionäre der Betreiberfirma Total Reißaus. H&M schwächelt unterdessen nach enttäuschenden Quartalszahlen, Finmeccanica behauptet sich hingegen.
Nach einem erfreulichen Wochenauftakt haben auch in dieser Woche die Konjunkturpessimisten wieder die Oberhand errungen. Die Stimmung ist zweifelsohne mittlerweile etwas gedämpft. Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler verweist auf die verschlechterte Nachrichtenlage: 'Das Geldmengenwachstum in der Eurozone hat sich im Februar überraschend beschleunigt, der Einkaufsmanagerindex in China weist auf eine nachlassende Dynamik hin und der hohe Ölpreis schürt Sorgen um eine Abkühlung des Konsums.'
Während in den vergangenen Tagen die chinesischen Börsen von deutlichen Verlusten geprägt waren - etwa gab der Hongkonger Hang Seng-Index innerhalb einer Woche um 6 Prozent nach, wie Vorhauser anmerkt - ging es in Europa und den USA eher seitwärts. Von Ausverkauf kann keine Rede sein. 'Die Umsätze sind stark zurückgegangen', berichtet der Händler und spricht von einem 'lustlosen Handel'. 'Es ist weniger los', meint auch Robert Stadler von der Baader Bank. Er nennt ebenfalls die wieder gestiegene Unsicherheit um die Konjunktur als Grund. 'Dabei ist die Lage gar nicht so schlecht. Vielleicht waren die Erwartungen einfach schon zu hoch.'
Absturz bei Total
Sicherlich nicht unbegründete Sorgen hat der französische Total-Konzern seit dem Bekanntwerden eines Lecks an der Gasplattform Elgin in der Nordsee am vergangenen Sonntag. Die undichte Stelle ist zwar mittlerweile gefunden, bis zur Schließung des Lecks könnten aber noch Monate vergehen. 'Es deutet sich eine Umweltkatastrophe an. Erinnerungen an das BP-Drama im Golf von Mexiko werden wach', erklärt Vorhauser. Bis gestern verlor die Total-Aktie (WKN 850727) jedenfalls 10 Prozent ihres Werts. 'Während sie Anfang der Woche noch bei fast 41 Euro notierte, sind es jetzt nur noch 37.'
H&M mit Einbußen
Nicht gut an kamen die Quartalszahlen des schwedischen Modekonzerns H&M für das Ende Februar abgelaufene erste Quartal. 'Analysten hatten beim Vorsteuerergebnis mit 4,2 Milliarden schwedischen Kronen gerechnet, es waren aber nur 3,7 Milliarden', meldet Stadler. Die starke Krone sowie steigende Kosten, etwa für Baumwolle und Löhne, hätten den Schweden einen Strich durch die Rechnung gemacht. 'Der Umsatz ist allerdings in Ordnung, H&M setzt seinen Expansionskurs fort', ergänzt der Händler. Die Aktie (WKN 872318) gibt heute aber 4,5 Prozent ab.
Tiefrote Zahlen bei Finmeccanica
Nichts anhaben können schlechte Unternehmenszahlen hingegen dem italienischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Finmeccanica (WKN A0ETQX). 'Der Nettoverlust beläuft sich für 2011 auf 2,3 Milliarden Euro, vor allem aufgrund sinkender Rüstungsausgaben des italienischen Staats', erklärt Stadler. Allerdings seien diverse Restrukturierungsmaßnahmen geplant, etwa Verkäufe im Bahntechnikbereich. Das honorieren Anleger offenbar: 'Die Aktie kletterte von 3,40 Euro Anfang der Woche auf aktuell 4,20 Euro.'
Bessere Aussichten beflügeln Dongfeng
Etwas erholen konnte sich der Aktienkurs des chinesischen Autobauers Dongfeng nach Veröffentlichung der Zahlen für 2011. Diese enttäuschten zwar: Der Gewinn gab um 4,6 Prozent nach, der Absatz sank um 5,2 Prozent, wie Vorhauser berichtet. 'Für dieses Jahr sind die Aussichten aber schon viel besser. Dongfeng hat aufgrund seiner Joint Ventures mit Nissan und Honda sehr unter der Erdbebenkatastrophe in Japan gelitten.' Die Aktie (WKN A0M4XY), die am Dienstag an der Börse Frankfurt noch 1,27 Euro kostete, geht heute jedenfalls zu 1,37 Euro über den Tisch, Mitte Februar waren es allerdings noch 1,54 Euro.
Walgreen mit schlechten Zahlen
Trotz Gewinnrückgang gefragt war die Aktie der US-amerikanischen Drogeriekette Walgreen. 'Der Umsatz im zweiten Quartal 2011/2012 legte leicht zu, der Gewinn brach aber um 8 Prozent ein. Vor allem das Ende der Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdienstleister Express Scripts machte Walgreen zu schaffen', erläutert Vorhauser. Die Aktie (WKN 855826) wird heute zu 25,90 Euro gehandelt.
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© 29. März 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Nach einem erfreulichen Wochenauftakt haben auch in dieser Woche die Konjunkturpessimisten wieder die Oberhand errungen. Die Stimmung ist zweifelsohne mittlerweile etwas gedämpft. Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler verweist auf die verschlechterte Nachrichtenlage: 'Das Geldmengenwachstum in der Eurozone hat sich im Februar überraschend beschleunigt, der Einkaufsmanagerindex in China weist auf eine nachlassende Dynamik hin und der hohe Ölpreis schürt Sorgen um eine Abkühlung des Konsums.'
Während in den vergangenen Tagen die chinesischen Börsen von deutlichen Verlusten geprägt waren - etwa gab der Hongkonger Hang Seng-Index innerhalb einer Woche um 6 Prozent nach, wie Vorhauser anmerkt - ging es in Europa und den USA eher seitwärts. Von Ausverkauf kann keine Rede sein. 'Die Umsätze sind stark zurückgegangen', berichtet der Händler und spricht von einem 'lustlosen Handel'. 'Es ist weniger los', meint auch Robert Stadler von der Baader Bank. Er nennt ebenfalls die wieder gestiegene Unsicherheit um die Konjunktur als Grund. 'Dabei ist die Lage gar nicht so schlecht. Vielleicht waren die Erwartungen einfach schon zu hoch.'
Absturz bei Total
Sicherlich nicht unbegründete Sorgen hat der französische Total-Konzern seit dem Bekanntwerden eines Lecks an der Gasplattform Elgin in der Nordsee am vergangenen Sonntag. Die undichte Stelle ist zwar mittlerweile gefunden, bis zur Schließung des Lecks könnten aber noch Monate vergehen. 'Es deutet sich eine Umweltkatastrophe an. Erinnerungen an das BP-Drama im Golf von Mexiko werden wach', erklärt Vorhauser. Bis gestern verlor die Total-Aktie (WKN 850727) jedenfalls 10 Prozent ihres Werts. 'Während sie Anfang der Woche noch bei fast 41 Euro notierte, sind es jetzt nur noch 37.'
H&M mit Einbußen
Nicht gut an kamen die Quartalszahlen des schwedischen Modekonzerns H&M für das Ende Februar abgelaufene erste Quartal. 'Analysten hatten beim Vorsteuerergebnis mit 4,2 Milliarden schwedischen Kronen gerechnet, es waren aber nur 3,7 Milliarden', meldet Stadler. Die starke Krone sowie steigende Kosten, etwa für Baumwolle und Löhne, hätten den Schweden einen Strich durch die Rechnung gemacht. 'Der Umsatz ist allerdings in Ordnung, H&M setzt seinen Expansionskurs fort', ergänzt der Händler. Die Aktie (WKN 872318) gibt heute aber 4,5 Prozent ab.
Tiefrote Zahlen bei Finmeccanica
Nichts anhaben können schlechte Unternehmenszahlen hingegen dem italienischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Finmeccanica (WKN A0ETQX). 'Der Nettoverlust beläuft sich für 2011 auf 2,3 Milliarden Euro, vor allem aufgrund sinkender Rüstungsausgaben des italienischen Staats', erklärt Stadler. Allerdings seien diverse Restrukturierungsmaßnahmen geplant, etwa Verkäufe im Bahntechnikbereich. Das honorieren Anleger offenbar: 'Die Aktie kletterte von 3,40 Euro Anfang der Woche auf aktuell 4,20 Euro.'
Bessere Aussichten beflügeln Dongfeng
Etwas erholen konnte sich der Aktienkurs des chinesischen Autobauers Dongfeng nach Veröffentlichung der Zahlen für 2011. Diese enttäuschten zwar: Der Gewinn gab um 4,6 Prozent nach, der Absatz sank um 5,2 Prozent, wie Vorhauser berichtet. 'Für dieses Jahr sind die Aussichten aber schon viel besser. Dongfeng hat aufgrund seiner Joint Ventures mit Nissan und Honda sehr unter der Erdbebenkatastrophe in Japan gelitten.' Die Aktie (WKN A0M4XY), die am Dienstag an der Börse Frankfurt noch 1,27 Euro kostete, geht heute jedenfalls zu 1,37 Euro über den Tisch, Mitte Februar waren es allerdings noch 1,54 Euro.
Walgreen mit schlechten Zahlen
Trotz Gewinnrückgang gefragt war die Aktie der US-amerikanischen Drogeriekette Walgreen. 'Der Umsatz im zweiten Quartal 2011/2012 legte leicht zu, der Gewinn brach aber um 8 Prozent ein. Vor allem das Ende der Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdienstleister Express Scripts machte Walgreen zu schaffen', erläutert Vorhauser. Die Aktie (WKN 855826) wird heute zu 25,90 Euro gehandelt.
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© 29. März 2012 / Anna-Maria Borse
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