FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. November 2012. Hoffnungsvolle Konjunkturmeldungen aus China stimmen Anleger optimistisch und beenden den Aufwärtsschub für den Euro-Bund-Future. In Spanien freut sich die Regierung über günstigere Kreditkonditionen.
Vertagte Entscheidungen zur Griechenlandhilfe, die Absenkung der Kreditwürdigkeit Frankreichs durch die Ratingagentur Moody's oder die fehlende Lösung hinsichtlich des drohenden US-Fiskalkliffs scheinen Marktteilnehmer wenig zu beeindrucken. 'In dieser Woche stieg der Optimismus der Investoren wieder an', bemerkt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. 'Auch wenn über Details noch gestritten wird, kann Griechenland mit Entgegenkommen der Gläubiger rechnen, und im Gazastreifen herrscht wieder Ruhe.'
Deshalb wundert es Brunner nicht, dass die Aufwärtstendenz des Bund-Future ins Stocken geriet. Auf Wochensicht verlor das Krisenbarometer leicht und tendiert derzeit seitwärts um 142,37 Prozent. 'Investoren scheinen davon auszugehen, dass Lösungen für alle Probleme gefunden werden', pflichtet die Helaba bei. Zudem stimmten Anzeichen einer Erholung der Weltkonjunktur nach einem robusten chinesischen Einkaufsmanagerindex optimistisch.
Risikolust steigt
Abschließende Entscheidungen hinsichtlich des Umgangs mit den griechischen Schulden werden nach Einschätzung der HSH Nordbank erst im Dezember getroffen, ebenso komme es vermutlich bis dahin zur Auszahlung der nächsten Tranche der Griechenlandhilfe. Dass die Rentenmärkte etwas zuversichtlicher sind, erkennen die Analysten der HSH Nordbank an den sinkenden Spreads der Renditen für Staatsanleihen der Peripherieländer im Euroraum. 'Entsprechend reduzierte sich die Nachfrage nach Bundesanleihen, ihre Renditen zogen wieder etwas an.'
'Anleger griffen trotz negativer Meldungen gar zu griechischen Staatsanleihen', bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft und nennt die Entwicklung der Griechenland 12-23 (WKN A1G1UA) als Beispiel. Nach 33 Prozent zu Beginn der Woche notiert sie derzeit bei 35,5 Prozent.
Frankreich kein Notfall
Trotz schwacher Konjunktur, hoher Arbeitslosigkeit und pessimistischer Konjunkturprognosen müsse man sich um Frankreich keine Sorgen machen, glaubt zumindest die HSH Nordbank. Die Renditen französischer Staatsanleihen befänden sich in der Nähe ihrer Tiefststände. Frankreichs Industrie sei modern, breitgefächert und verfüge über eine Vielzahl innovativer Unternehmen. 'Anders als viele ihrer Nachbarländer wie Deutschland mögen die Franzosen Kinder und haben deshalb beispielsweise kein demographisches Problem.'
oder vielleicht doch
Eine andere Einschätzung der Lage skizziert die Helaba. 'Auch wenn es die Risikoaufschläge noch nicht zeigen, ist Frankreich für Ökonomen einer der großen Wackelkandidaten in Europa, die ein großes Erdbeben auslösen könnten.' Der Anreiz für Strukturreformen sei aufgrund der geringeren Zinsen und der Nähe zu Deutschland noch nicht groß genug. Die Gelassenheit der Kapitalmärkte auf die niedrigere Bonitätsnote Frankreichs führt Klaus Stopp auf den Schutz der Staatengemeinschaft durch den ESM Rettungsschirm zurück. 'Zukünftig könnten Bonitätsminderungen der an den Rettungsschirmen beteiligten Staaten auch zu nachhaltig höheren Refinanzierungskosten dieser Institutionen führen', schätzt der Rentenspezialist der Baader Bank.
Spanische Staatsanleihen erfolgreich platziert
Mit 1,7-fachen und 2,6-fachen Überzeichnungsquoten zeigten Investoren robustes Interesse an aufgestockten spanischen Staatsanleihen, wie die Helaba berichtet. Das Tesoro habe drei SPGB-Serien um insgesamt 3,9 Milliarden Euro erfolgreich zu niedrigeren Finanzierungskosten erhöht. Die Rendite fünfjähriger spanischer Staatsanleihen reduzierte sich auf 4,47 Prozent, von 4,68 Prozent Anfang November. Bei kürzer laufenden Anleihen bis 2015 verminderten sich die Finanzierungskosten auf 3,62 Prozent. 'Am Vortag rentierte die Anleihe noch bei 3,77 Prozent', beobachtet die Helaba.
Renditespread gegenüber Italien schrumpft
Gegenüber italienischen zehnjährigen Staatsanleihen hat sich der Renditeabstand spanischer Bonds weiter zurückgebildet. Mit rund 84 Basispunkten liege die Risikoprämie allerdings weiter auf erhöhtem Niveau. 'Noch im Februar diesen Jahres war die Situation genau umgekehrt und italienische Bonds rentierten über ihrem spanischen Pendant.' Seither hätten die Rendite-Spreads je nach Gefühlslage der Anleger hinsichtlich eines möglichen Hilfegesuchs der Spanier geschwankt.
Spekulationen beflügeln IKB-Anleihe
Einen Kurseinbruch musste eine Fresenius-Anleihe (WKN A0GMAY) hinnehmen, wie Brunner berichtet. Den Grund erkennt der Händler in der Kündigungsabsicht des Konzerns für diesen Bond im Dezember diesen Jahres zu 101,83 Prozent.
Nachdem Brunner vier Jahre lang in einer 'Tier 2'-Anleihe der IKB (WKN A0A73M) kaum Umsatz verzeichnet habe, sei diese nun aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Investoren hofften darauf, dass die IKB mit Blick auf Basel 3 die Anleihe zum 13.03.2013 zu 100 Prozent kündigen wird. Nach den neuen Regeln könne diese Wertpapiergattung ab diesem Datum nicht mehr dem Eigenkapital zugerechnet werden. 'Deshalb erscheint eine Kündigung bei einem ausstehenden Volumen von 73 Millionen Euro nicht ganz unwahrscheinlich.'
Emission von Stauder-Anleihe vorzeitig beendet
Bereits am ersten Emissionstag ist die Zeichnungsfrist der Mittelstandsanleihe der Privatbrauerei Jacob Stauder (WKN A1RE7P) vorzeitig beendet worden. Das angestrebte Emissionsvolumen in Höhe von 10 Millionen Euro war in den ersten Stunden der Zeichnungsfrist erreicht. Ursprünglich geplant war eine Frist bis zum 21. November 2012 um 12:00 Uhr. Käufern der auf fünf Jahre angelegten Anleihe bietet die Brauerei einen jährlichen Zins von 7,5 Prozent.
Zeichnungsfrist für PORR-Anleihe gestartet
Noch bis voraussichtlich 29. November können Anleger eine Neuemission der Porr AG zeichnen (WKN A1HCJJ). Der österreichische Baukonzern zielt auf ein Volumen von bis zu 50 Millionen Euro. Bei einer Laufzeit von vier Jahren bietet die PORR-Gruppe, die im Tiefbau, Straßenbau, der Umwelttechnik, im Hochbau und der Projektentwicklung aktiv ist, einen jährlichen Kupon von 6,250 Prozent. Der Erlös aus der Anleiheemission soll für die Optimierung des Finanzportfolios, die Stärkung der Finanzkraft und die Rückführung von im kommenden Jahr fälligen Finanzverbindlichkeiten verwendet werden.
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© 23. November 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Vertagte Entscheidungen zur Griechenlandhilfe, die Absenkung der Kreditwürdigkeit Frankreichs durch die Ratingagentur Moody's oder die fehlende Lösung hinsichtlich des drohenden US-Fiskalkliffs scheinen Marktteilnehmer wenig zu beeindrucken. 'In dieser Woche stieg der Optimismus der Investoren wieder an', bemerkt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. 'Auch wenn über Details noch gestritten wird, kann Griechenland mit Entgegenkommen der Gläubiger rechnen, und im Gazastreifen herrscht wieder Ruhe.'
Deshalb wundert es Brunner nicht, dass die Aufwärtstendenz des Bund-Future ins Stocken geriet. Auf Wochensicht verlor das Krisenbarometer leicht und tendiert derzeit seitwärts um 142,37 Prozent. 'Investoren scheinen davon auszugehen, dass Lösungen für alle Probleme gefunden werden', pflichtet die Helaba bei. Zudem stimmten Anzeichen einer Erholung der Weltkonjunktur nach einem robusten chinesischen Einkaufsmanagerindex optimistisch.
Risikolust steigt
Abschließende Entscheidungen hinsichtlich des Umgangs mit den griechischen Schulden werden nach Einschätzung der HSH Nordbank erst im Dezember getroffen, ebenso komme es vermutlich bis dahin zur Auszahlung der nächsten Tranche der Griechenlandhilfe. Dass die Rentenmärkte etwas zuversichtlicher sind, erkennen die Analysten der HSH Nordbank an den sinkenden Spreads der Renditen für Staatsanleihen der Peripherieländer im Euroraum. 'Entsprechend reduzierte sich die Nachfrage nach Bundesanleihen, ihre Renditen zogen wieder etwas an.'
'Anleger griffen trotz negativer Meldungen gar zu griechischen Staatsanleihen', bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft und nennt die Entwicklung der Griechenland 12-23 (WKN A1G1UA) als Beispiel. Nach 33 Prozent zu Beginn der Woche notiert sie derzeit bei 35,5 Prozent.
Frankreich kein Notfall
Trotz schwacher Konjunktur, hoher Arbeitslosigkeit und pessimistischer Konjunkturprognosen müsse man sich um Frankreich keine Sorgen machen, glaubt zumindest die HSH Nordbank. Die Renditen französischer Staatsanleihen befänden sich in der Nähe ihrer Tiefststände. Frankreichs Industrie sei modern, breitgefächert und verfüge über eine Vielzahl innovativer Unternehmen. 'Anders als viele ihrer Nachbarländer wie Deutschland mögen die Franzosen Kinder und haben deshalb beispielsweise kein demographisches Problem.'
oder vielleicht doch
Eine andere Einschätzung der Lage skizziert die Helaba. 'Auch wenn es die Risikoaufschläge noch nicht zeigen, ist Frankreich für Ökonomen einer der großen Wackelkandidaten in Europa, die ein großes Erdbeben auslösen könnten.' Der Anreiz für Strukturreformen sei aufgrund der geringeren Zinsen und der Nähe zu Deutschland noch nicht groß genug. Die Gelassenheit der Kapitalmärkte auf die niedrigere Bonitätsnote Frankreichs führt Klaus Stopp auf den Schutz der Staatengemeinschaft durch den ESM Rettungsschirm zurück. 'Zukünftig könnten Bonitätsminderungen der an den Rettungsschirmen beteiligten Staaten auch zu nachhaltig höheren Refinanzierungskosten dieser Institutionen führen', schätzt der Rentenspezialist der Baader Bank.
Spanische Staatsanleihen erfolgreich platziert
Mit 1,7-fachen und 2,6-fachen Überzeichnungsquoten zeigten Investoren robustes Interesse an aufgestockten spanischen Staatsanleihen, wie die Helaba berichtet. Das Tesoro habe drei SPGB-Serien um insgesamt 3,9 Milliarden Euro erfolgreich zu niedrigeren Finanzierungskosten erhöht. Die Rendite fünfjähriger spanischer Staatsanleihen reduzierte sich auf 4,47 Prozent, von 4,68 Prozent Anfang November. Bei kürzer laufenden Anleihen bis 2015 verminderten sich die Finanzierungskosten auf 3,62 Prozent. 'Am Vortag rentierte die Anleihe noch bei 3,77 Prozent', beobachtet die Helaba.
Renditespread gegenüber Italien schrumpft
Gegenüber italienischen zehnjährigen Staatsanleihen hat sich der Renditeabstand spanischer Bonds weiter zurückgebildet. Mit rund 84 Basispunkten liege die Risikoprämie allerdings weiter auf erhöhtem Niveau. 'Noch im Februar diesen Jahres war die Situation genau umgekehrt und italienische Bonds rentierten über ihrem spanischen Pendant.' Seither hätten die Rendite-Spreads je nach Gefühlslage der Anleger hinsichtlich eines möglichen Hilfegesuchs der Spanier geschwankt.
Spekulationen beflügeln IKB-Anleihe
Einen Kurseinbruch musste eine Fresenius-Anleihe (WKN A0GMAY) hinnehmen, wie Brunner berichtet. Den Grund erkennt der Händler in der Kündigungsabsicht des Konzerns für diesen Bond im Dezember diesen Jahres zu 101,83 Prozent.
Nachdem Brunner vier Jahre lang in einer 'Tier 2'-Anleihe der IKB (WKN A0A73M) kaum Umsatz verzeichnet habe, sei diese nun aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Investoren hofften darauf, dass die IKB mit Blick auf Basel 3 die Anleihe zum 13.03.2013 zu 100 Prozent kündigen wird. Nach den neuen Regeln könne diese Wertpapiergattung ab diesem Datum nicht mehr dem Eigenkapital zugerechnet werden. 'Deshalb erscheint eine Kündigung bei einem ausstehenden Volumen von 73 Millionen Euro nicht ganz unwahrscheinlich.'
Emission von Stauder-Anleihe vorzeitig beendet
Bereits am ersten Emissionstag ist die Zeichnungsfrist der Mittelstandsanleihe der Privatbrauerei Jacob Stauder (WKN A1RE7P) vorzeitig beendet worden. Das angestrebte Emissionsvolumen in Höhe von 10 Millionen Euro war in den ersten Stunden der Zeichnungsfrist erreicht. Ursprünglich geplant war eine Frist bis zum 21. November 2012 um 12:00 Uhr. Käufern der auf fünf Jahre angelegten Anleihe bietet die Brauerei einen jährlichen Zins von 7,5 Prozent.
Zeichnungsfrist für PORR-Anleihe gestartet
Noch bis voraussichtlich 29. November können Anleger eine Neuemission der Porr AG zeichnen (WKN A1HCJJ). Der österreichische Baukonzern zielt auf ein Volumen von bis zu 50 Millionen Euro. Bei einer Laufzeit von vier Jahren bietet die PORR-Gruppe, die im Tiefbau, Straßenbau, der Umwelttechnik, im Hochbau und der Projektentwicklung aktiv ist, einen jährlichen Kupon von 6,250 Prozent. Der Erlös aus der Anleiheemission soll für die Optimierung des Finanzportfolios, die Stärkung der Finanzkraft und die Rückführung von im kommenden Jahr fälligen Finanzverbindlichkeiten verwendet werden.
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© 23. November 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)