FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 3. Februar 2014. Nach einer turbulenten Woche an den Aktienmärkten gibt es noch keine Entwarnung, Analysten rechnen mit weiterhin hohen Schwankungen im DAX.
Die gute Laune an den Börsen scheint erst einmal verflogen, die DAX-10.000-Party bis auf weiteres vertagt. Eine deutliche Korrektur an den Aktienmärkten ist schneller eingetreten als von vielen Analysten erwartet. 'Der Januar brachte für 63 Prozent der Börsen Kursverluste', rechnet Markus Reinwand von der Helaba nach. Einige Schwellenländer machten guten Konjunkturdaten auf beiden Seiten des Atlantiks einen Strich durch die Rechnung. Die Türkei mehr als verdoppelte ihren Leitzins auf 10 Prozent zur Verteidigung ihrer Währung, Indien und Südafrika erhöhten ebenfalls ihre Zinsen. Zudem stehe der russische Rubel unter erheblichem Druck.
Keine Wiederauflage der Asienkrise
Die Emerging Markets sind nach Auffassung von Robert Halver die Sorgenkinder der Weltkonjunktur. Deshalb werde die USA die Niedrigzinspolitik - quasi als Feuerschutz für die Schwellenländer - bedingungslos aufrechterhalten, wie der Händler der Baader Bank vermutet. Auch wenn rein zahlenbedingt eine baldige Zinserhöhung anstehe, würde diese die Kapitalflucht aus den betroffenen Ländern verstärken. 'Die Federal Reserve weiß um die Rolle der Emerging Markets als Stützen der Weltwirtschaft.'
Man könne die aufstrebenden Länder aber nicht alle über einen Kamm scheren. Es seien vor allem die Staaten von einer ernsten Wirtschaftskrise betroffen, die von Güterimporten wie Energie und ausländischem Kapital zur Finanzierung heimischer Infrastrukturprojekte abhängig sind. 'Länder wie Südkorea, China, Russland und mit Abstrichen Brasilien weisen hingegen eine positive Leistungsbilanz auf.' Damit seien sie für die aktuelle Unsicherheit gut gewappnet, was man auch an ihren vergleichsweise robusten Aktienbörsen erkenne. Eine Wiederholung der Asienkrise wie 1997 zeichnet sich Halver zufolge deshalb nicht ab.
An der Grenze angekommen?
Charttechnisch hinterlässt der DAX nach Einschätzung von Franz-Georg Wenner einen angeschlagenen Eindruck. Seit dem letzten ernst zu nehmenden Crash im Sommer 2011 laufe der deutsche Bluechip-Index zwar weiterhin mittelfristig in einer von nur kurzen Konsolidierungen unterbrochenen Aufwärtsbewegung. 'Maßgeblich auf der Unterseite ist eine seit Herbst 2011 bestehende Aufwärtstrendlinie, die im Jahr 2013 mehrfach angelaufen und bestätigt wurde', erklärt der Betreiber von chartanalysen-online.de. Verstärkt werde die aktuell bei knapp 8.820 Punkten verlaufende Gerade von der viel beachteten 200-Tage-Linie. Diese notiere klar steigend im Bereich um 8.600 Zähler. 'Für den deutschen Aktienmarkt bleiben die Aussichten auf der mittel- bis langfristigen Zeitebene bullisch, solange der Markt über dem 200-Tage-Durchschnitt notiert.' Ausgehend vom aktuellen Niveau könne der DAX somit deutlich korrigieren, ohne das eine Neueinschätzung erforderlich wäre.
'Während auf der Unterseite somit recht viel Luft vorhanden ist, erscheint das Potential Richtung Norden eher begrenzt.' Als Spielverderber für die Bullen erweise sich eine seit Frühjahr 2012 bestehende Trendlinie, an der es zuletzt mehrfach zu Gewinnmitnahmen gekommen sei. 'Erst wenn die Gerade überwunden ist, eröffnet sich für den DAX weiterer Spielraum nach oben.' Die Aussichten schätzt Wenner aber eher als schlecht ein. Denn zuletzt hätten Indikatoren wie der DSS Bressert die neuen Hochs im hiesigen Leitindex nicht mehr bestätigt. 'Auch der MACD zeigt eine deutlich nachlassende Schwungkraft, ein Verkaufssignal könnte bald folgen.'
Was die Agenda für diese Woche angeht, stehen wichtige Daten aus den USA, Großbritannien und dem Euroraum zur Veröffentlichung an.
Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten
Montag, 3. Februar
Quartalszahlen: Ryanair
10.00 Uhr. Euroraum. Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Januar. Analysten erwarten einen unveränderten Wert von 53,9 Punkten.
10.30 Uhr. GB. Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Januar. Während der Konsens von einem leichten Rückgang von 57,3 auf 57,1 ausgeht, prognostiziert die Deka Bank einen Anstieg auf 57,4 Punkte.
16.00 Uhr. USA. Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Januar. Nach der jährlichen Revision der Saisonfaktoren Ende Januar haben sich die einzelnen Monatswerte der Helaba zufolge nun etwas verschoben. Die US-Wirtschaft werde im ersten Halbjahr das Tempo der zweiten Hälfte 2013 wohl nicht ganz halten können. Die Helaba geht daher davon aus, dass der ISM-Index für die Industrie mit einem Wert von 55,5 kurzfristig etwas nachgeben wird.
Dienstag, 4. Februar
Quartalszahlen: Müncher Rückversicherung, BP, UBS
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge Industrie Dezember. Die Helaba geht von einem Rückgang um 2,0 Prozent aus, die Bloomberg-Umfrage kommt auf einen Wert von minus 1,2 Prozent, im Vormonat stand noch ein Plus von 1,8 Prozent.
Mittwoch, 5. Februar
Quartalszahlen: Heidelberger Druck, Kabel Deutschland
10.00 Uhr. Euroraum. Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe Januar. Mit 51,9 Punkten bewegt sich der Wert Analysten auf dem Niveau des Vormonats.
14.30 Uhr. USA: ADP Beschäftigungsentwicklung Januar. Nach dem wetterbedingt schwachen Dezember rechnen die Helaba-Analysten für den Januar wieder mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl um über 200.000.
16.00 Uhr. USA. Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen Januar. Die HSBC erwartet mit 53,3 Punkten ein weiteres Anziehen der Aktivitäten im Sektor nach 53,0 Punkten im Vormonat.
Donnerstag, 6. Februar
Quartalszahlen: Daimler, General Motors, Hannover Rück, HeidelbergCement, Sanofi, Volvo, Sky Deutschland, Leifheit
12.00 Uhr Deutschland. Auftragseingänge Dezember. Nach einem Anstieg von 2,1 Prozent im Vormonat erwartet die Mehrheit ein Plus von 0,4 Prozent.
Freitag, 7. Februar
Quartalszahlen: Villeroy & Boch, ArcelorMittal
12.00 Uhr Deutschland. Industrieproduktion Dezember. Unternehmen haben derzeit einen Auftragsbestand wie zuletzt laut Ifo Institut vor 20 Monaten. Vor diesem Hintergrund sollte laut Deka Bank ein Anstieg der Produktion im produzierenden Gewerbe erreicht worden sein.
16.00 Uhr. USA. Arbeitslosenquote Januar. Verschiedene Arbeitsmarktindikatoren deuteten auf einen untertrieben niedrigen Beschäftigungsaufbau im Dezember. Die Helaba erwartet daher eine unauffällige Beschäftigungsentwicklung im Januar und einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,8 Prozent.
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von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 3. Februar 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)