FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. Mai 2013. Magere Konjunkturdaten aus Deutschland und Frankreich unterbrechen den Erholungskurs des Euro. Nach zwischenzeitlichem Plus setzt der Yen seinen Tauchkurs unterdessen fort.
Nach wochenlanger Seitenlage gegenüber dem US-Dollar rutscht der Euro wieder unter 1,29 und notiert am Mittwochmorgen bei 1,2899. 'Die US-amerikanische Währung zeigt damit unerwartete Stärke', beschreibt Stefan Gäde von der HSH Nordbank und geht davon aus, dass die Gemeinschaftswährung auch die Marke von 1,28 US-Dollar testen wird. 'Der Euro-Dollar-Kurs ist gefangen zwischen Hoffnungen auf ein deutliches Abebben der europäischen Schuldenkrise und dem Konjunkturoptimismus für die USA', bemerkt die Helaba. Letzerer schüre die Erwartung auf ein vorzeitiges Ende der Anleihen-Kaufprogramme vonseiten der Federal Reserve.
Mehr Risiken als Chancen für US-Dollar
Trotz zweifellos besser laufender US-Konjunktur im Vergleich zum Euroraum, der nach wie vor mit einer Rezession kämpfe, sieht die Helaba die Gemeinschaftswährung mittelfristig wieder über der Marke von 1,35 US-Dollar. 'In den USA druckt die Notenbank im Gegensatz zur EZB fleißig Geld und macht aus US-Dollar-Sicht den Wachstumsvorteil der Wirtschaft eher zunichte.' Erst eine geldpolitische Trendwende würde der US-amerikanischen Währung einen Schub geben, nur dafür fehle der dortigen Wirtschaft vorerst noch der nötige Schwung. Beide Währungen behaupteten sich aber vergleichsweise gut. Mit Ausnahme vom Neuseeland-Dollar zeigten sich sowohl US-Dollar als auch Euro seit Jahresbeginn als die stärksten unter den zehn führenden Devisen.
Geduld ist gefragt
Mit den jüngsten deutschen BIP-Daten für das erste Quartal hat sich nach Ansicht von Gäde allerdings zunächst Ernüchterung eingestellt. Statt erwarteter 0,3 bis 0,5 Prozent stünde lediglich ein Plus von 0,1 Prozent zu Buche. Frankreich verzeichne gar ein Minus von 0,2 Prozent statt der prognostizierten -0,1 Prozent. Gäde ist dennoch überzeugt, dass der Euroraum den konjunkturellen Wendepunkt erreicht hat. 'Nach der Sommerpause wird sich die Erholung bemerkbar machen.'
Schuldenkrise auf dem Rückzug#
Ansonsten gibt es nach Auffassung von Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank derzeit wenig negative Überraschungen im Euroraum. 'Das Fahrwasser ist ruhig.' Slowenien kümmere sich um eine nachhaltige Reformpolitik, nach der Regierungsbildung könne sich Italien wieder erfolgreich am Kapitalmarkt bedienen und auch Zypern bekäme erste Zuwendungen aus dem Rettungsfonds. 'Griechenland wird zugleich gelobt und ermahnt und erhält ebenfalls die nächste Tranche.' Diese Faktoren sprechen auch für die Helaba für die Gemeinschaftwährung. 'Allerdings sind für eine nachhaltige Entspannung Konjunkturimpulse notwendig.' Eine Entschärfung des Sparkurses in Europa könne beispielsweise zu einer wirtschaftlichen Belebung beitragen.
Yen weiter auf Talfahrt
Der japanische Yen setzte seine Konsolidierung fort. Die von der japanischen Regierung herbeigeführte Schwäche des Yen erinnert Gäde an die Zeit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. 'Diese Entwicklung wird vermutlich zu Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten führen.' Der Aktienmarkt zeige bereits Anzeichen einer Überhitzung. Mit der Überschreitung von 15.000 Punkten erreiche der Nikkei 225 die höchste Marke seit fünf Jahren. Auch hinsichtlich der Abhängigkeit von den auf Yen-Basis immer teurer werdenden Energieträgern sei die Situation besorgniserregend. 'Japan importiert einen großen Teil seiner benötigten Energie.'
Mittlerweile müssen für einen Euro rund 132 Yen hingelegt werden, im November vergangenen Jahres lag die Notierung noch bei rund 100 Yen. Für einen US-Dollar sind derzeit 102 Yen fällig statt knapp unter 80 im November.
Pfund schwächelt wieder
Gegenüber dem britischen Pfund hat sich der Euro wieder berappelt. Von der Zinssenkung der EZB habe die britische Währung damit nur kurzzeitig profitiert. Der Euro fiel zwischenzeitlich auf 0,841 Pfund zurück, bevor es wieder bergauf ging. 'Die britische Wirtschaft ist extrem angeschlagen', meint Gäde. Zusammen mit der massiven Staatsverschuldung und der hohen Inflation belaste nach wie vor das deutliche Übergewicht des Dienstleistungssektors gegenüber der schwachen industriellen Basis. Ausschlaggebend für die zukünftige geldpolitische Strategie der Bank of England würden die Vorstellungen des neuen Notenbankchefs, der ab dem 1. Juli das Ruder übernehmen wird. Mark Carney könne die Geldhähne durchaus noch weiter aufdrehen.
© 15. Mai 2013/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Nach wochenlanger Seitenlage gegenüber dem US-Dollar rutscht der Euro wieder unter 1,29 und notiert am Mittwochmorgen bei 1,2899. 'Die US-amerikanische Währung zeigt damit unerwartete Stärke', beschreibt Stefan Gäde von der HSH Nordbank und geht davon aus, dass die Gemeinschaftswährung auch die Marke von 1,28 US-Dollar testen wird. 'Der Euro-Dollar-Kurs ist gefangen zwischen Hoffnungen auf ein deutliches Abebben der europäischen Schuldenkrise und dem Konjunkturoptimismus für die USA', bemerkt die Helaba. Letzerer schüre die Erwartung auf ein vorzeitiges Ende der Anleihen-Kaufprogramme vonseiten der Federal Reserve.
Mehr Risiken als Chancen für US-Dollar
Trotz zweifellos besser laufender US-Konjunktur im Vergleich zum Euroraum, der nach wie vor mit einer Rezession kämpfe, sieht die Helaba die Gemeinschaftswährung mittelfristig wieder über der Marke von 1,35 US-Dollar. 'In den USA druckt die Notenbank im Gegensatz zur EZB fleißig Geld und macht aus US-Dollar-Sicht den Wachstumsvorteil der Wirtschaft eher zunichte.' Erst eine geldpolitische Trendwende würde der US-amerikanischen Währung einen Schub geben, nur dafür fehle der dortigen Wirtschaft vorerst noch der nötige Schwung. Beide Währungen behaupteten sich aber vergleichsweise gut. Mit Ausnahme vom Neuseeland-Dollar zeigten sich sowohl US-Dollar als auch Euro seit Jahresbeginn als die stärksten unter den zehn führenden Devisen.
Geduld ist gefragt
Mit den jüngsten deutschen BIP-Daten für das erste Quartal hat sich nach Ansicht von Gäde allerdings zunächst Ernüchterung eingestellt. Statt erwarteter 0,3 bis 0,5 Prozent stünde lediglich ein Plus von 0,1 Prozent zu Buche. Frankreich verzeichne gar ein Minus von 0,2 Prozent statt der prognostizierten -0,1 Prozent. Gäde ist dennoch überzeugt, dass der Euroraum den konjunkturellen Wendepunkt erreicht hat. 'Nach der Sommerpause wird sich die Erholung bemerkbar machen.'
Schuldenkrise auf dem Rückzug#
Ansonsten gibt es nach Auffassung von Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank derzeit wenig negative Überraschungen im Euroraum. 'Das Fahrwasser ist ruhig.' Slowenien kümmere sich um eine nachhaltige Reformpolitik, nach der Regierungsbildung könne sich Italien wieder erfolgreich am Kapitalmarkt bedienen und auch Zypern bekäme erste Zuwendungen aus dem Rettungsfonds. 'Griechenland wird zugleich gelobt und ermahnt und erhält ebenfalls die nächste Tranche.' Diese Faktoren sprechen auch für die Helaba für die Gemeinschaftwährung. 'Allerdings sind für eine nachhaltige Entspannung Konjunkturimpulse notwendig.' Eine Entschärfung des Sparkurses in Europa könne beispielsweise zu einer wirtschaftlichen Belebung beitragen.
Yen weiter auf Talfahrt
Der japanische Yen setzte seine Konsolidierung fort. Die von der japanischen Regierung herbeigeführte Schwäche des Yen erinnert Gäde an die Zeit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. 'Diese Entwicklung wird vermutlich zu Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten führen.' Der Aktienmarkt zeige bereits Anzeichen einer Überhitzung. Mit der Überschreitung von 15.000 Punkten erreiche der Nikkei 225 die höchste Marke seit fünf Jahren. Auch hinsichtlich der Abhängigkeit von den auf Yen-Basis immer teurer werdenden Energieträgern sei die Situation besorgniserregend. 'Japan importiert einen großen Teil seiner benötigten Energie.'
Mittlerweile müssen für einen Euro rund 132 Yen hingelegt werden, im November vergangenen Jahres lag die Notierung noch bei rund 100 Yen. Für einen US-Dollar sind derzeit 102 Yen fällig statt knapp unter 80 im November.
Pfund schwächelt wieder
Gegenüber dem britischen Pfund hat sich der Euro wieder berappelt. Von der Zinssenkung der EZB habe die britische Währung damit nur kurzzeitig profitiert. Der Euro fiel zwischenzeitlich auf 0,841 Pfund zurück, bevor es wieder bergauf ging. 'Die britische Wirtschaft ist extrem angeschlagen', meint Gäde. Zusammen mit der massiven Staatsverschuldung und der hohen Inflation belaste nach wie vor das deutliche Übergewicht des Dienstleistungssektors gegenüber der schwachen industriellen Basis. Ausschlaggebend für die zukünftige geldpolitische Strategie der Bank of England würden die Vorstellungen des neuen Notenbankchefs, der ab dem 1. Juli das Ruder übernehmen wird. Mark Carney könne die Geldhähne durchaus noch weiter aufdrehen.
© 15. Mai 2013/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)