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Börse Frankfurt-News: 'Facebook hat sich verzockt' (Roth)

Veröffentlicht am 24.05.2012, 16:06
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. April 2012. Facebook wechselt von der NASDAQ an die NYSE und alles wird gut? Es gibt Gerüchte, das der Neubörsianer nach der Premierenpanne den Handelsplatz für die Aktie wechseln möchte. Damit wäre zwar ein öffentlicher Sündenbock für das IPO-Desaster gefunden, aber mit den eigentlichen Gründen hat das herzlich wenig zu tun.

Wegen Problemen beim Handelsstart prüft Facebook den Wechsel von der Technologie Börse Nasdaq zur traditionellen New York Stock Exchange. So lautet die Mitteilung des Tages. Es war zuvor beim Börsenstart zu technischen Pannen gekommen, die den Handel mit der Aktie massiv beeinträchtigt hatten. Der Wirbel nach dem Hype und dem Absturz der Aktie von Facebook geht also weiter. Doch die Frage sei hier erlaubt, weshalb diese Aktie denn so hochgejubelt wurde und woher die plötzliche Ernüchterung kam. Dieses technische Versagen war nur das letzte in einer ganzen Reihe von Pleiten, Pech und Pannen.

Der Hauptverantwortliche ist das Management um Zuckerberg. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren bereit einflussreiche Investoren in die Firma genommen und Aktienpakete verteilt. Das ist lange vor einem möglichen Börsengang ein normaler und oft notwendiger Schritt für junge Unternehmen, um Raum für Investitionen zu schaffen. Doch das Management darf sich nicht zu sehr von Investoren beeinflussen und unter Druck setzen lassen. Die Eigenständigkeit des Managements muss erhalten bleiben, um den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens zu garantieren.

Facebook hätte auch ohne die Börse wachsen können. Doch der Druck der Investoren (angeblich auch seitens Goldman Sachs und Microsoft ) auf Facebook, möglichst viel Geld mit einem Börsengang zu erzielen und damit das eingesetzte Kapital der Investoren zu vergolden, wurde immer größer. Natürlich hatten auch die anderen Aktienbesitzer aus den ersten Tagen von Facebook (wie Zuckerberg) ein großes Interesse daran, dass Facebook-Aktien möglichst teuer an die Börse kommen.

Genau hier kommt der Konsortialführer ins Spiel. Die begleitende Bank hat die Aufgabe, natürlich für ein fürstliches Honorar, den Börsenneuling während des Börsengangs zu beraten. Zum Service gehört auch, einen ausgewogenen Preis für den Börsengang festzulegen. Dabei müssen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Es gibt naturgemäß unterschiedliche Interessen von Unternehmen und neuen Investoren.

Die einen wollen einen hohen und die anderen einen möglichst niedrigen Kurs. Um einen Ausgleich der unterschiedlichen Interessen zu erzielen, ermitteln die Konsortialführer einen sogenannten 'Fair Value' des Unternehmens und legen eine Preisspanne fest. Später wird durch eine Auktion im Rahmen des 'Bookbuilding' diese Spanne nochmals verkleinert und der Preis für Neuinvestoren festgelegt. Facebook-Aktien sollten ursprünglich in einer Spanne von 28 bis 33 US-Dollar an die Börse kommen.

Dieser Preis war offensichtlich deutlich fairer als die 38 US-Dollar, auf die man sich schlussendlich festlegte. Erst kurz vor dem Börsengang wurde der Preis aufgrund der angeblich hohen Nachfrage im Bookbuilding erhöht. Offenbar glaubte man, noch mehr aus dem Börsengang herausholen zu können. Aber genau diese letzten 5 bis 10 US-Dollar machten den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Bei erwarteten Gesamteinnahmen in 2012 von rund 5 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn von 1,3 Milliarden US-Dollar ist ein Gegenwert von 80 Milliarden US-Dollar an der Börse schon als sehr sportlich zu bezeichnen. Das Verhältnis zwischen Börsenwert und Jahresgewinn liegt somit bei 80. Im Vergleich dazu weist der oft als Vorbild genannte Technologiekonzern Google ein Verhältnis von 18 auf.

Der Hype um Facebook war professionell organisiert. Banken, PR-Berater und Marketing Strategen machten einen bemerkenswert guten Job. Eine gute Story und 900 Millionen User auf der Kontaktplattform sprechen auch erstmal für sich. Facebook verdient mittlerweile zwar Geld, aber das Geschäftsmodell über Werbung Geld zu verdienen, ist noch nicht ausgereift und wird für sich alleine auch nicht ausreichen, die völlig überhöhten Erwartungen von Anlegern und Analysten zu befriedigen.

Wenn man den Vergleich mit Google bemüht, dann ist festzustellen das zum Börsendebüt Google deutlich niedriger bewertet war, aber damals bereits einen beeindruckenden Marktanteil an der Internetwerbung in den USA für sich beanspruchen konnte. Darüber hinaus konnte Google im Anschluss schnell weitere Geschäftsfelder generieren und so den Erfolg auf eine breite Basis stellen. Der Vergleich mit Facebook hinkt also noch gewaltig.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Facebook trotz aller Pannen ein interessantes Unternehmen ist, das großes Potential besitzt. Aber es droht an den Versprechungen und den damit verbundenen Erwartungen in zukünftige Entwicklungen und Profite zu zerbrechen. Dass im Vorfeld des Börsendebüts bereits offensichtliche Fehler gemacht wurden, ließ den Börsengang bereits in fahlem Licht erscheinen. Die folgende technische Panne an der Nasdaq war letztlich nur das Tüpfelchen auf dem i und das vorerst letzte Glied in einer Kette aus Pleiten, Pech und Pannen.

© 26. April 2012/Oliver Roth

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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