FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. Januar 2014. Chinas Fokus auf den Binnenmarkt spült Geld in die Kassen der Konsumgüterindustrie, vorn dabei sind Elektronikproduzenten wie Haier und Hisense.
Während die Aktienmärkte der Industrienationen im vergangenen Jahr davonzogen, mussten die größten chinesischen Indizes und die vieler Schwellenländer teils satte Einbußen hinnehmen. Beispielsweise verlor der Shanghai Stock Exchange Composite Index 6,7 Prozent und der in Hong Kong geführte Hang Seng Index blickt auf ein Minus von 7,6 Prozent. Der MSCI Emerging Markets rutschte von 1.080 Punkten Anfang vergangenen Jahres auf derzeit 980 Zähler. Mit einem Verlust von 2,5 Prozent laufen auch die ersten Wochen im neuen Jahr alles andere als rund. 'Insbesondere institutionelle Anleger gehen derzeit eher auf Nummer sicher und investieren fast nur in Standardwerte der etablierten Märkte', beobachtet Roland Stadler von der Baader Bank.
Entwicklung nach Plan reicht nicht
Dabei ließen sich Investoren auch von einem höher als erwarteten chinesischen Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal kaum zu Käufen hinreißen, ebenso wenig wie von 7,7 Prozent Wirtschaftswachstum für das Gesamtjahr. Aktuell bremse zusätzlich die Befürchtung, dass die bevorstehende Flut an Börsengängen in Shanghai und Shenzhen an der vorhandenen Liquidität zehren werde. 15 Monate nach Aussetzen von Neuemissionen durch die dortige Wertpapieraufsichtsbehörde hätten über 50 Unternehmen nach den nun geltenden strengeren Regeln die Genehmigung für ihr Debüt auf den Börsenparketten erhalten. Anträge gebe es von rund 500 Unternehmen.
Haier mit Überfliegerqualitäten
'Dabei gibt es bei näherem Hinsehen Sparten mit überdurchschnittlichen Zuwächsen, die sich entgegen den Markt entwickeln', meint Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler. Dazu gehörten Hersteller von Elektronikprodukten und Hausgeräten. Firmen wie Haier (WKN A0MJ98) profitierten von der Kursänderung der chinesischen Regierung Richtung höheres Wachstum im Inland. 'Die Nachfrage nach Haushaltsgeräten ist in China sehr hoch', weiß der Händler der Close Brothers Seydler Bank. 'Der Aktienkurs des weltweit agierenden Elektronikherstellers kennt seit Jahren nur eine Richtung.' Zwischen 2008 und 2012 habe sich der Kurs des Konzerns mehr als verfünffacht. Von Ende 2012 entwickelte sich die Aktie von knapp 1 Euro auf aktuell 2,32 Euro.
Zukunftsfähiges Konzept
'Bei Haier ist viel in Bewegung, deshalb wird sich die Erfolgsgeschichte vermutlich fortsetzen', meint Vorhauser. Ende September habe sich der US-Investor KKR beim chinesischen Haushaltsgeräte-Hersteller eingekauft. Und im Dezember sei ein Joint Venture zwischen der Alibaba Group und dem Haier Logistikdienstleister Goodaymart entstanden. Haier setze auf Innovationen. Auf der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas habe das Unternehmen mit einer intelligenten Klimaanlage mit MFi Zertifikat von Apple überzeugt. 'MFi steht für Made for iPhone und bedeutet, dass sich dieses Gerät ohne große Registrierung automatisch mit einem iPhone verbinden kann.'
Hisense auf Überholspur
Einen rasanten Aufstieg hat auch die Aktie von Hisense (WKN A0M4X2) hingelegt. Der Kurs des chinesischen 75.000 Mitarbeiter starken Elektronikkonzerns hat sich binnen eines Jahres von 3,30 Euro auf 11,40 Euro fast vervierfacht. Stadler erklärt dies mit der steigenden Kaufkraft in der Bevölkerung. 'Je mehr Wohlstand es in den Schwellenländern gibt, desto mehr Konsumgüter werden gekauft.' In vielen Fällen handele es sich um Erstkäufe von Fernsehgeräten und Kühlschränken. Deshalb erkennt Stadler in der Konsumgüterindustrie - nicht nur in China, sondern auch in anderen Schwellenländern - enormes Wachstumspotenzial. International verschafften sich Firmen wie Hisense einen Vorteil durch weniger Zwänge bei der Weiterentwicklung beispielsweise von IT-Infrastruktur. 'Alteingesessene Konzerne sind behäbiger und müssen häufig an gewachsene Strukturen anknüpfen, was zu Reibungsverlusten führt.'
Möchten Sie den Auslandsaktien-Marktbericht jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 23. Januar 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)