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Börse Frankfurt-News: 'Plädoyer für die 'neuen Renten'' (Hüfners Wochenkommentar)

Veröffentlicht am 13.02.2014, 13:10

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. Februar 2014. Könnte es sein, dass wir vor einer Neuorientierung in der Anlagepolitik stehen? In der Vergangenheit gab es ein ständiges Hin und Her in der Bewertung von Aktien und Renten. Ursprünglich ging man davon aus, dass Aktien eine bessere Performance haben, dass sie dafür aber auch mit mehr Schwankungen verbunden sind.

Sie waren also nur etwas für vermehrt risikobereite In­vestoren. Festverzinsliche Wertpapiere waren demge­genüber 'Langweiliger'. Sie brachten eine geringere Rendite, wiesen dafür aber auch eine nicht so hohe Volatilität auf.

Tatsächlich war das jedoch ein Vorurteil. Die Grafik zeigt, dass die Gesamt-Performance der Renten bis vor einem Jahr nicht schlechter war als die der Aktien. Dafür waren die Schwankungen aber wesentlich geringer. Per Saldo waren Renten als Anlageklasse also besser als Aktien. Der Grund dafür war die 30-jährige Zinssen­kungsphase. Von 1980 bis 2013 haben sich die Rendi­ten für langlaufende Bundesanleihen von über 10 Prozent bis auf fast 1 Prozent verringert. Das brachte den Anlegern au­ßerordentliche Kursgewinne. Hinzu kam, dass die Ku­pons angesichts der vergleichsweise hohen Zinsen nicht unerheblich waren.

Jetzt gibt es eine neue Kehrtwende. Seit einem Jahr ver­harren die Zinsen mit kleinen Schwankungen auf einem niedrigen Niveau. Es gibt also keine Kurssteigerungen mehr. Die Kupons sind ohnehin gering. Per Saldo ist der REX im vergangenen Jahr nicht mehr gestiegen. Bei Aktien ergab sich demgegenüber ein erklecklicher Zu­wachs von 26 Prozent.

Das ist kein 'Ausreißer'. Es ist zu vermuten, dass das

so bleiben wird. Der 30-jährige Zinssenkungszyklus ist zu Ende. Die Zinsen sind so niedrig, dass sie kaum wei­ter zurückgehen können. Sie werden in Zukunft entwe­der auf dem niedrigem Niveau verharren (dem Anleger also nur einen geringen Ertrag geben). Oder sie werden - was ich für wahrscheinlicher halte - wieder leicht an­steigen mit entsprechenden Kursverlusten für den An­leger. Hintergrund ist, dass sich die Zentralbanken über kurz oder lang von der ultralockeren Geldpolitik verab­schieden werden. Darüber hinaus werden die Inflations­raten wieder größer werden. Beides ist Gift für langfris­tige Rentenanlagen.

Vielleicht stehen wir vor einer neuen 30-jährigen Zins­steigerungsphase. So etwas hat es auch schon früher gegeben. Von 1950 bis 1980 haben sich die Ren­diten in den USA von 2,5 Prozent auf 14 Prozent erhöht. Wenn das wieder so kommt, kann man Rentenanlagen auf abseh­bare Zeit vergessen.

Das hat Konsequenzen für den Anleger. Auf der einen Seite werden Aktien attraktiver. Es wird mehr Geld in diese Anlageklasse fließen weil die Konkurrenz der Renten fehlt. Da das Angebot an Dividendentiteln nicht steigt, stehen die Chancen gut, dass Aktien in Zukunft höhere Erträge aufweisen. Die Schwankungen werden freilich nicht geringer werden. Das bleibt der große Nachteil.

Umgekehrt verlieren Renten als Anlageklasse an Be­deutung. Sie sind von der Rendite nicht mehr so inte­ressant. Das ist vor allem für deutsche Privatanleger bedauerlich, die die Renten immer 'geliebt' haben. Es wird aber auch für institutionelle Anleger wie Pensions­kassen, Versicherungen, Stiftungen und ähnliche schwieriger. Auch sie hatten einen Schwerpunkt bei Renten. Sie schätzten die Sicherheit dieser Anlage

und sie benötigten die laufenden Erträge für ihre Ver­pflichtungen gegenüber ihren Kunden.

Gebraucht wird also eine neue Anlageklasse, die an Stelle der Renten treten könnte. Nennen wir sie die 'neuen Renten'. Sie müssen eine angemessene Ren­dite aufweisen. Sie wird nicht mehr so hoch sein wie

die Bonds-Rendite der letzten 50 Jahre (knapp 7 Prozent in Deutschland). 4 Prozent bis 5 Prozent müssten für die meisten Bonds-Anleger ausreichend sein. Gleichzeitig müssen

die Schwankungen niedriger sein als bei Aktien und in etwa der Volatilität der bisherigen Bonds entsprechen.

Wie kann man die 'neuen Renten' darstellen? Das kön­nen beispielsweise spezielle Credit-Fonds sein, die sich gegen Zinssteigerungen absichern. Es können aber auch gemischte Fonds sein aus Aktien und Renten. Der Aktienteil soll dann die Rendite bringen. Der Rententeil soll für die Stabilität sorgen. Er könnte aus kurzlaufen­den Renten mit geringen Kursrisiken bestehen. Es könnten aber auch Geldmarktpapiere beigemischt wer­den, wenn sich die Geldpolitik normalisiert und die kurz­fristigen Zinsen wieder nach oben gehen. Aufgabe des Managements der Fonds ist es, bei der Auswahl der Aktientitel und bei der Steuerung des Fonds zu große Risiken zu vermeiden.

Für den Anleger

Ich vermute, dass wir vor einem Niedergang der Anla­geklasse der traditionellen Renten stehen. Wer noch ältere Bestände hat, kann sich an den hohen Renditen freuen, die Kursgewinne realisieren oder sie noch bis Fälligkeit halten. Neuanlagen erscheinen angesichts der niedrigen Kupons und der Gefahr von Kursverlusten weniger ratsam. Aktien bleiben interessant, wenn man bereit ist, die Kursschwankungen in Kauf zu nehmen. Sie werden in diesem Jahr freilich höher sein. Schauen Sie sich in dieser Situation Alternativen zu den traditio­nellen Renten an. Es können Credit-Fonds sein. Es kön­nen aber auch gemischte Fonds aus Aktien und Renten mit geringer Volatilität sein. Sie werden eine Renais­sance erleben und könnten die 'neuen Renten' werden mit einer angemessenen, aber stabilen Rendite.

Anmerkungen oder Anregungen? Martin Hüfner freut sich auf den Dialog mit Ihnen: redaktion@deutsche-boerse.com.

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von Martin Hüfner, Assenagon

© 13. Februar 2014

Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon. Viele Jahre war er Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG und Senior Economist der Deutschen Bank AG. Er leitete fünf Jahre den renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der Europäischen Bankenvereinigung in Brüssel. Zudem war er über zehn Jahre stellvertretender Vorsitzender beziehungsweise Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses des Bundesverbandes Deutscher Banken und Mitglied des Schattenrates der Europäischen Zentralbank, den das Handelsblatt und das Wallstreet Journal Europe organisieren. Dr. Martin W. Hüfner ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem 'Europa - Die Macht von Morgen' (2006), 'Comeback für Deutschland' (2007), 'Achtung: Geld in Gefahr' (2008) und 'Rettet den Euro!' (2011)

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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