FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 16. August. Oliver Roth analysiert die momentane Wirtschaftslage und versucht daraus künftige Entwicklungen des DAX abzuleiten.
In Trippelschritten versucht der DAX die Hürde von 7.000 Punkten zu überwinden. Der Anstieg zuvor war steil und dynamisch. Aber die 600 Punkte Höhenunterschied, die der Index in den letzten Wochen geschafft hat, lassen ihm nun etwas die Puste ausgehen. Die Ausgangslage ist aber unverändert. Die Weltwirtschaft stockt, die Schuldenkrise bleibt ungelöst, und genau deshalb erhoffen sich Anleger weiteren Geldsegen von den Notenbanken. Auch Konjunkturoptimisten kehren wieder an die Aktienmärkte zurück, sie erwarten lediglich eine kurzfristige konjunkturelle Delle und kaufen fleißig ein. Als Bestätigung sehen viele den steigenden Ölpreis als Frühindikator an. Reicht bloße Hoffnung aus, um die Börsenkurse weiter steigen zu lassen
Die Lage
Aktien haben in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Kursrally hingelegt. Hauptantriebskräfte waren Wetten auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen seitens Fed und EZB sowie Hoffnungen auf eine baldige Verbesserung der konjunkturellen Frühindikatoren. Die Aktienmärkte versuchen konjunkturelle Wendepunkte vorherzusehen. Alles andere als eine wirtschaftliche Stabilisierung würde die zuletzt zu Aktienbullen konvertierten Anleger vermutlich zum Umdenken bewegen. Die Kapitalmärkte starteten schwungvoll in die vergangene Handelswoche: Sowohl die Aktienmärkte als auch der Euro verbuchten einen deutlichen Wochengewinn, Risikoaufschläge auf spanische und italienische Anleihen sanken, während die sicheren Häfen deutscher und US-Staatsanleihen spürbare Kursverluste hinnehmen mussten.
Die Risiken bleiben aber. Gerade gestand die griechische Regierung, dass sie die vereinbarten Sparziele bis 2014 wohl nicht einhalten kann und auf 2016 verschieben möchte. Ein drittes Hilfspaket von IWF und EU wäre die Folge oder die schnelle Pleite. Die Troika muss bald entscheiden, ob Griechenland weitere Hilfsgelder bekommt. Wenn nicht wird der Euro-Exit der Griechen immer wahrscheinlicher. Auch politisch ist die Situation um Griechenland festgefahren. Das Bundesverfassungsgericht wird erst am 12. September über die Rechtmäßigkeit des ESM urteilen, was außerdem eine gewisse Hängepartie bedeutet.
Auch die Weltwirtschaft macht Anlegern wenig Freude. In Asien und den USA läuft die Wirtschaft zwar, aber z.B. der US-Arbeitsmarkt bereitet große Sorgen. In Europa ist die Konjunktur stark von der Schuldenkrise geprägt und fragmentiert mit blühenden Landschaften im Norden und karge Ödnis im Süden. Griechenland, Spanien und Italien befinden sich in einer heftigen Rezession. Nur das starke Deutschland hält die Eurozone auf dem schwachen Wachstumspfad.
Börsentrend
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Zuletzt zierten sich die Notenbanken noch, Geld in die Hand zu nehmen. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit, da die Schuldenkrise kaum anderes zulässt. Egal ob die Konjunktur anzieht oder nicht, die Kurse werden steigen. Entweder die Notenbanken müssen helfend einschreiten oder aber eine anziehende Konjunktur beflügelt die Börse. Die 7.000 Punkte werden fallen. Aber da derzeit die Indikatoren wenig Neues preisgeben, herrscht noch Stillstand an der Börse. Nur besonders schlechte oder gute Daten lassen den DAX wieder in Fahrt kommen. Die Seitwärtsbewegung hält an, bis der Damm bricht.
© 16. August 2012/Oliver Roth
* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de.
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(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
In Trippelschritten versucht der DAX die Hürde von 7.000 Punkten zu überwinden. Der Anstieg zuvor war steil und dynamisch. Aber die 600 Punkte Höhenunterschied, die der Index in den letzten Wochen geschafft hat, lassen ihm nun etwas die Puste ausgehen. Die Ausgangslage ist aber unverändert. Die Weltwirtschaft stockt, die Schuldenkrise bleibt ungelöst, und genau deshalb erhoffen sich Anleger weiteren Geldsegen von den Notenbanken. Auch Konjunkturoptimisten kehren wieder an die Aktienmärkte zurück, sie erwarten lediglich eine kurzfristige konjunkturelle Delle und kaufen fleißig ein. Als Bestätigung sehen viele den steigenden Ölpreis als Frühindikator an. Reicht bloße Hoffnung aus, um die Börsenkurse weiter steigen zu lassen
Die Lage
Aktien haben in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Kursrally hingelegt. Hauptantriebskräfte waren Wetten auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen seitens Fed und EZB sowie Hoffnungen auf eine baldige Verbesserung der konjunkturellen Frühindikatoren. Die Aktienmärkte versuchen konjunkturelle Wendepunkte vorherzusehen. Alles andere als eine wirtschaftliche Stabilisierung würde die zuletzt zu Aktienbullen konvertierten Anleger vermutlich zum Umdenken bewegen. Die Kapitalmärkte starteten schwungvoll in die vergangene Handelswoche: Sowohl die Aktienmärkte als auch der Euro verbuchten einen deutlichen Wochengewinn, Risikoaufschläge auf spanische und italienische Anleihen sanken, während die sicheren Häfen deutscher und US-Staatsanleihen spürbare Kursverluste hinnehmen mussten.
Die Risiken bleiben aber. Gerade gestand die griechische Regierung, dass sie die vereinbarten Sparziele bis 2014 wohl nicht einhalten kann und auf 2016 verschieben möchte. Ein drittes Hilfspaket von IWF und EU wäre die Folge oder die schnelle Pleite. Die Troika muss bald entscheiden, ob Griechenland weitere Hilfsgelder bekommt. Wenn nicht wird der Euro-Exit der Griechen immer wahrscheinlicher. Auch politisch ist die Situation um Griechenland festgefahren. Das Bundesverfassungsgericht wird erst am 12. September über die Rechtmäßigkeit des ESM urteilen, was außerdem eine gewisse Hängepartie bedeutet.
Auch die Weltwirtschaft macht Anlegern wenig Freude. In Asien und den USA läuft die Wirtschaft zwar, aber z.B. der US-Arbeitsmarkt bereitet große Sorgen. In Europa ist die Konjunktur stark von der Schuldenkrise geprägt und fragmentiert mit blühenden Landschaften im Norden und karge Ödnis im Süden. Griechenland, Spanien und Italien befinden sich in einer heftigen Rezession. Nur das starke Deutschland hält die Eurozone auf dem schwachen Wachstumspfad.
Börsentrend
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Zuletzt zierten sich die Notenbanken noch, Geld in die Hand zu nehmen. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit, da die Schuldenkrise kaum anderes zulässt. Egal ob die Konjunktur anzieht oder nicht, die Kurse werden steigen. Entweder die Notenbanken müssen helfend einschreiten oder aber eine anziehende Konjunktur beflügelt die Börse. Die 7.000 Punkte werden fallen. Aber da derzeit die Indikatoren wenig Neues preisgeben, herrscht noch Stillstand an der Börse. Nur besonders schlechte oder gute Daten lassen den DAX wieder in Fahrt kommen. Die Seitwärtsbewegung hält an, bis der Damm bricht.
© 16. August 2012/Oliver Roth
* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de.
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