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Börse Frankfurt-News: Standortbestimmung (Roth)

Veröffentlicht am 27.10.2011, 15:53
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Oktober 2011. In der Eurokrise wurde das Erklimmen einer weiteren Eskalationsstufe vorerst verhindert. Griechenland wird entschuldet, die Banken müssen abschreiben und die US Wirtschaft scheint robuster als gedacht. Europas Wirtschaft scheint dagegen weiter abzukühlen. Was ist von den Börsen bis Jahresende zu erwarten?

Den große Wurf sollte der EU-Gipfel bringen und die Finanzmärkte wurden nicht enttäuscht. Der Euro-Rettungsfond ist auf über eine Billion Euro vergrößert worden, Griechenland wird entschuldet und die Banken bekommen für ihre Abschreibungen genügend Staatsgarantien.

Das lässt die Finanzmärkte erstmal aufatmen, denn die Spekulation gegen den Euro wird damit erschwert. Der griechische Dorn wird aus dem Fleisch der EU durch Entschuldung gezogen und die Banken werden präventiv mit frischem Geld versorgt. Exakt das wurde vom Gipfel auch erwartet. Soweit, so gut.

Strukturelle Änderungen des Euro waren auf diesem Gipfel wie zu erwarten kein Thema. Doch genau diese Fehler müssen zügig gelöst werden, denn mit den Beschlüssen von Brüssel ist lediglich ein Etappenziel erreicht worden. Die offenen Fragen über die strukturelle Erneuerung von Euroland bleiben unbeantwortet. Die Anpassung der europäischen Volkswirtschaften muss vorangetrieben werden. Potentiellen Schuldensündern muss mit harschen Strafen das Geldausgeben abgewöhnt werden. Die Staatsschulden müssen in guten Zeiten rigoros zurückgefahren und in schlechten Zeiten begrenzt werden. Als Grundlage dafür müssen die EU-Verträge geändert werden. Und nur wenn diese Fragen beantwortet werden können, hat der Euro eine Zukunft.

Diese Herkules Aufgabe konnte von der Politik nicht auf einem Gipfel Treffen geregelt werden. Weitere werden folgen. Und diese werden von den Börsen mit Argusaugen beobachtet. Es drohen in diesem Prozess auch immer wieder Rückschläge an den Märkten. Doch einen großen Schritt ist man nun in Brüssel vorangekommen. Die Börsen haben in den letzten Wochen von der Hoffnung auf eine umfassende Lösung zur Eurokrise profitiert. Doch wenn nun wieder etwas Ruhe an der Eurofront einkehrt, können die Börsen sich nun vielleicht vermehrt wieder anderen Themen zuwenden.

Die US-Wirtschaft ist in den zurückliegenden Monaten oft schon tot geschrieben geworden. Eine Rezession war für viele Experten fast schon eine ausmachte Sache. Doch siehe da, Totgesagte leben länger, denn kürzlich veröffentlichte Einkaufsmanager-Indizes und Lagerbestände sprechen für eine Stabilisierung der US-Konjunktur. Auch deshalb wurden die Prognosen für die US-amerikanische Wirtschaft für 2011 auf ein Plus von 2,3 Prozent nach oben korrigiert. Auch der nahende Präsidentschaftswahlkampf spricht für weitere staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Schwäche.

Die US-Notenbank kündigt ebenfalls stützende Maßnahmen an, um den US-Immobilienmarkt zur helfen, der als größtes Sorgenkind der Amerikaner gilt. Ein Aufkauf von US Immobilienpapieren wäre ein offensichtlich besserer Lösungsansatz um den Bürgern unter die Arme zu greifen, anstatt über den Aufkauf von US Staatanleihen hauptsächlich Banken profitieren zu lassen.

Europas Wirtschaft kühlt immer weiter ab. Experten sprechen bereits von einer nahenden Rezession in Euroland, könnten sich aber auch hier täuschen. Denn die EZB wird voraussichtlich mit Zinssenkungen auf die nahende Flaute reagieren. Sinkende Inflationszahlen lassen das bis Winter zu. Besonders den exportstarken Deutschen könnten dabei wieder die Rolle des Züngleins an der Waage zu kommen. Deutschlands Wirtschaft erweist sich seit drei Jahren als äußerst robust, auch der Arbeitsmarkt hierzulande signalisiert einen erfreulichen Trend.

Die Börse hat durch die Schuldenkrise weiterhin Unsicherheiten zu verkraften. Heftige Schwankungen werden bis zum Jahresende an der Tagesordnung bleiben. Doch ich glaube, dass bis in den Dezember eher ein positiver Trend zu erkennen ist. Die Schuldenkrise steht sehr wohl weiterhin im Fokus der Finanzmärkte, dennoch können andere Themen zwischenzeitlich das Bild bestimmen. In den USA werden anstehende Konjunkturhilfen und Immobiliensubventionen der Wirtschaft weitere Stabilität verleihen.

Und um die US Wirtschaft steht es besser als viele denken. Die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks werden die Zinsen niedrig lassen oder sogar wieder senken. Das wird die Börsen freuen. Viele Investoren sind derzeit noch gar nicht im Markt positioniert. Sie stehen an der Außenlinie und warten auf den richtigen Zeitpunkt zum einwechseln. Doch dieser wurde schon mehrfach versäumt. Gegen Ende des Spiels wird nun der Druck deutlich größer für institutionelle Investoren mitzuspielen und das fördert weitere Kursanstiege bis zum Jahresende. Aktuell sieht es eher danach aus, dass wir auf die 7.000 Punktemarke im Dax zulaufen. Nur das erneute aufflammen der Schuldenkrise kann dem einen Strich durch die Rechnung machen.

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© 27. Oktober 2011/Oliver Roth

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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