FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. März. Für viele Rohstoffe war der März kein guter Monat. Die Preise für Gold und Silber gaben deutlich nach, auch wenn sich zuletzt Entspannung abzeichnete. Nur der Ölpreis hält sich in luftigen Höhen.
Die letzten Wochen dürften bei vielen Rohstoffanlegern nicht gerade für gute Laune gesorgt haben. 'Nach einem guten Jahresauftakt tun sich Rohstoffe mit Ausnahme der politisch im Preis getriebenen Mineralölprodukte inzwischen etwas schwer', fasst Heinrich Peters von der Helaba die Lage zusammen. Zwar sprächen konjunkturelle Stimmungsindikatoren insgesamt für weiteren zyklischen Aufwind. Doch auch andere Faktoren spielten eine Rolle, etwa die außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, Wachstumsmeldungen aus China, das Wetterphänomen La Niña, Angebotserhöhungen sowie sinkende Nachfrage aufgrund historisch hoher Preisniveaus.
Das wirkte sich auch im ETC-Handel aus. 'Die vergangene Woche war von Abgabebereitschaft geprägt', meint Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. Neben den breit aufgestellten Rohstoffprodukten (WKN A0JC8F, A0H072) hätten besonders Platin- und Palladium-ETCs auf den Verkaufslisten gestanden.
Goldpreis etwas erholt
Umsatzstärkste Produkte an der Börse Frankfurt waren in den vergangenen zwei Wochen abermals Gold-ETCs (WKN A0S9GB, A1EK0G, A0LP78, A1E0HR). Nach einem heftigen Goldpreisrückgang seit Ende Februar ging es in dieser Woche wieder etwas nach oben, aktuell liegt der Preis bei 1.676 US-Dollar. Der Grund: Fed-Chef Ben Bernanke machte am Montag Hoffnung auf eine fortgesetzte Flutung der Finanzmärkte mit billigem Geld. Das löste eine Flucht in die harte Währung Gold aus.
In der vergangenen Woche hatten allerdings noch der Wechselkurs sowie sinkendes Interesse der Investoren an langfristigen Positionen zu Mittelabflüssen bei Gold-ETCs geführt, wie Nigel Longley von ETF Securities erläutert. 'Physisch besicherte Produkte verzeichneten einen Rückgang in Höhe von 230 Millionen US-Dollar, so viel wie seit fast sieben Monaten nicht mehr.'
Schwache Nachfrage durch Streik in Indien
Auch andere negative Nachrichten hatten auf den Preis gedrückt. 'Indien, mit rund 25 Prozent Anteil größter Nachfrager nach Gold, hat den Importzoll von 2 auf 4 Prozent verdoppelt', erklärt die Commerzbank. Die Juweliere hätten mit Streik reagiert, was die Goldnachfrage in der aktuellen Hochsaison belastet habe. 'Wir sehen dies nur als temporär an. Nach Ende des Streiks könnte ein Nachholeffekt eintreten', meinen die Analysten. Peters zufolge hängt die weitere Entwicklung des Goldpreises stark an der US-Währung. 'Gelingt es nicht, den Auftrieb beim US-Dollar zu stoppen, dürfte Gold das Dezembertief bei 1.540 US-Dollar je Feinunze noch einmal testen.'
Laut Florian Perini von Flow Traders korreliert der Goldpreis derzeit mit den Bewegungen an den Aktienmärkten. 'Man kann erkennen, dass Gold momentan nicht unbedingt als vermeintlich sicherer Hafen angesehen wird, dafür aber eher als alternative Anlageklasse zur Portfoliodiversifikation genutzt wird.'
Preisrutsch bei Silber
Heftige Preiseinbußen gab es in diesem Monat bei Silber: Während eine Unze Ende Februar noch 37 US-Dollar kostete, fiel der Preis im Folgenden bis auf 31, aktuell liegt er bei 32,42 US-Dollar. Einigen Anlegern ging das offenbar zu weit, sie griffen bei Silber-ETCs (WKN A1EK0J, A0N62F) zu, andere verkauften weiter, wie Flow Traders beobachtet hat.
Iran-Konflikt hält Ölpreis oben
Der Ölpreis bewegt sich nach dem schnellen Anstieg im Februar seit einigen Wochen seitwärts, heute kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent knapp 125 US-Dollar und damit ähnlich viel wie zu Monatsanfang. Allerdings gehört Öl weiter zu den Rohstoffen, die sich im laufenden Jahr am stärksten verteuert haben. Der ETFS Brent (WKN A0KRKM) hat auf Sicht von drei Monaten um 14,4 Prozent zugelegt.
'Angebotsunsicherheiten aufgrund geopolitischer Risiken geben Mineralölprodukten weiterhin Halt', erklärt Peters. Das wird sich seiner Ansicht nach auch nicht so schnell ändern: 'Brent dürfte noch eine Weile über dem aktuell fairen Preis von rund 100 US-Dollar je Barrel notieren.' Da die Versorgungssicherheit in Asien besonders gefährdet sei, finde dort - trotz hoher Preise - zusätzlicher Lageraufbau statt. Peters rechnet mit keiner Eskalation des Irankonflikts. 'Im zweiten Halbjahr dürfte daher eine Preisberuhigung eintreten.' Im Falle eines Militärkonflikts wären aber zeitweilig deutlich höhere Preise einzukalkulieren.
'Ein größerer Anstieg oder aber ein Fall des Preises ist derzeit nicht zu erwarten', urteilt Perini. Saudi Arabien habe nämlich zuletzt angekündigt, bei einem zu hohen Ölpreis gegenzusteuern und die Erdölfördermengen zu erhöhen. Im Handel mit Öl-ETCs werden unterdessen beide Seiten gespielt (WKN A0KRJX, A0KRKN).
Erdgaspreis im Abwärtsstrudel
Anders als der Ölpreis kennen die Notierungen für Erdgas seit Sommer vergangenen Jahres nur eine Richtung: nach unten. Ab und an kommt es zu kleineren Gegenbewegungen, der Trend weist aber klar gen Süden. Das war auch im März nicht anders. Immer mehr ETC-Investoren ziehen daher die Reißleine. 'Erdgas-ETCs erlebten die höchsten Abflüsse seit fast einem halben Jahr', berichtet Longley mit Blick auf die vergangene Woche. Der ETFS Natural Gas (WKN A0KRJ3) hat in den vergangenen drei Monaten 38 Prozent seines Wertes verloren, in den vergangenen sechs Monaten mehr als die Hälfte.
Industriemetalle leiden unter Konjunktursorgen
Auch die meisten Industriemetalle tendierten zuletzt etwas schwächer. 'Nicht nur gedämpfte Investitionen und verhaltener Konsum in den Industrieländern, sondern auch die geringere Wachstumsdynamik in den Schwellenländern verzögern den Kursaufschwung bei Industrierohstoffen', erklärt Peters. Entscheidend sei die weitere Entwicklung Chinas und der USA. 'Wir gehen von einer Belebung und wieder höheren Kursen aus.' Anleger sehen das bislang wohl noch anders: Perini meldet Abgaben bei breit aufgestellten Industriemetallkörben (WKN A0KRKG). Longley hat ein großes Kaufinteresse bei Short-ETCs auf Kupfer (WKN A0V9XV) ausgemacht.
© 28. März 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die letzten Wochen dürften bei vielen Rohstoffanlegern nicht gerade für gute Laune gesorgt haben. 'Nach einem guten Jahresauftakt tun sich Rohstoffe mit Ausnahme der politisch im Preis getriebenen Mineralölprodukte inzwischen etwas schwer', fasst Heinrich Peters von der Helaba die Lage zusammen. Zwar sprächen konjunkturelle Stimmungsindikatoren insgesamt für weiteren zyklischen Aufwind. Doch auch andere Faktoren spielten eine Rolle, etwa die außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, Wachstumsmeldungen aus China, das Wetterphänomen La Niña, Angebotserhöhungen sowie sinkende Nachfrage aufgrund historisch hoher Preisniveaus.
Das wirkte sich auch im ETC-Handel aus. 'Die vergangene Woche war von Abgabebereitschaft geprägt', meint Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. Neben den breit aufgestellten Rohstoffprodukten (WKN A0JC8F, A0H072) hätten besonders Platin- und Palladium-ETCs auf den Verkaufslisten gestanden.
Goldpreis etwas erholt
Umsatzstärkste Produkte an der Börse Frankfurt waren in den vergangenen zwei Wochen abermals Gold-ETCs (WKN A0S9GB, A1EK0G, A0LP78, A1E0HR). Nach einem heftigen Goldpreisrückgang seit Ende Februar ging es in dieser Woche wieder etwas nach oben, aktuell liegt der Preis bei 1.676 US-Dollar. Der Grund: Fed-Chef Ben Bernanke machte am Montag Hoffnung auf eine fortgesetzte Flutung der Finanzmärkte mit billigem Geld. Das löste eine Flucht in die harte Währung Gold aus.
In der vergangenen Woche hatten allerdings noch der Wechselkurs sowie sinkendes Interesse der Investoren an langfristigen Positionen zu Mittelabflüssen bei Gold-ETCs geführt, wie Nigel Longley von ETF Securities erläutert. 'Physisch besicherte Produkte verzeichneten einen Rückgang in Höhe von 230 Millionen US-Dollar, so viel wie seit fast sieben Monaten nicht mehr.'
Schwache Nachfrage durch Streik in Indien
Auch andere negative Nachrichten hatten auf den Preis gedrückt. 'Indien, mit rund 25 Prozent Anteil größter Nachfrager nach Gold, hat den Importzoll von 2 auf 4 Prozent verdoppelt', erklärt die Commerzbank. Die Juweliere hätten mit Streik reagiert, was die Goldnachfrage in der aktuellen Hochsaison belastet habe. 'Wir sehen dies nur als temporär an. Nach Ende des Streiks könnte ein Nachholeffekt eintreten', meinen die Analysten. Peters zufolge hängt die weitere Entwicklung des Goldpreises stark an der US-Währung. 'Gelingt es nicht, den Auftrieb beim US-Dollar zu stoppen, dürfte Gold das Dezembertief bei 1.540 US-Dollar je Feinunze noch einmal testen.'
Laut Florian Perini von Flow Traders korreliert der Goldpreis derzeit mit den Bewegungen an den Aktienmärkten. 'Man kann erkennen, dass Gold momentan nicht unbedingt als vermeintlich sicherer Hafen angesehen wird, dafür aber eher als alternative Anlageklasse zur Portfoliodiversifikation genutzt wird.'
Preisrutsch bei Silber
Heftige Preiseinbußen gab es in diesem Monat bei Silber: Während eine Unze Ende Februar noch 37 US-Dollar kostete, fiel der Preis im Folgenden bis auf 31, aktuell liegt er bei 32,42 US-Dollar. Einigen Anlegern ging das offenbar zu weit, sie griffen bei Silber-ETCs (WKN A1EK0J, A0N62F) zu, andere verkauften weiter, wie Flow Traders beobachtet hat.
Iran-Konflikt hält Ölpreis oben
Der Ölpreis bewegt sich nach dem schnellen Anstieg im Februar seit einigen Wochen seitwärts, heute kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent knapp 125 US-Dollar und damit ähnlich viel wie zu Monatsanfang. Allerdings gehört Öl weiter zu den Rohstoffen, die sich im laufenden Jahr am stärksten verteuert haben. Der ETFS Brent (WKN A0KRKM) hat auf Sicht von drei Monaten um 14,4 Prozent zugelegt.
'Angebotsunsicherheiten aufgrund geopolitischer Risiken geben Mineralölprodukten weiterhin Halt', erklärt Peters. Das wird sich seiner Ansicht nach auch nicht so schnell ändern: 'Brent dürfte noch eine Weile über dem aktuell fairen Preis von rund 100 US-Dollar je Barrel notieren.' Da die Versorgungssicherheit in Asien besonders gefährdet sei, finde dort - trotz hoher Preise - zusätzlicher Lageraufbau statt. Peters rechnet mit keiner Eskalation des Irankonflikts. 'Im zweiten Halbjahr dürfte daher eine Preisberuhigung eintreten.' Im Falle eines Militärkonflikts wären aber zeitweilig deutlich höhere Preise einzukalkulieren.
'Ein größerer Anstieg oder aber ein Fall des Preises ist derzeit nicht zu erwarten', urteilt Perini. Saudi Arabien habe nämlich zuletzt angekündigt, bei einem zu hohen Ölpreis gegenzusteuern und die Erdölfördermengen zu erhöhen. Im Handel mit Öl-ETCs werden unterdessen beide Seiten gespielt (WKN A0KRJX, A0KRKN).
Erdgaspreis im Abwärtsstrudel
Anders als der Ölpreis kennen die Notierungen für Erdgas seit Sommer vergangenen Jahres nur eine Richtung: nach unten. Ab und an kommt es zu kleineren Gegenbewegungen, der Trend weist aber klar gen Süden. Das war auch im März nicht anders. Immer mehr ETC-Investoren ziehen daher die Reißleine. 'Erdgas-ETCs erlebten die höchsten Abflüsse seit fast einem halben Jahr', berichtet Longley mit Blick auf die vergangene Woche. Der ETFS Natural Gas (WKN A0KRJ3) hat in den vergangenen drei Monaten 38 Prozent seines Wertes verloren, in den vergangenen sechs Monaten mehr als die Hälfte.
Industriemetalle leiden unter Konjunktursorgen
Auch die meisten Industriemetalle tendierten zuletzt etwas schwächer. 'Nicht nur gedämpfte Investitionen und verhaltener Konsum in den Industrieländern, sondern auch die geringere Wachstumsdynamik in den Schwellenländern verzögern den Kursaufschwung bei Industrierohstoffen', erklärt Peters. Entscheidend sei die weitere Entwicklung Chinas und der USA. 'Wir gehen von einer Belebung und wieder höheren Kursen aus.' Anleger sehen das bislang wohl noch anders: Perini meldet Abgaben bei breit aufgestellten Industriemetallkörben (WKN A0KRKG). Longley hat ein großes Kaufinteresse bei Short-ETCs auf Kupfer (WKN A0V9XV) ausgemacht.
© 28. März 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)