FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. März 2013. Routinierte Gewinnmitnahmen treiben 6 Prozent der Profis aus DAX-Aktien, was zu früh gewesen sein könnte. Das drückt auf die Marktstimmung, allerdings sind die Skeptiker nicht mehr ganz so pessimistisch in ihren Kurszielen.
Als der DAX am vergangenen Freitag kurz über die 8.000er Marke lugte, bedurfte es keiner hellseherischen Fähigkeiten, um sich vorzustellen, was diesem Ereignis folgen würde. Die Medien hatten sich schon darauf eingestellt: Bereits kurze Zeit später las man über die psychologische (Widerstands-)Kraft der runden Zahl, das in der Nähe liegende Allzeithoch aus dem Jahr 2007 und die Spitze der Dotcom-Blase aus März 2000, die kurstechnisch ebenfalls ganz in der Nähe angesiedelt ist.
Man darf einigen Anlegern also nicht verübeln, dass sie bei so viel Höhenluft auch über Profit und Gewinnmitnahmen sprechen. Schließlich hatte der ein oder andere dazu vielleicht lange nicht mehr die Gelegenheit gehabt. Dass der DAX 2000 und 2007 jeweils markant und für mehrere Jahre nach unten abdrehte, nachdem er sich nicht allzu deutlich vom 8.000er Niveau nach oben absetzen konnte, hat bei manchem Anleger Misstrauen verursacht. Verständlich war auch die Aussage eines Händlers, die wir en passant aufschnappten: 'Zeit, Gewinne mitzunehmen', sagte einer. Denn 'an Gewinnmitnahmen ist ja bekanntlich noch keiner gestorben'.
Nach alldem oben Erwähnten darf es nun niemanden mehr wundern, dass die gute Stimmung der Investoren gegenüber der vergangenen Woche merklich abgeflaut ist. Von den Institutionellen haben sich 6 Prozent aus dem Bullenlager verabschiedet, 2 Porzent sind zu den Bären gezogen.
Dieser Wunsch nach Distanz zum Aktienmarkt hat wenig mit den fundamentalen Einflüssen der Berichtswoche zu tun. Bis auf den US-Arbeitsmarktbericht gab es ohnehin wenig Diskussionsstoff. Vielmehr ist der Abzug der Optimisten ein Produkt zuvor zitierter Börsenweisheit. Dabei hätten gerade die Mitglieder unseres Sentiment-Panels es besser wissen müssen.
Gewinnmitnahmen sind gefährlich
Wie gefährlich, der so harmlos klingende Wahlspruch eigentlich ist, veranschaulicht nämlich ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit. Anfang Juni 2012 griffen griffen professionelle Investoren beherzt bei DAX-Kursen knapp über 6.000 Punkte zu. Keine drei Monate später erfreuten sie sich üppiger Gewinne - der DAX stand bei fast 7.000 Zählern. Ein Niveau, von welchem dieser im Frühjahr 2012 schon einmal unter die Räder gekommen war, was vielen noch frisch in Erinnerung war. Damals wie heute wollte man vorsichtshalber Gewinne mitnehmen. Und als sich dies dann als vorschnell herausstellte, fütterte man den Markt im Sommer 2012 auch noch mit Short-Positionen, was es für die meisten noch schwerer machte, später in den haussierenden Aktienmarkt zurückzufinden.
So ungefährlich wie sie gerne dargestellt werden, sind Gewinnmitnahmen also gar nicht. Sie können einen manchmal Kopf und Kragen kosten. Das gilt auch in der aktuellen Hausse. Wir glauben aber, dass die wenigen Abtrünnigen lediglich auf einen kurzen Rückschlag setzen und schon bald wieder einsteigen wollen. Die Anlegerstimmung bleibt unter dessen aber noch weit von Euphorie oder Allzeithoch entfernt.
Möchten Sie die Markttechnik jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 13. März 2013/Gianni Hirschmüller, cognitrend
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Als der DAX am vergangenen Freitag kurz über die 8.000er Marke lugte, bedurfte es keiner hellseherischen Fähigkeiten, um sich vorzustellen, was diesem Ereignis folgen würde. Die Medien hatten sich schon darauf eingestellt: Bereits kurze Zeit später las man über die psychologische (Widerstands-)Kraft der runden Zahl, das in der Nähe liegende Allzeithoch aus dem Jahr 2007 und die Spitze der Dotcom-Blase aus März 2000, die kurstechnisch ebenfalls ganz in der Nähe angesiedelt ist.
Man darf einigen Anlegern also nicht verübeln, dass sie bei so viel Höhenluft auch über Profit und Gewinnmitnahmen sprechen. Schließlich hatte der ein oder andere dazu vielleicht lange nicht mehr die Gelegenheit gehabt. Dass der DAX 2000 und 2007 jeweils markant und für mehrere Jahre nach unten abdrehte, nachdem er sich nicht allzu deutlich vom 8.000er Niveau nach oben absetzen konnte, hat bei manchem Anleger Misstrauen verursacht. Verständlich war auch die Aussage eines Händlers, die wir en passant aufschnappten: 'Zeit, Gewinne mitzunehmen', sagte einer. Denn 'an Gewinnmitnahmen ist ja bekanntlich noch keiner gestorben'.
Nach alldem oben Erwähnten darf es nun niemanden mehr wundern, dass die gute Stimmung der Investoren gegenüber der vergangenen Woche merklich abgeflaut ist. Von den Institutionellen haben sich 6 Prozent aus dem Bullenlager verabschiedet, 2 Porzent sind zu den Bären gezogen.
Dieser Wunsch nach Distanz zum Aktienmarkt hat wenig mit den fundamentalen Einflüssen der Berichtswoche zu tun. Bis auf den US-Arbeitsmarktbericht gab es ohnehin wenig Diskussionsstoff. Vielmehr ist der Abzug der Optimisten ein Produkt zuvor zitierter Börsenweisheit. Dabei hätten gerade die Mitglieder unseres Sentiment-Panels es besser wissen müssen.
Gewinnmitnahmen sind gefährlich
Wie gefährlich, der so harmlos klingende Wahlspruch eigentlich ist, veranschaulicht nämlich ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit. Anfang Juni 2012 griffen griffen professionelle Investoren beherzt bei DAX-Kursen knapp über 6.000 Punkte zu. Keine drei Monate später erfreuten sie sich üppiger Gewinne - der DAX stand bei fast 7.000 Zählern. Ein Niveau, von welchem dieser im Frühjahr 2012 schon einmal unter die Räder gekommen war, was vielen noch frisch in Erinnerung war. Damals wie heute wollte man vorsichtshalber Gewinne mitnehmen. Und als sich dies dann als vorschnell herausstellte, fütterte man den Markt im Sommer 2012 auch noch mit Short-Positionen, was es für die meisten noch schwerer machte, später in den haussierenden Aktienmarkt zurückzufinden.
So ungefährlich wie sie gerne dargestellt werden, sind Gewinnmitnahmen also gar nicht. Sie können einen manchmal Kopf und Kragen kosten. Das gilt auch in der aktuellen Hausse. Wir glauben aber, dass die wenigen Abtrünnigen lediglich auf einen kurzen Rückschlag setzen und schon bald wieder einsteigen wollen. Die Anlegerstimmung bleibt unter dessen aber noch weit von Euphorie oder Allzeithoch entfernt.
Möchten Sie die Markttechnik jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 13. März 2013/Gianni Hirschmüller, cognitrend
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)