😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

Börse Frankfurt-News: Verführt die Renditejagd zu Leichtsinn? (Anleihen)

Veröffentlicht am 11.04.2014, 14:02
Aktualisiert 11.04.2014, 14:03

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. April 2014. Zwei Jahre nach dem Schuldenschnitt sammelt Griechenland am Kapitalmarkt wieder Geld ein und profitiert dabei von der allgemeinen Suche nach Rendite. Genau die beflügelt derzeit auch die Nachfrage nach so genannten "CoCo"-Bonds.

Vergangene Woche wurde noch darüber spekuliert, jetzt ist es schon Wirklichkeit: Griechenland ist zurück am Kapitalmarkt. Und das mit großem Erfolg. Mit der Herausgabe einer fünfjährigen Staatsanleihe (ISIN GR0114028534) hat das gerade noch vor dem Staatbankrott gerettete Euro-Land am gestrigen Donnerstag 3 Milliarden Euro eingenommen. 500 Millionen Euro mehr als geplant. Dabei zahlt Athen gerade mal noch 4,75 Prozent Zinsen, vor nicht einmal zwei Jahren lag die Rendite griechischer Staatspapiere noch mehr als vier mal so hoch. Aktuell wird die Anleihe noch nicht über die Börse gehandelt, nach Einschätzung von Händlern dürfte es aber spätestens Anfang kommender Woche so weit sein.

Angesichts des Wunsches Griechenlands, die offiziellen Schulden erneut umzustrukturieren, schätzt Stefan Gäde der HSH Nordbank die Risikofreude von Anlegern jedoch als irritierend, ja sogar leichtsinnig ein. "Dank der Gier nach Rendite hat das Geschäft mit risikoreichen Krediten wieder Hochkonjunktur", kommentiert der Analyst.

Auch Klaus Stopp von der Baader Bank zeigt sich skeptisch: "Man kann den Hype um die neue Anleihe nur bedingt nachvollziehen. Ein Staat, der sich bisher nur subventioniert zu Sonderkonditionen refinanzieren konnte, geht jetzt selbst an den Kapitalmarkt und zahlt freiwillig höhere Zinsen, um Normalität zu signalisieren. Wenn das mal gutgeht!" Investoren scheinen diese Sorgen aktuell jedoch nicht zu teilen, jedenfalls waren zuletzt auch die bereits vor Jahren ausgegebenen griechischen Staatsanleihen wieder sehr gefragt. So ist die Rendite zehnjähriger Titel im Laufe der Woche unter 6 Prozent gefallen - der tiefste Stand seit 2010.

Schnelle Gewinne im Blick

Arthur Brunner von der ICF AG merkt allerdings an, dass sich die neue Griechen-Anleihe im außerbörslichen Handel bisher eher enttäuschend entwickelt. "Das Papier kam zu 99,13 Prozent an den Markt und notiert am grauen Markt aktuell bei 99,20 zu 99,30. Bei einer achtfachen Überzeichnung könnte man da eigentlich schon mehr erwarten. Das deutet darauf hin, dass viele Anleger zugegriffen haben um kurzfristige Gewinne zu machen", kommentiert der Spezialist.

Gestützt wird diese Einschätzung auch von der aktuellen Entwicklung bei den Altanleihen Griechenlands. So beobachtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft seit den jüngsten Kursgewinnen überwiegend Abflüsse aus den Papieren: "Hier wird eigentlich nur noch die Sell-Taste gedrückt", berichtet der Händler.

Den Grund für das stark gesunkene Risikobewusstsein von Anlegern sehen Analysten in dem dauerhaften Anlagenotstand aufgrund des niedrigen Zinsniveaus und in der Politik der EZB. "Schließlich hat EZB-Präsident Mario Draghi zugesichert, man werde die Refinanzierungskosten einzelner Mitgliedstaaten senken, was immer es koste - eine Aussage, die einer impliziten Garantie für die Bonität dieser Staatsanleihen gleichkommt", erklärt Stopp. Dazu stellte die EZB in dieser Woche ein mögliches Programm zum Ankauf von Staatsanleihen in den Raum. Sowohl Bundesanleihen als auch Staatsanleihen der Europeripherie reagierten mit nachgebenden Renditen. Die Zinsen zehnjähriger Bundesanleihen sind von rund 1,62 Prozent Ende vergangener Woche auf aktuell 1,53 Prozent gefallen. Der Euro-Bund-Future als Indikator für langfristige Zinserwartungen notiert aktuell bei fast 143,9 Prozent, verglichen mit 142,8 vor einer Woche. Zusätzliche Unterstützung kommt hier zudem von den anhaltenden Unsicherheiten durch die Krim-Krise.

Renditechance CoCo-Bonds

Von der allgemeinen Suche nach Rendite profitieren aber nicht nur die Staatsanleihen der Euro-Peripherie, wie Daniel anmerkt. Auch so genannte "CoCo-Bonds" (Contingent Convertible Bonds), also Zwangswandelanleihen, die vorrangig von Banken begeben werden, stehen bei Investoren offenbar hoch im Kurs. "Wir beobachten eine hohe Nachfrage nach diesen Papieren, beispielsweise bei einem CoCo-Bond der Sociètè Gènèrale (WKN A1ZFMN)", meldet Daniel. Diese Anleihen verwandeln sich automatisch in Eigenkapital, wenn der Kapitalpuffer einer Bank auf ein zu niedriges Niveau sinkt. Die europäischen Regulierer erkennen die Anleihen dann als Aktien und damit als Eigenkapital an.

"Dieses Risiko, vom Gläubiger zum Aktionär zu werden und auf diese Weise mögliche Verluste der Bank mittragen zu müssen, wird über höhere Zinsen honoriert. So bietet das Papier der Sociètè Gènèrale einen Kupon von 6,5 Prozent. Auch die Deutsche Bank könnte bald einen CoCo-Bond bringen", weiß Daniel.

Analysten erwarten, dass die Deutsche Bank noch vor dem Sommer den ersten CoCo begeben könnte. Etwa zeitgleich wird mit eine Zwangswandelanleihe der Aareal Bank gerechnet. Auch die NordLB hat bereits die Ausgabe entsprechender Papiere für Ende diesen bzw. Anfang kommenden Jahres angekündigt.

Türken-Anleihe beliebt

Sehr gut an kommt laut Brunner eine neue zehnjährige Anleihe der Türkei (WKN A1ZGRG). "Auch in diesem Fall scheinen Anleger sehr schnell zu vergessen und vor allem Renditechancen im Blick zu haben", kommentiert der Händler mit Blick auf die jüngsten Unruhen gegen den nun wiedergewählten Premier Recep Tyyip Erdogan. Das direkt nach der Wahl begebene Papier wird jedenfalls rege gekauft, immerhin ist der Kurs bereits auf 101,25 Prozent gestiegen, verglichen mit einem Ausgabekurs von 99,447. Der Kupon liegt bei 4,125 Prozent.

Daneben beobachten die Händler verstärkte Handelsaktivitäten in Fremdwährungsanleihen auf brasilianische Real. "Die werden seit einigen Tagen stark nachgefragt", meldet Daniel und auch die Baader Bank spricht von einem erhöhten Anlegerinteresse.

Pfandbriefe wenig attraktiv

Verlierer des Niedrigzinsumfeldes sind indes die als "bombensicher" geltenden und gleichzeitig renditearmen Pfandbriefe. "So waren 2004 - laut Deutscher Bundesbank - noch Pfandbriefe über gut eine Billion Euro im Umlauf, 2013 ist dieser Wert auf 452 Milliarden Euro abgesackt. Dieser Rückgang geht unter anderem auf das gesunkene, weil margenarme Interesse der Pfandbriefbanken an der Staatsfinanzierung zurück. Aber von Anlegerseite eben auch auf die geringen Erträge", erläutert Stopp.

Derzeit rentiert ein Jumbo-Pfandbrief der KfW (WKN A0SLD8), der bis Juli 2018 läuft, gerade einmal mit 0,69 Prozent. Bei einer Laufzeit bis Juli 2021 kommt man beim selben Emittenten (WKN 276098) auf 1,31 Prozent Rendite.

Vorzeitige Kündigung bei Bombardier

Am Markt für Unternehmensanleihen hat die Emission einer neuen US-Dollar-Anleihe von Bombardier zu einer vorzeitigen Kündigung der bestehenden Euro-Anleihe (WKN A0G1ZL) geführt. Das Papier mit einer Ursprungslaufzeit bis 2016 wird jetzt zum 5. Mai 2014 mit einem Preis von 101,21 zurückgezahlt. Dies scheint aber noch nicht allen interessierten Investoren klar zu sein, wie Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank anmerkt: " Auch nach der Kündigung bestand Kaufinteresse zu Kursen deutlich über dem Rückzahlungspreis. Eine positive Rendite, auf die Endfälligkeit gerechnet, können die Käufer nicht erzielen."

Daneben hat mit der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen in dieser Woche eine selten emittierende Adresse unter den Bankanleihen den Kapitalmarkt betreten. "Das Haus begab eine unbesicherte Senioranleihe (WKN A1R013) im Volumen von 500 Millionen Euro mit einem Kupon von 1,75 Prozent und einer zehnjährigen Laufzeit", meldet Hellwig.

Möchten Sie den Anleihen-Marktbericht jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG

© 11. April 2014 / Karoline Kopp

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.