FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. Februar. Für Roger Peeters ist die starke Reaktion der weltweit relevanten Aktienbörsen auf ein mögliches Ende der expansiven US-Geldpolitik sehr bedenklich. Die Märkte wirkten hypernervös angesichts eines Entzugs von der Liquiditätsspritze.
Das Geschehen an den Kapitalmärkten war in den kommenden Tagen wechselhafter als in den Wochen zuvor. Erstmals seit Anfang Februar kam es Donnerstag wieder zu einem deutlichen Knick beim DAX, der jedoch unverändert auf einem sehr ansprechenden Niveau und nicht weit weg der Allzeithochs notiert.
Was ist geschehen? Wie auch andere große Indizes wichtiger Börsenplätze wurde auch der DAX von der Veröffentlichung eines Prtokolls der US-Notenbank Fed getroffen. Die dort artikulierten Zweifel von führenden Vertretern des Hauses an der eigenen, ausgesprochen expansiven Politik, haben für Verunsicherung an den Kapitalmärkten, insbesondere auf der Aktienseite geführt. Es ging die Angst um, dass die Fed die Politik des billigen Geldes so nicht mehr fortführt.
In der Tat kommt die Sensibilität der Börsianer nicht von ungefähr. Denn ohne Liquidität geht an den Märkten nichts mehr. Bildlich gesprochen: Was nützt ein Rennwagen, wenn es keine Sprit mehr gibt oder was hat man vom neuen, modernen Plasma-TV ohne Strom? Genauso sind die Märkte in Abhängigkeit vom billigen Geld und die Abhängigkeit ist eher größer denn kleiner geworden über die Jahre. Noch treffender als der Vergleich mit einem Treibstoff ist wahrscheinlich der mit einem Medikament oder einer Droge, bei denen im Laufe der Zeit die Abhängigkeit zu einer immer größeren Dosierung geführt hat.
Die Gretchenfrage lautet natürlich, wie die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft einmal von diesem Trip runterkommen können. Durch eine langwierige und zaghafte Rückführung der Dosierung von Schulden und Geldmenge, durch Inflation oder durch eine Form von 'harten Entzug', bei dem die Abhängigen (also Märkte und Wirtschaft) mit einer radikalen Entwöhnung von der einfachen Problembewältigung in Form der Druckerpresse entwöhnt werden.
Alleine die Vorstellung an diese Möglichkeit reicht immer wieder, um an den Märkten für Unruhe zu sorgen, wie jetzt eben auch in dieser Woche. Und diese Problematik wird uns erhalten bleiben, völlig losgelöst von der Fragestellung, wie andere Einflussfaktoren, beispielsweise Unternehmensmeldungen, aussehen. Eigentlich ursächlich für die Party an den Märkten seit der Finanzkrise ist die Liquidität im Überfluss und dann kommt lange nichts.
Macht es deshalb also Sinn, sich von einer Verunsicherung anstecken zu lassen und die Schäfchen ins Trockene zu bringen, sprich das Exposure zu reduzieren? Bei Lichte betrachtet ist das keine überlegte Strategie, denn das in Zeiten wie diesen und vor allen Dingen denen, die noch kommen werden, Bargeld ein sicherer Hafen ist, darf bezweifelt werden. Eben weil die Form des 'harten Entzuges' die schmerzhafteste und auffälligste Form der Gegenmaßnahme ist, kann angenommen werden, dass die Lenker in der Politik und den Notenbanken den subtileren Weg über Inflation versuchen anzusteuern. Und da stehen Aktionäre als Inhaber von Sachwerten nun mal vergleichsweise gut da.
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© 25. Februar 2013/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Das Geschehen an den Kapitalmärkten war in den kommenden Tagen wechselhafter als in den Wochen zuvor. Erstmals seit Anfang Februar kam es Donnerstag wieder zu einem deutlichen Knick beim DAX, der jedoch unverändert auf einem sehr ansprechenden Niveau und nicht weit weg der Allzeithochs notiert.
Was ist geschehen? Wie auch andere große Indizes wichtiger Börsenplätze wurde auch der DAX von der Veröffentlichung eines Prtokolls der US-Notenbank Fed getroffen. Die dort artikulierten Zweifel von führenden Vertretern des Hauses an der eigenen, ausgesprochen expansiven Politik, haben für Verunsicherung an den Kapitalmärkten, insbesondere auf der Aktienseite geführt. Es ging die Angst um, dass die Fed die Politik des billigen Geldes so nicht mehr fortführt.
In der Tat kommt die Sensibilität der Börsianer nicht von ungefähr. Denn ohne Liquidität geht an den Märkten nichts mehr. Bildlich gesprochen: Was nützt ein Rennwagen, wenn es keine Sprit mehr gibt oder was hat man vom neuen, modernen Plasma-TV ohne Strom? Genauso sind die Märkte in Abhängigkeit vom billigen Geld und die Abhängigkeit ist eher größer denn kleiner geworden über die Jahre. Noch treffender als der Vergleich mit einem Treibstoff ist wahrscheinlich der mit einem Medikament oder einer Droge, bei denen im Laufe der Zeit die Abhängigkeit zu einer immer größeren Dosierung geführt hat.
Die Gretchenfrage lautet natürlich, wie die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft einmal von diesem Trip runterkommen können. Durch eine langwierige und zaghafte Rückführung der Dosierung von Schulden und Geldmenge, durch Inflation oder durch eine Form von 'harten Entzug', bei dem die Abhängigen (also Märkte und Wirtschaft) mit einer radikalen Entwöhnung von der einfachen Problembewältigung in Form der Druckerpresse entwöhnt werden.
Alleine die Vorstellung an diese Möglichkeit reicht immer wieder, um an den Märkten für Unruhe zu sorgen, wie jetzt eben auch in dieser Woche. Und diese Problematik wird uns erhalten bleiben, völlig losgelöst von der Fragestellung, wie andere Einflussfaktoren, beispielsweise Unternehmensmeldungen, aussehen. Eigentlich ursächlich für die Party an den Märkten seit der Finanzkrise ist die Liquidität im Überfluss und dann kommt lange nichts.
Macht es deshalb also Sinn, sich von einer Verunsicherung anstecken zu lassen und die Schäfchen ins Trockene zu bringen, sprich das Exposure zu reduzieren? Bei Lichte betrachtet ist das keine überlegte Strategie, denn das in Zeiten wie diesen und vor allen Dingen denen, die noch kommen werden, Bargeld ein sicherer Hafen ist, darf bezweifelt werden. Eben weil die Form des 'harten Entzuges' die schmerzhafteste und auffälligste Form der Gegenmaßnahme ist, kann angenommen werden, dass die Lenker in der Politik und den Notenbanken den subtileren Weg über Inflation versuchen anzusteuern. Und da stehen Aktionäre als Inhaber von Sachwerten nun mal vergleichsweise gut da.
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© 25. Februar 2013/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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