von Robert Zach
Investing.com - Hier sind die Top 5 Themen an den Märkten am Morgen. Der iPhone-Bauer Apple setzt seinen Wandel vom Hardware- zum Dienstleistungsgiganten fort und stellte gestern in Cupertino einen eigenen Videostreaming-Service vor. Während der Wirtschaftskalender in Europa leer bleibt, stehen jenseits des Atlantiks einige wichtige Stimmungsindikatoren auf der Agenda. Gestern sank die zehnjährige US-Rendite auf den tiefsten Stand seit 2017 und setzte damit ihre Inversion weiter fort. Das britische Parlament entzog gestern der Premierministerin May die Kontrolle über den Brexit Prozess. Ölmarktbeobachter richten den Blick auf die wöchentlichen API-Zahlen.
1. Apple-Aktie rutscht nach Keynote ab
Der US-Tech-Gigant Apple hatte gestern in Cupertino einige neue Dienste vorgestellt, darunter auch ein viel erwarteter Videostreaming-Dienst, der „TV Plus“ heißen soll. "TV Plus" ist wie Netflix ein Abo-Service ohne Werbung. Mit dem Videostreaming-Dienst und eigenen Produktionen will Apple einen Angriff auf die beiden Platzhirsche Netflix (NASDAQ:NFLX) und Amazon (NASDAQ:AMZN) starten.
Die Nachrichten-App erhielt einen neuen Namen und heißt nun "News+". Der Dienst soll den User pro Monat 9,99 Dollar kosten. User in den USA und Kanada sollen die App demnächst nutzen können. In Europa soll "News+" im Herbst 2019 an den Start gehen.
Apple stellte außerdem eine Kreditkarte vor, die in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs Group (NYSE:GS) entstehen soll. Sie heißt "Apple Card" und soll neben niedrigen Zinsen auch ein Bonussystem beinhalten. Die Kreditkarte gibt es sowohl in digitaler Version als auch aus Titan.
Zudem bietet Apple zukünftig auch einen Dienst speziell für Spiele mit dem Namen "Apple Arcade" an. ie App soll zum Start mehr als 100 Spiele umfassen und zwar Spiele, die es sonst nirgendwo gibt. Es sollen regelmäßig neue Spiele hinzugefügt werden. Die Spiele sollen auf "Apple Arcade" auch ohne Internetverbindung spielbar sein.
Anleger reagierten auf die Ankündigungen aus Cupertino zunächst enttäuscht. Die Apple-Aktie (NASDAQ:AAPL) sank 1,21 Prozent und schloss den gestrigen Handelstag auf 188,74 Dollar.
Investoren und Analysten sagen, dass das Dienstleistungsgeschäft von Apple, das neben den monatlichen Abos auch die Einnahmen aus dem Appstore und die Lizenzgebühren umfasst, in den nächsten Jahren den größten Teil des Umsatzwachstums ausmachen wird.
2. US-Datenregen
Im europäischen Wirtschaftskalender herrscht am Dienstag gähnende Leere. Dagegen stehen jenseits des Atlantiks einige wichtige Termine auf der Agenda.
Neben den Baubeginnen und den -genehmigungen werden der Immobilienindex, der Hauspreisindex und der S&P/CS HPI Composite 20 veröffentlicht. Später kommen noch Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen gemäß Conference Board und einige Stimmungsindikatoren aus Dallas, Richmond und Texas herein.
Das Fed-Mitglied Daly wird sich am späten Abend zur Geldpolitik äußern.
Es gibt also erneut zahlreiche Katalysatoren, um die Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkte zu bewegen.
3. 10-jähriges US-Zinspapier fällt auf tiefsten Stand seit 2017
Im Fokus stehen weiterhin die US-Renditen, die gestern erneut unter Druck standen. So rutschte das zehnjährige US-Zinspapier mit 2,375 Prozent auf den tiefsten Stand seit 2017.
Durch den gestrigen Rückgang hat sich die US-Zinskurve weiter invertiert. Das heißt, die 10-jährigen Staatspapiere werfen deutlich weniger Rendite ab als die dreimonatigen Staatsanleihen.
In Fachkreisen gilt eine Inversion der o.g. Zinskurve als ein verlässlicherer Indikator als die noch nicht invertierte Zinsstrukturkurve der zwei- und zehnjährigen US-Renditen.
In aller Regel zeigt eine Umkehrung der Zinsstrukturkurve eine Rezession an, die im Schnitt 311 Tage nach dem Signal auftritt.
Nichtsdestotrotz können Aktien auch nach dem Auftreten des Signals noch weiter steigen. Die Inversion der Zinskurve erfolgt oft weit vor einer Rezession, und bei den letzten vier Mal war der Markt jedes Mal höher mit einem durchschnittlichen Kursplus beim S&P 500 von mindestens 9 Prozent, schreibt das Magazin Bespoke.
Fed-Mitglied Eric Rosengren sagte indes in der Nacht von Montag auf Dienstag, dass die inverse Zinsstrukturkurve zwar ein Signal einer nahenden Rezession sei, Anleger sollten aber nicht zu viel hineininterpretieren.
Die Wall Street zeigte sich gestern gemischt. Der Dow Jones stieg um 14,51 Punkte, der markt breitere S&P 500 fiel um 2,35 Zähler und der NASDAQ Composite gab um 5,13 Zähler nach.
4. Britisches Parlament entzieht May die Kontrolle über den Brexit Prozess
Die britische Premierministerin Theresa May erteilte einer dritten Abstimmung im britischen Parlament über den von ihr mit der EU ausgehandelten Brexit-Deal eine Abfuhr. Stand jetzt werde das Unterhaus auch im dritten Anlauf den Deal nicht annehmen, sagte May gestern vor den Abgeordneten in London. Ohne Zustimmung in dieser Woche droht ein ungeregelter Brexit mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft, so Experten.
Zur Überraschung vieler verlor May gestern dann auch noch die Kontrolle über den Brexit-Prozess. So werden die Abgeordneten am Mittwoch über Alternativen zum Brexit-Deal abstimmen. Damit erscheint auch ein Verbleib Großbritanniens in der EU wieder möglich. May betonte jedoch, dass sie an die Ergebnisse der Abstimmung nicht gebunden sei.
Für das britische Pfund dürfte es deshalb zunächst weiter seitwärts gehen. Gestern schloss es zum US-Dollar mit einem kleinen Plus auf 1,3212 Dollar.
5. API-Daten im Fokus
Die Ölpreise sind in der asiatischen Sitzung leicht gestiegen. Die Gewinne waren jedoch angesichts der Sorge vor einer möglichen Rezession in den USA begrenzt.
Trotz der jüngsten Turbulenzen rund um die Weltwirtschaft dürfte die US-Sorte West Texas Intermediate den März mit einem Plus von mehr als 3 Prozent beenden, während die Nordseesorte Brent über 1 Prozent im Plus liegt.
Die Ölpreise werden seit dem Jahreswechsel von den Förderkürzungen der Opec und dem nahezu zum Erliegen gekommenen Exporten von venezolanischem Öl in die USA gestützt.
Für Bewegung werden heute Abend die Zahlen über die wöchentlichen US-Rohöllagerbestände des American Petroleum Institute (API) sorgen. Am Mittwoch gibt dann die US-Energiebehörde die offiziellen Zahlen zu den US-Ölreserven bekannt.
- Reuters hat zu diesem Artikel beigetragen.