Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine erneute Flut billigen Notenbank-Geldes lockt Anleger in die europäischen Aktienmärkte.
Der Dax gewann am Donnerstag 0,6 Prozent auf 12.595,06 Punkte und der EuroStoxx50 kletterte sogart um bis zu 1,1 Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von 3570,08 Zählern. Der Euro fiel dagegen auf 1,1112 von 1,1140 Dollar.
Fast genau sieben Jahre nach dem Bekenntnis ihres Chefs "Super Mario" Draghi zur Rettung des Euro um jeden Preis tastete die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen zwar nicht an. Sie stellte aber eine Senkung in Aussicht und erwägt zudem eine Neuauflage ihrer Wertpapierkäufe. Seit Draghis Aussagen zu einer möglichen Lockerung der Geldpolitik vor gut einem Monat habe sich die Lage eher noch verschlechtert, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Die Kerninflation zeigt keine Anzeichen für einen nachhaltigen Anstieg und die Industrie der Eurozone bleibt in der Rezession."
Damit läutet die EZB eine Runde von Zinssenkungen der großen Notenbanken ein. An der Börse gilt als sicher, dass die US-Notenbank Fed den Schlüsselsatz in der kommenden Woche um mindestens einen Viertel-Prozentpunkt senkt. Um die wirtschaftlichen Belastungen durch den drohenden ungeordneten Brexit abzuwenden, könnte auch die Bank von England (BoE) demnächst ihre Geldschleusen öffnen.
Die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik trieb einige Anleger zudem in Staatsanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Rekordtief von minus 0,417 Prozent. Parallel dazu rutschte auch die Rendite der 50-jährigen Schweizer Bonds erstmals seit August 2016 in den negativen Bereich. Damit sind sämtliche Papiere der Alpenrepublik für Anleger ein Verlustgeschäft. Investoren deckten sich auch mit Gold ein, das oft als Absicherung gegen Inflation gekauft wird. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1433,46 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
BILANZSAISON LÄUFT AUF VOLLEN TOUREN
Angesichts der Aufregung um den EZB-Entscheid spielten die Firmenbilanzen nur die zweite Geige. Rund zwei Wochen nach der Prognose-Senkung stimmte BASF-Chef Martin Brudermüller Investoren erneut auf schwierige Zeiten ein. Vor allem für die Nachfrage aus der wichtigsten Kundengruppe, dem Automobilsektor, sehe er schwarz. BASF-Aktien verloren 0,8 Prozent.
In Brüssel legten die Titel von Anheuser-Busch dagegen bis zu 5,8 Prozent zu und waren mit 91,37 Euro so teuer wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. Die vorgelegten Quartalsergebnisse des "Beck's"-Brauers hätten die Erwartungen durch die Bank übertroffen, schrieb Analystin Alicia Forry vom Vermögensverwalter Investec.
Die Papiere von LVMH (PA:LVMH) markierten in Paris mit 392,65 Euro sogar ein Rekordhoch. Der Umsatz der "Louis Vuitton"-Mutter habe die Erwartungen übertroffen, schrieb Analystin Angela Han Lee von der Investmentbank China Renaissance. Vor allem die Sparte Mode und Leder habe sich überraschend stark entwickelt.
Auch bei den Aktien von Moncler griffen Investoren zu. Sie stiegen in Mailand um bis zu 6,3 Prozent auf ein 13-Monats-Hoch von 41,40 Euro. Der Quartalsumsatz und der operative Gewinn über Markterwartungen untermauerten die positiven mittelfristigen Aussichten für den Luxusjacken-Anbieter, schrieben die Analsten der Investmentbank RBC Capital Markets.