von Robert Zach
Investing.com - Die Schlagzeilen um den Handelskrieg zwischen den USA und China reißen nicht ab. Gestern berichtete das Wirtschaftsmagazin Bloomberg, dass Peking die Importe von amerikanischen Sojabohnen gestoppt haben soll.
Auch ein Lieferstopp für Seltene Erden (Korrektur: vorher "Seltene Reden") soll im Gespräch sein. Das würde insbesondere die US-Hochtechnologie und die US-Rüstungsindustrie treffen. Ein Sprecher der Planungsbehörde in Peking wies die Spekulationen nicht direkt zurück, sondern sprach stattdessen von einem Vorrang der inländischen Nachfrage.
Die westlichen Medien nehmen die Drohungen über einen Exportstopp seltener Erden (noch?) auf die leichte Schulter. Hierzulande heißt es, China würde sich damit selbst schaden, da "es die Zuverlässigkeit Chinas als Handelspartner und Rohstofflieferant weltweit in Frage stellen würde".
Chinas Medien sehen das aber ganz anders: "Sie (also die Medien/Experten) verstehen einfach nicht, wie China funktioniert", schrieb Hui Xijin, Chefeditor der chinesischen Global Times und Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Er glaubt, China werde "umfangreiche Vergeltungsmaßnahmen ergreifen", nachdem die USA den chinesischen Telekommunikations-Giganten Huawei (SZ:002502) und andere chinesische Unternehmen auf die Schwarze-Liste gesetzt haben. "Dieser Schritt signalisiert, Peking wird nicht passiv warten. Weitere Vergeltungsmaßnahmen werden folgen".
Außerdem schreibt Xijin, dass das Vorgehen der USA gegen chinesische Unternehmen kein Handelsstreit mehr sei. "Der Schwerpunkt der USA verlagert sich vom Schutz ihrer Interessen hin zur Zerstörung Chinas" und fügte hinzu: "China prüft qualitative Veränderungen der Vergeltungsmaßnahmen".
Das stolze China ist also bereit Schmerzen zu ertragen - so viel steht fest. Denn Mitte Mai sagte Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping bei einem Besuch im Süden Chinas: "Wir müssen verschiedene große Risiken und Herausforderungen aus dem In- und Ausland überwinden und neue Siege für den Sozialismus chinesischer Art erringen".
Zugleich verwies er dabei auf einen neuen langen Marsch, der ein zentraler Heldenmythos der Kommunistischen Partei Chinas aus den Jahren 1934/35 ist (siehe Wikipedia) und die Grundlage für die Gründung der Volksrepublik China 1949 war.
Gleichzeitig war der "Lange Marsch" auch ein Erfolg gegenüber ausländischen Mächten (also dem Westen), die zur damaligen Zeit großen Einfluss auf die Entwicklung des chinesischen Bürgerkriegs nahmen.
Man muss also hier zwischen den Zeilen lesen. China wird aller Voraussicht nach nicht Kleinbei geben in diesem Handelskonflikt. "Chinas Führung weiß, dass der Kampf der Supermächte lange dauern wird und durch einen Handelsdeal gar nicht lösbar ist!", schrieb Markus Fugmann von finanzmarktwelt jüngst in einem Artikel.
"Daher bemüht Chinas Xi Jinping den zentralen Heldenmythos der kommunistischen Geschichte Chinas: den langen Marsch", fügte er hinzu.