von Robert Zach
Investing.com - Es ist an der Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist eskaliert. Beide Seiten überzogen sich in der vergangenen Woche mit weiteren Strafzöllen. Seit dem vergangenen Freitag steht der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei (SZ:002502) zudem auf der US-Liste gebannter Unternehmen.
Der Markt rätselt noch, wie China auf die jüngsten Aggressionen aus den USA zurückschlagen wird. Einige Medienhäuser behaupten, dass Pekings gefährlichste Waffe der Verkauf von Staatsanleihen ist. Andere wiederum schreiben, das Reich der Mitte könnte den Yuan zum US-Dollar abwerten lassen. Mit beiden Optionen würde sich China selbst zu viel Schaden zufügen.
Denn US-Staatsanleihen sind bei Investoren sehr gefragt. Sollte China als Käufer ausfallen, wäre ausreichend Nachfrage vorhanden, so Trumps früherer Wahlkampfberater Stephen Moore in einem Interview mit der The Epoch Times. "Das ist das lächerlichste Argument", sagte er und fügte hinzu, "China würde sich nur selbst schaden“. "Übrigens gibt keinen Mangel an Investoren, die US-Staatsanleihen kaufen wollen."
Und eine massive Abwertung des chinesischen Yuans? Grundsätzlich ist es so, dass eine billige Währung China nicht reicher, sondern ärmer macht. Denn die Chinesen würden dann mehr für importierte Güter hinblättern müssen.
Auch weitere Zölle sind unwahrscheinlich, da Peking die US-Zölle rein rechnerisch nicht in gleichem Umfang kontern kann, weshalb das Land zu anderen Mitteln greifen muss.
Pekings einzig wahre "nukleare Option" und wohl mächtigste Waffe im Handelskrieg ist daher der Export von Seltenen Erden in die USA.
Seltene Erden werden in Waffen, Handys, Hybridfahrzeugen, Laptops, Katalysatoren in Fahrzeugen, Akkus, Leuchtmittel, Plasmabildschirmen und Magneten eingesetzt.
Ein Belieferungsstopp des Rohstoffs würde die Lieferketten der US-Tech-Firmen durcheinanderschütteln und auch die US-Rüstungsindustrie, die ja Amerikas ganzer Stolz ist, belasten. Im vergangenen Jahr wurden von der US Geological Survey 35 Mineralien als kritisch für die Wirtschaft und die nationale Verteidigung eingestuft.
Unter dem Begriff der Seltenen Erden werden insgesamt 17 Elemente zusammengefasst: Cerium (Ce), Dysprosium (Dy), Erbium (Er), Europium (Eu), Gadolinium (Gd), Holmium (Ho), Lanthanum (La), Lutetium (Lu), Neodymium (Nd), Praseodymium (Pr), Promethium (Pm), Samarium (Sm), Scandium (Sc), Terbium (Tb), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb), und Yttrium (Y).
Die Produktion von Seltenen Erden wird von China dominiert. Gut 70 Prozent der Förderung kommt aus dem Reich der Mitte - und die USA ist mit 80 Prozent einer der größten Importeuere von Seltenen Erden aus China.
Zieht China nun die Nukleare Option und stoppt den Export von Seltenen Erden in die USA? Unwahrscheinlich ist ein solches Szenario nicht, denn Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping besuchte jüngst die Einrichtung von JL MAG Rare-Earth (SZ:300748), einem Hersteller magnetischer Werkstoffe, in der Provinz Jiangxi im Südosten Chinas, wie Bloomberg unter Berufung auf Xinhua berichtete.
Der Besuch "sendet ein Warnsignal an die USA, dass China Seltene Erden als Vergeltungsmaßnahme einsetzen könnte, wenn sich der Handelskrieg zuspitzt", sagte Yang Kunhe, Analyst bei Pacific Securities Co. aus Peking am Telefon. Dies könnte einen Exportstopp von Seltenen Erden in die USA beinhalten, erklärte
Die Aktien von JL MAG Rare-Earth (SZ:300748) legten nach dem gestrigen Bericht von Bloomberg deutlich zu. Um 10 Prozent schossen sie in die Höhe. In den vergangenen sechs Handelstagen stiegen die Aktien sogar um 42,56 Prozent.
Ob China aber tatsächlich diese nukleare Option zieht ist offen. Auf jeden Fall ist es ein Vorteil, und sei es auch nur, um die USA, wieder an den Verhandlungstisch zu bringen oder weitere US-Sonderzölle auf alle verbleibenden Importe aus China zu unterbinden.