5 Investoren-Tipps für 2025: Vorsicht bewahren, Chancen nutzen

Veröffentlicht am 14.01.2025, 07:32
US500
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"Lass es, Larry!", das im letzten Jahr sein Serienfinale feierte, zeigte Larry David als eine herrlich überzeichnete Version seiner selbst – in einer Welt, in der scheinbar belanglose Alltagssituationen unweigerlich in chaotischen Katastrophen endeten. Die Serie sorgte nicht nur für zahlreiche Lacher, sondern erinnerte auch daran, wie schnell vermeintlich sichere Pläne aus dem Ruder laufen können, wenn kleine, übersehene Details plötzlich eine große Rolle spielen.

Für das Jahr 2025 sind die Finanzmärkte voller Zuversicht. Dieser Optimismus speist sich aus der starken Marktentwicklung der vergangenen zwei Jahre und den optimistischen Prognosen vieler Analysten, die weiteres Wachstum erwarten. Doch wie "Lass es, Larry!" lehrt, können selbst die besten Pläne unerwartet scheitern, wenn entscheidende Kleinigkeiten ins Spiel kommen.

Hier sind fünf Gründe, warum es 2025 ratsam sein könnte, bei Investitionen etwas vorsichtiger zu agieren:

1. Bewertungen und wirtschaftliche Wachstumsraten

Der Aktienmarkt startet ins Jahr 2025 mit überhöhten Bewertungen – ähnlich wie Larrys ausufernde Monologe über kleine Alltagsproblemchen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 liegt aktuell deutlich über seinem historischen Durchschnitt – ein deutliches Signal für den Optimismus der Anleger. Zwar eignen sich Bewertungen nicht als verlässliches Mittel zur kurzfristigen Marktprognose, doch sie geben einen Einblick in die vorherrschende Marktstimmung. Wie wir bereits erörtert haben, hängen die Earnings der Unternehmen direkt mit der Wirtschaftstätigkeit zusammen.

"Eine anschaulichere Betrachtungsweise bietet der Vergleich der jährlichen Ertragsveränderungen mit dem inflationsbereinigten BIP-Wachstum. Zwar weichen Earnings manchmal von der realen Wirtschaftsentwicklung ab, doch diese Diskrepanzen treten meist in Phasen unmittelbar vor oder nach einer Rezession auf. Langfristig korrelieren Earnings- und Wirtschaftswachstum jedoch eng miteinander."

Jährliche Veränderung von BIP vs. Einkommen

Die aktuellen Bewertungen deuten darauf hin, dass der Markt ein nahezu perfektes Wirtschaftsszenario einpreist. Anleger treiben die Preise für Vermögenswerte in die Höhe, bevor überhaupt klar ist, ob das Wirtschaftswachstum diese Erwartungen tragen kann. Das lässt kaum Spielraum für Fehler. Anders gesagt: Anleger setzen auf makellose Quartalsergebnisse in einem Jahr voller wirtschaftlicher Unsicherheiten.

Marktbewertungen vs. BIP-Wachstumsrate für das 4. Quartal

Im Jahr 2024 legte die US-Wirtschaft ein beachtliches Wachstum hin, gestützt durch fiskalische Anreize und einen stabilen Arbeitsmarkt. Doch auf dem Weg ins Jahr 2025 zeigen sich erste Bremsspuren. Die jüngsten Zinssenkungen der US-Notenbank sorgten zwar kurzfristig für Entlastung, doch bleibt fraglich, ob sie das langfristige Wachstum stützen können. Die Verbraucherausgaben, bislang ein zentraler Treiber des Wachstums, lassen nach – viele Haushalte kämpfen mit sinkenden Ersparnissen und steigenden Schulden.

Ausgabenlücke der Verbraucher

Ein langsameres Wirtschaftswachstum könnte 2025 die Unternehmensgewinne belasten, Investitionen bremsen und die Aktienmärkte unter Druck setzen. Wie in einer klassischen Folge von Lass es, Larry! – bei der sich eine harmlose Situation plötzlich ins Chaos stürzt – könnte auch hier eine unerwartete Wende eintreten und euphorische Anleger kalt erwischen.

2. Fiskalpolitik und globale Wachstumsraten

Keine Episode von "Lass es, Larry!" wäre vollständig ohne eine unerwartete Wendung, die alles verkompliziert – und genau so könnten sich fiskalpolitische Entscheidungen und ein langsameres globales Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 als unerwartete Herausforderung für die Märkte erweisen.

In den vergangenen zwei Jahren haben Maßnahmen wie das Inflationsbekämpfungsgesetz, das CHIP-Gesetz und die anhaltend hohen Bundesausgaben im Rahmen der sogenannten "Continuing Resolutions" (CR) das Wirtschaftswachstum gestützt. Doch 2025 könnten diese Impulse schwächer werden, da frühere Finanzierungsprogramme auslaufen und neue Ausgaben nicht in Sicht sind.

Zudem könnten Einsparungen im Rahmen des Regierungsprogramms zur Effizienzsteigerung ein zusätzlicher Gegenwind für das Wirtschaftswachstum sein.

Ausgaben des Bundes vs. BIP

Die USA stehen dabei nicht allein: Auch weltweit schwächt sich das Wachstum ab. In Europa belasten Energiefragen und politische Unsicherheiten die Konjunktur, während in China der Immobiliensektor und veränderte Handelsdynamiken für einen verhaltenen Aufschwung sorgen.

Michael Lebowitz hebt diesen Zusammenhang in „Weltweite Bedingungen deuten auf eine Verlangsamung hin“ hervor:

"Mit Ausnahme von Japan hat sich die Korrelation zwischen dem realen BIP der USA und dem der wichtigsten Volkswirtschaften in den letzten zehn Jahren verstärkt. Besonders eng ist die Verflechtung mit der Europäischen Union, den OECD-Ländern und dem Rest der Welt – und das, obwohl die USA in diesen Aggregaten gar nicht enthalten sind."

Er verdeutlicht, dass kurzfristige Abweichungen zwar auftreten können, die enge Verknüpfung der US-Wirtschaft mit der Weltwirtschaft aber bestehen bleibt – es sei denn, es käme zu tiefgreifenden Änderungen im globalen Handel oder zu umfangreichen staatlichen Stimulusmaßnahmen.

Obwohl die Defizitausgaben der US-Regierung das Wachstum zuletzt gestützt und höhere Kreditkosten sowie Inflationsbelastungen ausgeglichen haben, deutet vieles darauf hin, dass dieser Puffer abnimmt. Dabei sind die USA keineswegs eine wirtschaftliche Insel. Ein verlangsamtes globales Wachstum könnte die Nachfrage nach US-Exporten dämpfen und damit den Druck auf die Unternehmensgewinne erhöhen – insbesondere in einem Umfeld, in dem sich diese ohnehin bereits weit von langfristigen Wachstumstrends entfernt haben.

Gewinnwachstum vs. langfristiger Trend (logarithmische Darstellung)

Wie in einer guten Folge von "Lass es, Larry!" könnte eine solche globale Entwicklung die "Hauptstory" der Märkte gehörig durcheinanderwirbeln – und die optimistischen Erwartungen der Anleger auf eine harte Probe stellen.

3. Der technische Hintergrund

Auch der längerfristige technische Hintergrund spricht dafür, dass 2025 das Motto lauten könnte: "Lass es, Larry!"

Im September 2021 habe ich bereits eine Analyse veröffentlicht, in der ich Folgendes festhielt:

"Ein überhitzter Markt bleibt spannend – so lange er läuft. Während dieser Phase finden Anleger immer neue Gründe, warum „es diesmal anders ist“. Sie gehen höhere Risiken ein, verschulden sich stärker und versuchen, aus der Preisdynamik maximalen Gewinn zu schlagen, während die Fundamentaldaten in den Hintergrund rücken. Letztlich geht es bei solchen Märkten um Psychologie. Rückblickend lassen sich Überhitzungen oft anhand starker Preis- und Bewertungsanstiege leicht erkennen. Die folgende Grafik zeigt die langfristigen Abweichungen bei der relativen Stärke, den Bewertungen und anderen Kennzahlen. Vergleicht man die vorherigen „heißen Phasen“ mit dem aktuellen Zyklus, sind die Parallelen deutlich."

Tatsächlich folgte nur drei Monate später eine neumonatige Korrekturphase, in der die Kurse um rund 25 % nachgaben, bevor sie im Oktober 2022 ihren Tiefpunkt erreichten.

Die Grafik wurde inzwischen bis Ende 2024 aktualisiert und zeigt ein bekanntes Bild: Die Kurse sind erneut stark vom langfristigen Mittelwert abgewichen, die Bewertungen wirken überdehnt, während die relative Stärke nachlässt. Gleichzeitig gehen Anleger wieder verstärkt spekulative Risiken ein und setzen auf Hebelstrategien – ähnlich wie im Jahr 2021. Zudem scheinen die Gewinnerwartungen an Unternehmen überzogen zu sein. Analysten rechnen mit einem Ertragsanstieg von fast 20 % im Jahr 2025 – ein Wert, der weit über den historischen Durchschnittstrends liegt. Doch ob diese Erwartungen realistisch sind, bleibt fraglich, vor allem, wenn die Verbrauchernachfrage schwächer wird, das globale Wirtschaftswachstum sich weiter abkühlt oder der Kostendruck anhält.

Maßstäbe für langfristige Überbewertungen

Angesichts der aktuellen Markteinschätzungen, die überwiegend von optimistischen Prognosen geprägt sind, könnte es ratsam sein, sich an eine der "10 Goldenen Regeln für Anleger" zu erinnern:

"Regel Nr. 9: Wenn alle Experten und Prognosen einer Meinung sind, passiert meist etwas anderes."

Ein Aspekt, den Anleger bei ihrer Strategie für das neue Jahr im Hinterkopf behalten sollten.

4. "Lass es, Larry" bedeutet nicht den kompletten Ausstieg aus den Märkten

Ich bin grundsätzlich vorsichtig, wenn es um den Ansatz "risikoavers investieren" geht. Denn oft wird das als Aufforderung missverstanden, alles zu verkaufen und vollständig in Liquidität zu gehen.

Zweifellos wird das Jahr 2025 Herausforderungen mit sich bringen, aber die Lösung besteht nicht darin, den Markt komplett zu meiden. Stattdessen sollten Anleger gezielte Strategien nutzen, um sich in unsicheren Zeiten besser zu positionieren und Risiken sinnvoll zu steuern.

Das bedeutet keineswegs, dass ein Bärenmarkt unmittelbar bevorsteht. Aber die Daten zeigen, dass übermäßiges Risiko und gehebelte Investments nicht zwangsläufig die gewünschten Ergebnisse bringen. Da starke Marktanstiege oft von der Psychologie der Anleger getrieben werden, können sie länger anhalten und weitergehen, als es logisch erscheint. Das Ende solcher Phasen wird in der Regel durch externe Ereignisse ausgelöst, die das Anlegerverhalten kippen lassen – von Euphorie zu Vorsicht oder sogar Panik. Dann folgt der Ausstieg vieler gleichzeitig, was zu raschen Kursrückgängen führen kann.

Deshalb brauchen Anleger eine klare Strategie: wie man am Wachstum teilnimmt und Gewinne verteidigt, wenn der unvermeidliche Rücksetzer kommt.

Genau diesen Ansatz verfolgen wir im Portfoliomanagement für unsere Kunden:

  1. Stopp-Loss-Niveaus anpassen: Passen Sie die Absicherungen für jede Position an aktuelle Unterstützungslevels an, um klare Ausstiegspunkte zu haben, falls sich der Markt dreht.
  2. Portfolios absichern: Nutzen Sie nicht-korrelierte Vermögenswerte, Short-Positionen oder Index-Put-Optionen, um sich gegen starke Marktrückgänge zu schützen.
  3. Gewinne realisieren: Reduzieren Sie Positionen, die bereits hohe Profite eingebracht haben, um Gewinne mitzunehmen und gleichzeitig weiterhin vom Aufwärtstrend zu profitieren.
  4. Verlustbringer verkaufen: Trennen Sie sich von Positionen, die sich selbst in guten Marktphasen schlecht entwickeln – sie werden in einer Korrektur voraussichtlich ebenfalls nicht besser abschneiden.
  5. Barmittel aufstocken: Erhöhen Sie den Kassenbestand und bringen Sie das Portfolio durch regelmäßige Neugewichtung auf Ihre Zielgewichtung zurück, um versteckte Risiken zu minimieren.

5. Beachten Sie, dass es nirgendwo heißt: "Alles verkaufen und nur noch Cash halten"

Investitionen im Jahr 2025 werden eine Balance aus Optimismus und Vorsicht erfordern. Das verlangsamte Wirtschaftswachstum, fiskalpolitische Unsicherheiten, globale Herausforderungen und ehrgeizige Gewinnerwartungen machen eines klar: Anleger haben allen Grund, den Märkten mit Bedacht zu begegnen. Gleichzeitig wird der Moment kommen, in dem liquide Mittel im Portfolio unverzichtbar werden. Eine gute Strategie sorgt dafür, dass Sie bei ersten Verkaufswellen nicht überrascht werden – mit einem Plan, der Risiken reduziert und die Cash-Quote rechtzeitig erhöht.

Nutzen Sie den Aufschwung, solange er anhält. Aber lassen Sie sich nicht so sehr von der Euphorie mitreißen, dass Sie denken: "Diesmal wird es anders laufen."

Denn die Realität zeigt: Es läuft fast nie anders.

Oder, um es mit den Worten von Larry David zu sagen:

"Man muss kein Genie sein – aber ein Trottel sollte man auch nicht sein."

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