Frankfurt, 11. Aug (Reuters) - Während die Finanzmärkte viel
Vertrauen in die Konjunktur verloren haben, sehen deutsche
Industrieunternehmen vorerst kaum Grund zur Besorgnis.
Angesichts der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr und der
guten Auftragslage äußerten sich Konzernchefs aus mehreren
Branchen bei der Vorlage ihrer Geschäftszahlen am Donnerstag
zuversichtlich. Es gebe zwar Risiken, die bisher aber kaum
konkret fassbar seien.
* Deutschlands zweitgrößter Stahlkocher SALZGITTER
berichtete von einer exzellenten Auftragslage und erhöhte sogar
seine Geschäftsprognose. Allerdings wies der Vorstand um
Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann auch auf Risiken im Zusammenhang
mit der Schuldenkrise in Europa und den USA sowie den
Börsenturbulenzen hin. Die hohen Rohstoffpreise und
Währungsschwankungen könnten das Ergebnis im weiteren Verlauf
des Jahres noch erheblich beeinflussen. "Die ökonomischen
Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Monaten weltweit
eingetrübt", schrieb der Vorstand im Quartalsbericht.
* Der Gabelstaplerhersteller JUNGHEINRICH
erwartet weiterhin brummende Geschäfte mit seinen Kunden in
Industrie und Handel. "Die Geschäftsentwicklung wird auch in der
zweiten Jahreshälfte ganz im Zeichen von Wachstum und
Zukunftsgestaltung stehen", sagte Vorstandschef Hans-Georg Frey.
Angesichts der Staatsschuldenkrise wies der Konzern die
Investoren allerdings auf das Risiko hin, dass der tatsächliche
Geschäftsverlauf von der Prognose abweichen könne.
* Der Chemiekonzern LANXESS rechnet zwar mit einem
schwächeren Wirtschaftswachstum, verwies aber auf die zuletzt
deutlichen Zuwachsraten. "Ich sehe darin keinen
Konjunkturpessimismus", sagte Vorstandschef Axel Heitmann. Die
Konjunktur werde an den Finanzmärkten von einer anderen
Entwicklung überlagert. "Und das liegt daran, dass aufgrund der
Unsicherheit und der Nervosität an den Kapitalmärkten und auch
in der Öffentlichkeit leider kleinste Anlässe reichen, um
Panikverkäufe an den Weltbörsen auszulösen. Aber fundamental
haben wir in der Realwirtschaft ganz solide Wachstumszahlen in
der ersten Jahreshälfte 2011 zu vermelden - eine ganz solide
Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung."
* Den Düngemittel- und Salzhersteller K+S lassen
die Turbulenzen an den Finanzmärkten kalt. Da das
Düngemittelgeschäft in erster Linie von der Agrarmärkten und
nicht von der Industrieentwicklung abhängt, sieht der Konzern
auch die Anzeichen für ein Abkühlen der Weltwirtschaft gelassen.
"Aus heutiger Sicht gehen wir nicht davon aus, dass sich diese
Verwerfungen signifikant auf unser Geschäft auswirken werden",
sagte Firmenchef Norbert Steiner. "Die Einkommensperspektive für
die Landwirte weltweit sind damit für die kommenden Jahre gut,
was sich auch für unser Düngemittelgeschäft positiv auswirken
dürfte." Analyst Heinz Müller von der DZ Bank erwartet sogar,
dass Agrarprodukte wie Weizen oder Mais als handfeste Anlagen
verstärkt Spekulanten anziehen könnten.
* Der Bau- und Dienstleistungskonzern BILFINGER
BERGER erklärte, selbst eine Verlangsamung des
Aufschwungs in Deutschland könne dem Unternehmen kaum etwas
anhaben. "Trotz der Turbulenzen um uns herum sind wir
optimistisch für dieses Jahr", sagte Vorstandschef Roland Koch.
"Unsere Kunden haben volle Bücher und sind voll ausgelastet."
Die jüngst abgeschlossenen Aufträge versprächen sogar weiteres
Renditewachstum, da die ausgehandelten Preise auskömmlicher
seien als in der Vergangenheit.
(Reporter: Frank Siebelt, Andreas Kröner, Hendrik Sackmann,
Jan Schwartz; zusammengestellt von Jörn Poltz; redigiert von
Olaf Brenner)