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DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz (deutsch)

Veröffentlicht am 29.05.2013, 10:00
Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges

Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

29.05.2013 / 10:00

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Interview mit Werner Baumann, Präsident, Deutsches Aktieninstitut e.V., und

CFO, Bayer AG

'Kapitalmärkte sollen die Bedürfnisse von Unternehmen und Anlegern

nachhaltig erfüllen'

Werner Baumann, Finanzvorstand der Bayer AG, wurde am 17. April 2013 zum

neuen Präsidenten des Deutschen Aktieninstituts gewählt. Baumann, der seit

2012 Mitglied im Präsidium des Deutschen Aktieninstituts ist, erklärt im

Finanzplatz-Gespräch, warum er dieses Amt übernommen hat, welche Ziele er

mit dem Aktieninstitut erreichen will und warum ein Kulturwandel in

Deutschland nötig ist, damit mehr Deutsche in Aktien investieren.

Herr Baumann, was hat Sie bewogen, Präsident des Deutschen Aktieninstituts

zu werden? Welches sind die drei wichtigsten Ziele, die Sie sich

für Ihre Amtszeit gesetzt haben?

Das Deutsche Aktieninstitut fokussiert sich auf ein Thema, das für alle

Unternehmen von großer Bedeutung ist: Es setzt sich durch die Gestaltung

rechtlicher Rahmenbedingungen für Kapitalmärkte ein, die Banken,

Versicherungen und sonstigen Unternehmen Dienstleistungen bieten, die sie

bei der Finanzierung unternehmerischer Vorhaben sowie der Absicherungen von

Risiken benötigen. Angestrebt werden letztlich integre Kapitalmärkte, die

die Bedürfnisse von Unternehmen und Anlegern nachhaltig erfüllen und damit

der gesamten Volkswirtschaft nutzen. Die auf die Erreichung dieses Ziels

ausgerichteten Aktivitäten gemeinsam mit Vorstand, Präsidium und der

Geschäftsführung gestalten und intensiv vorantreiben zu können, hat mich

bewogen, das Amt des Präsidenten anzunehmen.

Das wichtigste Ziel für die künftige Arbeit des Deutschen Aktieninstituts

ist eine konsequente Ausrichtung seiner Aktivitäten an den definierten

Kernaufgaben. Das Aktieninstitut ist eine kompetente und anerkannte

Lobby-Organisation für seine Mitglieder, ein einflussreicher 'Think Tank

des Kapitalmarktes' und ein verlässlicher sowie fachkundiger

Gesprächspartner für Politik, Medien und Wissenschaft. Aktuell engagieren

wir uns durch Auswirkungsstudien, Stellungnahmen und in Gesprächen mit

Politikern bei Themen wie bspw. der Finanzierung und Finanzierbarkeit der

Energiewende, der Finanztransaktionssteuer, der Vorstandsvergütung und der

vorgeschlagenen Rotation von Abschlussprüfern. Es ist eine wichtige Aufgabe

für meine Amtszeit, diese und andere regulatorische Themen in die aus

unserer Sicht richtige Richtung zu lenken.

Welche Bedeutung hat eine Institution wie das Deutsche Aktieninstitut in

der heutigen Zeit?

Das Deutsche Aktieninstitut arbeitet aktiv an der Gestaltung der deutschen

und europäischen Kapitalmärkte und ihrer Rahmenbedingungen mit. Es

repräsentiert die am Kapitalmarkt interessierte deutsche Wirtschaft breiter

als Industrie- und Fachverbände und hat insbesondere in Deutschland eine

hervorragende Reputation. Aus diesem Grund kommt dem Institut insbesondere

als Unterstützer von Unternehmen bei der Bewertung aktueller

regulatorischer Entwicklungen im Kapitalmarktbereich und bei der Vertretung

ihrer Interessen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern eine große

Bedeutung zu. Schließlich hat das Deutsche Aktieninstitut einen guten

Zugang zu Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik und verfügt über

ein hoch qualifiziertes Expertenteam.

Auch für die Förderung der Aktie als Investitions- und

Vermögensbildungsinstrument kommt dem Aktieninstitut weiterhin eine große

Bedeutung zu. Durch eine kontinuierliche Einflussnahme im politischen und

regulatorischen Prozess kann es sicher zu 'aktienfreundlichen'

regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen sowie zu einer besseren

öffentlichen Bildung zu Kapitalmarktthemen beitragen und damit

Investitionen in Aktien in Deutschland stärken.

Schließlich fördert das Aktieninstitut einen regelmäßigen Austausch zu

aktuellen Themen zwischen Unternehmen, Banken und anderen

Kapitalmarktteilnehmern und trägt durch die angebotenen Seminare und

Fachbeiträge zur Wissensvermittlung und Meinungsbildung bei. Auch dieser

Teil der Arbeit spielt heute und in Zukunft eine wichtige Rolle.

Die Aktienakzeptanz in Deutschland ist im internationalen Vergleich

niedrig. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Deutsche Privatanleger sind im internationalen Vergleich traditionell

weniger risikofreudig und weniger bereit, temporäre Wertschwankungen zu

akzeptieren. Ein wesentlicher Grund dafür ist sicher, dass die gesetzliche

Rentenversicherung in Deutschland umlagefinanziert und nicht kapitalgedeckt

organisiert ist. Darüber hinaus haben Ereignisse wie die Krise am neuen

Markt und die Finanzkrise zu einem generellen Misstrauen gegenüber der

Aktie als Anlageinstrument geführt. Für institutionelle Anleger spielen

eher Gründe wie eine fehlende Risikotragfähigkeit, bspw. bei

Versicherungsunternehmen nach dem Platzen der 'Technologieblase', sowie die

Unsicherheit hinsichtlich möglicher 'aktienunfreundlicher'

aufsichtsrechtlicher Regulierungen (Solvency II, Basel III) eine Rolle.

Es wäre wünschenswert, dass mehr Deutsche ihr Geld in Aktien investierten.

Wie müssten die Rahmenbedingungen verändert werden, um die Bürger zu

Aktionären zu machen?

In Deutschland ist dafür ein 'Kulturwandel' erforderlich, viele Dinge

müssen parallel vorangetrieben werden. So muss verlorengegangenes Vertrauen

in die Finanzmärkte wieder gewonnen werden, und das ist ein sehr langer

Prozess. Geschäftsmodelle einiger Marktteilnehmer müssen überdacht werden,

nicht alles, was legal war, war im Sinne von Kunden und Anlegern auch

richtig. Wir brauchen zudem eine sachgerechte und zielführende Regulierung.

Hier ist das Deutsche Aktieninstitut ganz besonders gefordert, aktuell z.B.

beim Thema Finanztransaktionssteuer. Es ist möglichst sicherzustellen, dass

Aktien gegenüber anderen Anlageformen nicht benachteiligt werden.

Um den angestrebten 'Kulturwandel' zeitnah erreichen zu können, muss in

der Bevölkerung zudem ein besseres Verständnis für die Vorteile einer

Investition in Unternehmen, wie z.B. die damit verbundene Rendite oder der

Inflationsschutz bei erwarteten Zinserhöhungen, herbeigeführt werden. Hier

kann und muss das Aktieninstitut sowohl inhaltlich als auch über die

gezielte Unterstützung privater Institutionen für Bildung beitragen.

Gute Corporate Governance gilt als ein Erfolgsfaktor dafür, dass sich ein

Unternehmen und damit dessen Aktienkurs gut entwickelt. In diesem

Zusammenhang wird immer wieder mehr Diversität diskutiert. Was müsste getan

werden, um diesen Prozess zu beschleunigen?

Gute Corporate Governance ist eine von mehreren Voraussetzungen für

nachhaltigen Erfolg. Die meisten Unternehmen arbeiten unabhängig von der

sehr breit geführten Diskussion auf der Basis vernünftiger, innerhalb ihrer

Organisation akzeptierter und gelebter Wertesysteme und sind nicht zuletzt

deshalb erfolgreich. Fehlt ein solcher Wertekompass und Konsens über Regeln

im Unternehmen ganz oder teilweise, kommt es zu Fehlverhalten, schlechten

Geschäftsentscheidungen sowie regelmäßig zu Reputationsverlust mit

entsprechenden negativen Auswirkungen auf den Unternehmenswert.

Das Thema Diversität und Vielfalt ist wichtig für die Stärkung des

Erfolgspotenzials unserer Unternehmen. Die Debatte zur breiteren

Entwicklung und speziellen Förderung von unterrepräsentierten

Mitarbeiter(innen)gruppen hat weit über die Stärkung des Frauenanteils

hinaus für die Etablierung oder Stärkung entsprechender Initiativen

innerhalb der Unternehmen gesorgt. Die Festlegung von Quoten, bspw. fester

Frauenquoten in den Aufsichtsorganen von Unternehmen, ist allerdings wenig

zielführend und sollte unterbleiben. Schließlich ist eine ausreichende

Verfügbarkeit qualifizierter Frauen in bestimmten Branchen und

Berufsfeldern nicht immer gegeben. Eine Festlegung von Zielen kann daher

viel sinnvoller im jeweiligen Unternehmens- und Branchenkontext erfolgen.

In der allgemeinen Debatte um Corporate Social Responsibility wird

gefordert, dass die Unternehmen mehr Verantwortung für die

Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft übernehmen, sei es bei der

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Geschlechtergerechtigkeit, der

Sicherung der Artenvielfalt, im Bereich

der Nachhaltigkeit usw. Wie können die Unternehmen dieser bunten Mischung

an Anforderungen gerecht werden? Was ist für Sie nachhaltiges

unternehmerisches Handeln?

Als Teil von Volkswirtschaft und Gesellschaft haben Unternehmen

selbstverständlich eine erhebliche Verantwortung nicht nur im eigenen

Geschäftsinteresse, sondern auch im Kontext ihrer gesellschaftlichen

Verantwortung zu arbeiten. Sie tun dies als Arbeitgeber, die nach

Möglichkeit sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze zur Verfügung stellen

und ihre Mitarbeiter(innen) kontinuierlich weiterentwickeln. Darüber hinaus

stellen sie vielfach breite Sozialleistungen, angefangen von

Betriebskindergärten bis hin zur immer wichtiger werdenden betrieblichen

Altersversorgung, für Mitarbeiter(innen) und ihre Familien bereit. Steuern

und Abgaben als Teil ihrer Wertschöpfung finanzieren öffentliche Haushalte.

Unternehmen müssen ihr Handeln darüber hinaus am Maßstab eines 'good

corporate citizen' messen und ausrichten. Wie dieser Maßstab auszusehen

hat, ist naturgemäß von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Für ein

Unternehmen wie Bayer ist das etwa ein Programm zur breiteren Verfügbarkeit

von Medikamenten in Entwicklungsländern oder die Unterstützung der

Familienplanung. Banken und Versicherungen etwa engagieren sich in ihren

jeweiligen Bereichen mit Expertise und finanziellen Ressourcen.

Können Unternehmen innerhalb unternehmensfreundlicher Rahmenbedingungen

wettbewerbsfähig und profitabel arbeiten, um die private sowie öffentliche

Nachfrage nach ihren Leistungen zu bedienen, sind sie auch in der Lage,

ihrem genannten Hauptauftrag, nämlich über Wertschöpfung zur Finanzierung

gesellschaftlicher Aufgaben und zu gesellschaftlichem Wohlstand

beizutragen, gerecht werden.

Welchen Zusatznutzen wird die geforderte zukünftige Berichterstattung im

CSR-Bereich bringen? Sehen Sie darin überhaupt einen Mehrwert?

Ich bin der Meinung, dass sich die Freiwilligkeit der Nachhaltigkeits- oder

CSR-Berichterstattung als durchaus sinnvoll herausgestellt hat. Sie

ermöglicht jedem interessierten Stakeholder einen Einblick in die

verschiedenen Aktivitäten der Unternehmen im Bereich von CSR sowie die

Programme und Initiativen, die diese als 'good corporate citizens'

vorantreiben.

Viele Unternehmen, darunter auch unser Haus, informieren bereits seit

Jahren und nach dem international anerkanntem GRI-Standard über alle

Nachhaltigkeitsthemen, die für das Unternehmen relevant und von allgemeinem

Interesse sind. Damit erfüllen sie längst, was jetzt von der EU-Kommission

eingefordert wird. Ich plädiere daher dafür, die Freiwilligkeit

beizubehalten. Auf keinen Fall dürfen mögliche Regulierungen den

'Best-Practice-Unternehmen' Bürden auferlegen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die aktuelle Entwicklung, dass

Unternehmen vermehrt integriert berichten, also die Nachhaltigkeitsthemen

in den Geschäftsbericht aufnehmen. Dadurch wird die Verankerung dieser

Herausforderungen im Kerngeschäft noch stärker verdeutlicht.

Herr Baumann, in Deutschland hat sich die Wirtschaft in den letzten Jahren

hervorragend entwickelt, im übrigen Europa sieht es leider nicht

so rosig aus. Wird die Wirtschaftslokomotive Deutschland Europas Wirtschaft

aus dem Sumpf ziehen können?

Wir profitieren als größte Volkswirtschaft des Euroraumes von den mutigen

Reformen der letzten zehn Jahre, etwa im Rahmen der Umsetzung der Agenda

2010 sowie von der starken industriellen Basis des Landes, die ihre

internationale Wettbewerbsfähigkeit damit enorm verbessern konnte. Die

Innovationskraft der Unternehmen und die Qualität deutscher Produkte haben

durch Exporte insbesondere außerhalb des Euroraums zum Wachstum beigetragen

und damit über Sicherung bestehender sowie Schaffung neuer Arbeitsplätze

auch ein Wiederanspringen des Binnenkonsums gefördert und Steueraufkommen

erhöht, während die öffentliche Hand bei Sozial- und Transferleistungen

entlastet wurde. Mit einer starken Volkswirtschaft im Rücken kann auch die

Bundesregierung ihrer Verantwortung bei der Unterstützung der

Krisen-Mitgliedsländer gerecht werden. Gleichzeitig muss die Politik aber

auch weiterhin Rahmenbedingungen setzen, mit denen die wirtschaftlichen

Akteure in Deutschland mehr Zugkraft entfalten können. Beispielhaft zu

nennen sind bezahlbare Energiekosten, Innovationsförderung und ein

funktionierender, wettbewerbsfähiger Universalbankensektor zur

Unterstützung der Unternehmensfinanzierung sowie des Risikotransfers.

Ein Irrweg wäre, die deutsche Wirtschaft weiter oder gar stärker durch

Steuern und Abgaben sowie zusätzliche Regulierung zu belasten, um mehr

Spielraum für die finanzielle Stützung von Krisenländern zu haben.

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

Ende der Corporate News

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29.05.2013 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,

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