BRÜSSEL (dpa-AFX) - EU-Kommissar Günther Oettinger geht mit der deutschen Energiepolitik hart ins Gericht. Der Ausbau der Ökoenergien sei "im Schweinsgalopp" erfolgt und damit völlig überhastet, sagte der für Energiefragen zuständige Kommissar am Montag in Brüssel auf einer Konferenz des Süddeutschen Verlags. Anstatt immer mehr Solaranlagen und Windparks zu bauen, sollten besser erst einmal die notwendigen Leitungen und Stromspeicher errichtet werden.
Oettinger ist Deutschlands Energiepolitik schon lange ein Dorn im Auge. Er plädiert dafür, dass sich der Staat weniger in den Markt einmischt und mehr freien Wettbewerb zulässt. Dies würde aus Sicht des CDU-Politikers den Anstieg der Energiepreise abbremsen.
Generell hält Oettinger die deutsche Energiepolitik für kleinstaatlich und engstirnig. So wollten alle Bundesländer bis auf die drei Stadtstaaten "zumindest rechnerisch energieautark" werden, sagte Oettinger. Das heißt, dass die Länder zumindest auf dem Papier soviel Energie erzeugen wollen wie sie brauchen. Tatsächlich müsse man aber über Grenzen hinweg denken, mahnte der EU-Kommissar an. Wegen der verfehlten Politik werde es die energieintensive Industrie in Deutschland immer schwerer haben, sagte er.
In der EU habe sich die Bundesrepublik mit ihrer Energiepolitik zunehmend ins Abseits manövriert, sagte Oettinger. "Die Deutschen sind kein Beispiel (für andere EU-Staaten), sondern das Gegenteil. Die anderen lehnen sich zunehmend zurück."/wdw/DP/she