FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem Hintergrund einer sinkenden Inflation im Euroraum entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag über die Leitzinsen. Der Beschluss nach einer auswärtigen Sitzung in Slowenien wird um 14.15 Uhr bekanntgegeben.
Derzeit liegt der richtungsweisende Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, bei 3,5 Prozent. Finanzexperten rechnen mit einer erneuten Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Denn die Konjunktur im Euroraum schwächelt, während die Inflation sinkt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte jüngst in einer Rede vor dem EU-Parlament eine Zinssenkung bei der Oktober-Sitzung der Notenbank angedeutet.
Erfolge im Kampf gegen die Inflation
Die Inflationsrate im Euroraum war im September auf 1,8 Prozent gefallen, nach 2,2 Prozent im August. Die Teuerung lag damit erstmals seit Mitte 2021 unter der Zielmarke von zwei Prozent, die die EZB mittelfristig für den Währungsraum anstrebt.
Ganz am Ziel sehen Ökonomen die EZB aber noch nicht: Denn die Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel hält sich im Euroraum zäh. Sie sank im September nur leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent.
Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Im September legte sie dann nach.
Bei ihrer Geldpolitik muss die EZB einen Spagat bewältigen. Hohe Zinsen machen Kredite teuer. Das kann die Wirtschaft bremsen und die Inflation dämpfen. Zugleich sind teure Kredite eine Last für Unternehmen und Privatleute, die sich Geld leihen. Senkt die EZB wiederum die Zinsen zu schnell, läuft sie Gefahr, dass die Inflation wieder anzieht.