FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht in der Einführung der Bankenunion in der Eurozone keine Gefahr für die Vielfalt des Bankensystems. "Institutionelle Barrieren schützen die EZB vor einer solchen Entwicklung", sagte EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger am Mittwoch bei einer Bankenkonferenz des "Handelsblatts" in Frankfurt. Da nationale Behörden an der Aufsicht der Banken beteiligt blieben, sei die EZB nah an den regionalen Markt- und Bankenstrukturen. Lautenschläger versprach, dass die EZB sich mit jeder direkt beaufsichtigten Bank und ihren Eigenheiten intensiv auseinandersetzen werde.
Die Notenbank übernimmt am 4. November die zentrale Oberaufsicht über die gesamte Bankenbranche in der Eurozone, rund 120 Großbanken kommen direkt unter ihre Fittiche. Es ist die erste Säule der geplanten Bankenunion. Bis 2016 ist ein gemeinsames Abwicklungsregime geplant. Offen ist noch, ob es eine gemeinsame Einlagensicherung geben wird. Kritiker sehen in der Bankenunion die Gefahr, dass die Vielfältigkeit der europäischen Bankenlandschaft verloren geht. So fürchten deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken unter Druck zu geraten.
Lautenschläger warb für die Vorzüge der neuen Aufsicht. Nicht nur zu große Ferne, sondern auch zu große Nähe zu den überwachten Instituten sei eine Gefahr. "Andere Sichtweisen und neue Aufsichtsansätze und Methoden können den Blick schärfen und die Gefahr, aus einer langjährigen Vertrautheit Gepflogenheiten einer Bank ungerechtfertigt zu akzeptieren, mindern."
So werde etwa das Aufsichtsteam für die Deutsche Bank F:DBK künftig von einer Französin geleitet. Für die französische BNP Paribas (PSE:PBNP) wiederum solle ein Italiener hauptverantwortlich sein. Zudem sollten die beteiligten Aufseher immer wieder rotieren. "Insgesamt werden wir damit nicht nur zu einem objektiveren Urteil über die Bank gelangen; wir werden auch das Entstehen einer gemeinsamen Aufsichtskultur fördern", sagte die Notenbankerin.tb