Investing.com - Die Märkte bereiten sich am Mittwoch auf die Veröffentlichung der Fed-Stellungnahme um 18:00 Uhr GMT oder 14:00 Uhr ET vor. Die US-Zentralbank wird ihre Zinssätze voraussichtlich nicht anheben, dennoch gehen einige Experten diesbezüglich von starken Signalen für Dezember aus.
Fed wartet Ergebnis der US-Wahlen ab
Die Mehrzahl der Analysten sehen eine Änderung der Geldpolitik in der kommenden Woche aufgrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen als unwahrscheinlich an. Dem Fed Rate Monitor Tool von Investing.com zufolge wird dieser Möglichkeit lediglich eine 6,2-prozentige Chance eingeräumt.
„Es gilt weitgehend als selbstverständlich, dass es politisch tückisch seitens der Fed wäre, eine Zinsanhebung vor einer dermaßen umkämpften Wahl vorzunehmen,“ so JP Morgan in einer Mitteilung an seine Kunden.
Laut Barclays dürfte die Sitzung „ereignislos“ ablaufen.
„Unserer Einschätzung nach liegt die Sitzung zeitlich zu nah an den US-Wahlen am 8. November, um relevante Maßnahmen zu verabschieden,“ sagen Analysten der Bank.
„Sie würden gerne beweisen, dass sie einen Monat ohne Pressekonferenz durchhalten können, dass jede Sitzung live ist und dass sie nicht politisch motiviert sind, aber die Wahl beeinflusst alle,“ sagen die Strategen von TD Securities.
„Es ist ein Drahtseilakt zu verdeutlichen, dass auch wenn sie nicht politisch sind, sie ihre Augen vor den politischen Risiken nicht verschließen.“
3 Fed-Mitglieder befürworten die Zinsanhebung, historisch gesehen ist Politik kein Hindernis
Dennoch ist es keineswegs absolut sicher, dass die Wahlen in Amerika die Fed von einer Zinsanhebung abhalten werden.
Drei der zehn stimmberechtigten Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC), das über die Zinssätze entscheidet, waren bereits gegen die Entscheidung im September, diese unverändert bei 0,25 bis 0,50 Prozent zu belassen.
Präsidentin der Kansas City Fed Esther George, Chef der Boston Fed Eric Rosengren und Loretta Mester von der Cleveland Fed stimmten für eine Anhebung um 25 Punkte.
Auch wenn die Mehrzahl der Analysten davon ausgeht, dass die bevorstehenden Wahlen die Fed von einer Zinsanhebung abhalten werden, gibt es historisch kaum Belege dafür, dass der Entscheidungsprozess der Währungsbehörde vom politischen Kalender dominiert wurde.
Portfolio-Stratege von Wells Fargo Brian Jacobsen fand, dass rund ein Drittel aller Zinsanhebungen in Wahljahren stattgefunden haben, 1988 sogar eine Woche vor der Wahl.
„Die Beweise sprechen größtenteils dafür, dass die Fed ihre Zinsentscheidungen seit 1978 stets basierend auf Wirtschaftsbedingungen und nicht als Reaktion auf den Wahlkalender getroffen hat,“ erklärte Jacobsen gegenüber der AFP.
„Bei der nächsten Sitzung?“
Der Konsens geht von einem Anziehen der Geldpolitik bei der nächsten Sitzung am 13. Und 14. Dezember aus. Gleichzeitig werden auch aktualisierte Wirtschaftsprognosen veröffentlicht und eine Pressekonferenz mit Fed-Vorsitzenden Janet Yellen durchgeführt.
Die Fed Fund Futures preisen eine 73,3-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Dezember ein.
Analysten, die von einer ereignislosen Sitzung am Mittwoch ausgehen, werden die Stellungnahme der Bank auf Änderungen in der Sprache prüfen, die als Signale für eine Anhebung am Ende des Jahres gedeutet werden können.
Mehrere Experten zogen dabei die Stellungnahme im Oktober 2015 heran, in der sich Andeutungen für die erste Anhebung der Zinsen seit zehn Jahren im Dezember gefunden haben.
„Bei der Einschätzung, ob eine Anhebung der Zinsen bei der nächsten Sitzung angemessen sein wird, wird der Ausschuss den tatsächlichen und erwarteten Fortschritt hin zu seinen Zielen in Bezug auf Beschäftigtenzahl und 2 Prozent Inflation überprüfen,“ lautete die Stellungnahme im Oktober vergangenen Jahres.
Vor der Veröffentlichung preisten die Fed Futurs lediglich eine 33-prozentige Chance einer Anhebung im Dezember ein. Nach der Stellungnahme mit dem Wortlaut „bei der nächsten Sitzung“ verdoppelten sich die Chancen.
„Um die Märkte weiter auf eine Zinsanhebung im Dezember ausgerichtet zu halten, muss die Stellungnahme belegen, dass der Ausschuss die Maßnahme „bei der nächsten Sitzung“,“ schrieb Goldman Sachs in einer Mitteilung.
Aber auch Goldman gibt zu, dass es „knapp werden könnte“.
Die Wirtschaftswissenschaftler von Nomura auf der anderen Seite sehen diese Möglichkeit als „unwahrscheinlich“ an.
„Da die Märkte bereits eine Zinsanhebung im Dezember einpreisen, gehen wir davon aus, dass der Ausschuss kein explizites Signal senden wird, da es keinen Präzedenzfall schaffen will, indem er Zinsanhebungen ankündigt, bevor diese vorgenommen werden.“
Bleiben Sie auf dem neuesten Stand der Markterwartungen für die zukünftige Richtung der Fed-Geldpolitik unter:
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