Frankfurt (Reuters) - In der US-Notenbank Fed mehren sich die Stimmen, die keinen Anlass für eine aggressivere Gangart bei Zinserhöhungen sehen.
Es sei ratsam, die geldpolitische Unterstützung der Wirtschaft "behutsam" zu verringern, sagte der US-Währungshüter Robert Kaplan am Mittwoch in Frankfurt. Der Arbeitsmarkt sei zwar leer gefegt und daher entstehe Lohndruck: "Ich bin aber weniger davon überzeugt, dass sich dies notwendigerweise in höheren Preisen niederschlagen wird", so der Chef der Fed von Dallas. Dies liege auch daran, dass die Firmen weniger Preisgestaltungsmacht hätten als früher.
Ein kräftiger Stellenzuwachs im Januar hatte Spekulationen genährt, dass die Zinsen in den USA dieses Jahr stärker steigen könnten als bislang signalisiert. Diese Sorge löste an den Börsen weltweit Kursstürze aus.
Ähnlich wie Kaplan hatte dessen Fed-Kollege James Bullard aus St. Louis die Märkte vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Auch er geht nicht davon aus, dass sich die positiven Nachrichten vom Arbeitsmarkt direkt in einer höheren Inflation niederschlagen. Er argumentiert, die Verbindung zwischen der Lage am Arbeitsmarkt und der Preisentwicklung sei nicht mehr so eng. Bullard hält es für möglich, dass die Inflation trotz des brummenden Jobmarkts gedämpft bleiben dürfte. Dementsprechend könne die Fed auch weniger aggressiv die Zinsen erhöhen.
Die Fed strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an, verfehlt diesen Wert aber seit Jahren. Sie geht allerdings davon aus, dass sie sich noch 2018 dem Zielwert nähern wird. Ein Schreckensszenario für die US-Zentralbank wäre es allerdings, wenn durch eine schnell drehende Lohnspirale der bislang schwache Preisauftrieb rasch über das Ziel der Fed hinausschießen würde. Kaplan hat daher bereits frühzeitig dafür plädiert, Zinserhöhungen sollten "eher früher als später" kommen. Experten rechnen damit, dass die Notenbank unter ihrem neuen Chef Jerome Powell den geldpolitischen Schlüsselsatz im März anheben wird. Zuletzt hatte sie ihn angesichts des anhaltenden Aufschwungs im Dezember auf die neue Spanne von 1,25 bis 1,5 Prozent gehievt.