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FOKUS 1-Auch Morgan Stanley gibt kriselnden Immobilienfonds auf

Veröffentlicht am 26.10.2010, 15:28
MS
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* P2 Value kann massive Rückgabewünsche nicht bedienen

* Abwicklung und Auszahlung läuft über drei Jahre

* Anwälte bereiten sich auf Klagewelle vor

(neu: Äußerungen aus der Telefonkonferenz, Hintergrund)

Frankfurt, 26. Okt (Reuters) - Die Krise bei den offenen Immobilienfonds in Deutschland zieht immer weitere Kreise: Am Dienstag zog auch Morgan Stanley die Reißleine und kündigte für seinen seit zwei Jahren eingefrorenen Fonds P2 Value die Abwicklung an. Die rund 40.000 Anleger werden binnen drei Jahren in kleinen Schritten ausgezahlt. Sie dürften aber nur einen kleinen Teil ihres eingesetzten Kapitals zurückerhalten. Mit P2 Value wird in nur vier Wochen bereits der dritte offene Immobilienfonds aufgelöst: Auch die Konkurrenten KanAm und Aberdeen nehmen ihre Krisenfonds US-Grundinvest und Degi Europa vom Markt.

"Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt und sind zu dem Schluss gekommen, dass eine nachhaltige Wiedereröffnung des Fonds nicht möglich ist", erklärte Marc Weinstock, Mitglied der Geschäftsführung, in einer Telefonkonferenz. Eine Befragung der Investoren habe gezeigt, dass mit einer Rückgabequote von bis zu 75 Prozent gerechnet werden müsse. Das hätte den Fonds gesprengt, der laut Morgan Stanley zuletzt noch auf ein Volumen von 852 Millionen Euro mit einer Netto-Liquidität von 25 Prozent kam. Noch Anfang September hatte das Management erklärt, den Neustart des einst milliardenschweren Fonds in abgespeckter Form vorzubereiten und damit selbst Branchenkenner überrascht.

In den Boomzeiten vor der Finanzkrise hatte der 2005 gegründete P2 Value einmal ein Volumen von über zwei Milliarden Euro gehabt. Zum Verhängnis wurde ihm dann, dass institutionelle Anleger nach dem Untergang der US-Investmentbank Lehman Brothers Gelder in Milliardenhöhe abzogen. Um einen Liquiditätsengpass zu vermeiden, nahm der P2 Value - wie etliche andere offene Immobilienfonds auch - ab Oktober 2008 keine Anteilsscheine mehr zurück. Die zweijährige vorübergehende Schließungsfrist wäre zum 1. November ausgelaufen.

Nach Ansicht von Kritikern sind die Probleme des P2 Value aber auch hausgemacht: Der Fonds habe in den Boomzeiten zu überhöhten Preisen Gewerbeimmobilien wie Bürogebäude eingekauft und sei auch auf den volatilen Immobilienmärkten in Asien unterwegs gewesen. Mit der Krise folgten dann massive Bestandsabwertungen - die Anleger verloren mit ihren Anteilsscheinen viel Geld. Nun werden sie wie beim Degi Europa in halbjährlichen Tranchen ausgezahlt. Das Geld soll aus dem Verkauf der restlichen 34 Immobilien kommen. Weitere Verluste sind nicht ausgeschlossen, denn Fonds in der Abwicklung sind für gewöhnlich in einer schwachen Verhandlungsposition und müssen deutliche Preisabschläge hinnehmen.

Offene Immobilienfonds galten in Deutschland jahrelang als solide Anlage auch für private Anleger mit täglicher Verfügbarkeit. Die Haltefristen sollen als Lehre aus der Branchenkrise künftig stärker reguliert werden. Den Anlegern, die ihr Geld in den nun vor der Abwicklung stehenden Fonds haben, hilft das allerdings nicht mehr. Dafür bringen sich jetzt die ersten Anwälte für eine eventuelle Klagewelle in Stellung: So rät der Hamburger Fachanwalt Peter Hahn von Hahn Rechtsanwälte Partnerschaft den P2-Value-Investoren, etwaige Schadensersatzansprüche gegen die beratende Bank und auch gegen die Kapitalanlagegesellschaft zu prüfen. "Grundlage dafür sind Falschberatung und fehlerhafte Prospektangaben", hieß es in einer Mitteilung von Hahn. "Oft sind Privatanlegern Anteile am P2 Value wie Festgeld verkauft worden."

(Reporter: Kathrin Jones und Kirsti Knolle; redigiert von Ralf Banser)

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