Frankfurt, 03. Mär (Reuters) - Die Angst vor einer
Fortsetzung der Talfahrt an den US-Börsen hat den Dax<.GDAXI> am
Dienstag ins Minus gedrückt. Der Leitindex fiel den dritten
Handelstag in Folge auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief. Nach einem
anfänglichen Plus von bis zu einem Prozent notierte er gegen
Mittag 0,6 Prozent schwächer bei 3689 Punkten. Der Future auf
den US-Index S&P500 drehte ins Minus, nachdem er zeitweise
mehr als ein Prozent zugelegt hatte. Am Montag war der Dow
Jones<.DJI> vor allem wegen eines Rekordverlustes des
US-Versicherungsgigantgen AIG auf ein Zwölf-Jahres-Tief
gefallen.
"Das zeigt, wie nervös der Markt ist", sagte ein Händler.
"Es ist immer noch kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht,
keine positive Nachricht, an der man sich festhalten könnte."
Der Markt sei grundsätzlich aber deutlich überverkauft. "Es ist
Zeit für eine Gegenbewegung in Richtung 4000 Punkten."
Andere Börsianer blieben dagegen skeptisch: "Wo soll eine
Erholung denn herkommen", fragte einer von ihnen. "Die Welle der
Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche ebbt nicht ab. Die
Regierungen haben ihr Pulver auch erst einmal verschossen. Jetzt
heißt es abwarten, ob und wann die ganzen Rettungspakete und
Hilfsprogramme auch wirken."
BAYER NACH ZAHLEN IM MINUS - SPEKULATION UM K+S-KÄUFE
Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Aktien von
Bayer, die sich nach Vorlage der Bilanz für 2008 um 2,8
Prozent auf 35,69 Euro verbilligten. "Die Ergebnisse und die
gesenkten Unternehmensziele sind eine Enttäuschung", schrieb
DZ-Bank-Analyst Peter Spengler in einem Kommentar. Sein Kollege
Martin Possienke von Equinet betonte, er werde zwar seine
Prognosen herunterschrauben. "Aber immerhin fühlt sich Bayer
stark genug, um einen Ausblick zu liefern." Er betrachte
Kursrückgänge als Kaufgelegenheit.
Die Papiere von K+S verloren nach Medienberichten
über mögliche Zukäufe sogar 5,5 Prozent auf 32,03 Euro. Dem
"Daily Telegraph" zufolge erwägt der Düngemittel-Hersteller eine
2,4 Milliarden Dollar schwere Offerte für den US-Konkurrenten
Compass Minerals. Unabhängig davon berichtete die
"Financial Times Deutschland", K+S sei an der Düngemittelsparte
des niederländischen Chemiekonzerns DSM interessiert.
Den Preis hierfür taxierte Analyst Ulle Wörner von der LBBW auf
400 Millionen Euro. "Auf Grund der soliden K+S-Bilanz wären
unseres Erachtens beide Übernahmen finanzierbar", fügte er
hinzu. Allerdings seien die Kaufpreise relativ hoch.
HRE-TOCHTER ZAHLT KUPON NICHT - HRE FALLEN AUF REKORDTIEF
Für Aufsehen sorgte zudem die Ankündigung der Depfa Bank,
einer Tochter der angeschlagenen Hypo Real Estate
(HRE), die Zinsen für eine nachrangige Anleihe nicht
zahlen zu wollen. Damit würden de facto nun auch die Gläubiger
an den Rettungskosten der Hypo Real Estate beteiligt, sagte ein
Analyst. Angesichts der milliardenschweren Staatshilfen sei das
eine negative Botschaft. Auch unabhängig davon werteten
Börsianer die Nachricht als Belastungsfaktor. "Das ganze Ausmaß
lässt sich noch nicht erfassen", betonte einer von ihnen. "Es
könnte das Vertrauen in das gesamte Marktsegment erschüttern."
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Anika Lehmann)