* Gemischte Gefühle bei Börsianern nach Bafin-Regelung
* Vor allem bei Exportwerten machen Anleger Kasse
* EU-Binnenmarktkommissar fordert gemeinsames Handeln
(neu: Reaktionen, Bankenindex, Exportwerte)
Frankfurt, 19. Mai (Reuters) - Das über Nacht verhängte Verbot ausgewählter Leerverkäufe in Deutschland hat den Investoren auf dem Aktienmarkt am Mittwoch die Stimmung verhagelt. Der Dax<.GDAXI> fiel wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 6000 Punkten und rutschte in der Spitze um knapp drei Prozent auf 5972 Zähler ab. "Schon vorher war die Nervosität extrem hoch", sagte LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann. "Das Leerverkaufsverbot war jetzt wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat."
Die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin hatte am Vorabend überraschend ungedeckte Leerverkäufe für bestimmte Finanzwerte, Staatsanleihen und Ausfallversicherungen (CDS) verboten. Ausgenommen von diesem Verbot sind aber sogenannte Market Maker - also Personen, die im Eigenhandel zu selbst gestellten Preisen kaufen oder verkaufen.
Unter Börsianern sorgte die Regelung für gemischte Gefühle. Einerseits begrüßten sie die Bemühungen, den Handel zu regulieren. Andererseits waren sie der Meinung, dass ein deutscher Alleingang nichts bringe. "Es herrscht Unsicherheit, was noch an Regulierung kommen kann, deshalb stellen sich die Investoren erst einmal an die Seitenlinie und machen Kasse", sagte Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein.
GEWINNMITNAHMEN BEI EXPORTORIENTIERTEN INDUSTRIEWERTEN
Vor allem bei Titeln, die sich in den vergangenen Wochen
sehr gut entwickelt haben, nahmen Anleger Gewinne mit. Dazu
zählten exportorientierte Werte wie Daimler
Finanzwerte fielen - belastet vom deutschen
Leerverkaufsverbot - europaweit in der Gunst der Anleger. Der
europäische Branchenindex<.SX7P> rutschte um 3,5 Prozent ab. Das
Verbot habe die Investoren verschreckt, sagte Stephan Pope, der
die weltweite Anlagestrategie bei Cantor Fitzgerald
verantwortet. Die Anleger befürchteten, dass auch andere Länder
dem Beispiel folgen könnten. Vor allem spanische und
italienische Finanzwerte mussten Federn lassen. Im Vergleich
dazu hielten sich die Verluste bei den Aktien deutscher Banken
noch in Grenzen: Die Papiere der Deutschen Bank
VERHALTENES ECHO IN EUROPA
Bislang haben lediglich Österreich und Belgien angedeutet, der Bafin vergleichbare Schritte in Betracht zu ziehen. Frankreich und die Niederlande planten dies dagegen nicht. Die EU-Kommission rief unterdessen zu einem europaweit abgestimmten Handeln auf. Laut EU-Binnenmarktkommissar Michel Bernier hat der Ausschuss der europäischen Finanzaufsichtsbehörden (CESR) die Beratungen in den vergangenen Stunden darüber aufgenommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, eine schärfere Regulierung der Finanzmärkte notfalls auch ohne internationale Abstimmung durchsetzen zu wollen. Ein nationaler Alleingang sei dann möglich, wenn dadurch kein Schaden für Deutschland entstehe, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung.
Der Euro
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Kathrin Schich)