FOKUS 1-Finanzwerte an der Schweizer Börse unter Druck

Zürich, 19. Mai (Reuters) - Die drohende schärfere Regulierung der Finanzmärkte und die Sorgen über die Bewältigung der EU-Schuldenkrise haben am Mittwoch die Kurse an der Schweizer Börse belastet. Vor allem Finanzwerte gerieten nach dem überraschenden Verbot ungedeckter Leerverkäufe für bestimmte Finanzwerte in Deutschland unter die Räder. In den USA will die Börsenaufsicht SEC mit Einschränkungen für den Wertpapierhandel auf den drastischen Kursrutsch des Leitindex Dow Jones<.DJI> Anfang Mai reagieren und Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel will eine schärfere Regulierung der Finanzmärkte notfalls auch ohne internationale Abstimmung durchsetzen.

"Das schadet primär den Finanzwerten, dürfte aber auch Auswirkungen auf andere Sektoren und den Finanzplatz Europa haben", sagte ein Händler. In der Schweiz sind ungedeckte Leerverkäufe bereits seit längerem verboten.

Der SMI<.SSMI> notierte zu Mittag um 1,5 Prozent tiefer bei 6375 Punkten. Der breite SPI<.SSHI> büsste ebenfalls 1,5 Prozent auf 5628 Zähler ein.

Die Kursentwicklung sei derzeit stark vom Wechselkurs Euro-Dollar abhängig. "Steigt der Euro, steigen auch die Aktienkurse", sagte ein Börsianer. "Das ist wie im Kasino." Viele private aber auch institutionelle Anleger hätten dem Markt den Rücken zugekehrt und das Feld den Tradern überlassen.

Wie in den USA standen vor allem die Aktien der Grossbanken stark unter Druck. Credit Suisse verloren drei Prozent und UBS schwächten sich um 2,6 Prozent ab. Aber auch die Anteilsscheine der Vermögensverwalter Julius Bär und Vontobel oder der Versicherungen Zurich, Swiss Re und Swiss Life fielen um bis zu drei Prozent.

Aber auch die als defensiv eingestuften Marktschwergewichte konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Die Novartis-Aktien verloren 0,7 Prozent. Dem Basler Pharmariesen drohen Bussen und Entschädigungszahlungen von bis zu 285 Millionen Dollar, nachdem ein New Yorker Gericht den Konzern am Montag wegen der Diskriminierung weiblicher Beschäftigter verurteilt hat.

Die Roche-Genussscheine sanken um 0,6 Prozent. Der Novartis-Konkurrent stellt die Entwicklung des Medikaments Ocrelizumab zur Behandlung von rheumatoider Arthritis endgültig ein. Bereits im März war das spätklinische Entwicklungsprogramm wegen Sicherheitsrisiken gestoppt worden.

Die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestle, eine der Marktstützen in den vergangenen Tagen, sanken um 0,7 Prozent.

Die aufflammenden Konjunktursorgen belasteten die Industriewerte. ABB verloren 2,5 Prozent und fiel unter die charttechnische Unterstützung bei 19,80 Franken. Sulzer büssten 3,6 Prozent ein. Auch baunahe Titel wie Holcim, Forbo oder Arbonia-Forster verloren deutlich.

(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Paul Arnold)