Frankfurt, 11. Feb (Reuters) - Die Anleger auf dem deutschen
Aktienmarkt haben am Mittwoch ernüchtert auf den
Bankenrettungsplan von US-Finanzminister Timothy Geithner
reagiert. Der Dax<.GDAXI>, der bereits am Dienstag eine
mehrtägige Gewinnserie beendet hatte, notierte gegen Mittag kaum
verändert bei 4525 Punkten. Anleger hätten sich bereits im
Vorgriff auf Geithners Äußerungen eingedeckt und sähen nun keine
Impulse mehr, sagte ein Händler. "Das war wieder mal typisch:
Der Markt läuft vor, alle kaufen, und dann kommt es wie
erwartet."
Einige Börsianer äußerten sich sogar schwer enttäuscht über
Geithners Pläne, die als zu unkonkret gewertet wurden. "Es
bleibt eine große Portion Unsicherheit", sagte
Commerzbank-Volkswirt Peter Dixon. Marktexperte David Buik von
Cantor Index in London sagte, Investoren verlangten nach näheren
Informationen über die geplante Einrichtung einer "Bad Bank",
die Banken faule Wertpapiere abnehmen soll: "Sie wollen wissen,
wie das funktionieren soll. Es muss einfach genau erklärt
werden."
Zu den größten Verlierern in den deutschen Auswahlindizes
zählte die Fraport-Aktie. Der Frankfurter
Flughafenbetreiber verbuchte zu Jahresbeginn den stärksten
Passagierrückgang seit den Anschlägen vom 11. September 2001.
Commerzbank-Analyst Johannes Braun betonte, dass sich der
Abschwung sogar noch beschleunigen werde. Für die erste
Jahreshälfte 2009 sei keine Erholung in Sicht. Die Fraport-Titel
rutschten um 4,5 Prozent auf 29,24 Euro ab und waren damit
zeitweise Schlusslicht im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI>.
Im Dax verlor die Volkswagen-Aktie zwei Prozent auf
263,77 Euro. Der größte europäische Autohersteller hatte über
einen weiteren Absatzeinbruch berichtet: Von der Marke VW wurden
im Januar 14,1 Prozent Autos weniger verkauft als ein Jahr
zuvor. Konzernweit brach der Absatz um 21,3 Prozent ein.
Spekulationen um die Einführung einer Börsenumsatzsteuer
belasteten Händlern zufolge die Aktien der Deutschen
Börse. Sie verloren 1,5 Prozent auf 38,36 Euro. Einem
Bericht der "Rheinischen Post" zufolge will Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück die Einführung dieser Abgabe im SPD-Wahlprogramm
festschreiben. Eine solche Steuer wäre Analysten zufolge eine
Bürde für die Deutsche Börse, weil kurzfristig orientierte
Anleger ihre Handelsaktivitäten einschränken könnten.
Die Aktien der Commerzbank verloren 1,5 Prozent auf
3,72 Euro. Dem Anlegerdienst "Platow Brief" zufolge benötigt die
Commerzbank-Tochter Eurohypo wegen Abwertungen bei
Staatsanleihen drei bis vier Milliarden Euro zusätzliches
Eigenkapital. Ein Unternehmenssprecher wollte sich dazu nicht
äußern.
ARCELORMITTAL BEFLÜGELT DEUTSCHE STAHLWERTE
Auf der Gewinnerseite standen dagegen die Stahlwerte
ThyssenKrupp und Salzgitter, die im Fahrwasser
des weltweiten Branchenprimus ArcelorMittal jeweils
rund zwei Prozent zulegten. ArcelorMittal hat seine
Verbindlichkeiten im abgelaufenen Quartal um sechs Milliarden
Euro reduziert. Positiv werteten Analysten auch, dass Arcelor
zwar ein schwaches erstes Quartal erwarte, damit aber den
Tiefpunkt erreicht sehe. ArcelorMittal-Papiere gehörten mit
einem Plus von 4,2 Prozent zu den größten Gewinnern im
französischen Auswahlindex CAC40<.FCHI>.
Gefragt waren im Dax zudem Titel von Siemens nach
einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Aktien von
Daimler wurden getrieben von Gerüchten über ein
Interesse des arabischen Staatsfonds International Petroleum
Investment Company (IPIC). "Angeblich will IPIC 25 Prozent an
Daimler übernehmen", sagte ein Händler. Daimler wollte sich dazu
zunächst nicht äußern.
(Reporter: Jörn Poltz; redigiert von Kathrin Schich)