(neu: Wirecard, weitere Aussagen)
Frankfurt, 09. Feb (Reuters) - Überraschend positive
Geschäftszahlen der britischen Großbank Barclays haben
am Montag europaweit die Aktienmärkte gestützt. Da Anleger
jedoch bei Industriewerten Gewinne mitnahmen, gab der
Dax<.GDAXI> bis zum frühen Nachmittag 0,2 Prozent auf 4636
Punkte ab. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex sieben
Prozent zugelegt. Die Stimmung sei von Ruhe und Abwarten
bestimmt, berichteten Händler. "Signale für eine Wiederbelebung
des Marktes sind noch nicht zu finden", sagte ein
Marktteilnehmer.
An der Dax-Spitze standen die Aktien von Deutscher
Bank und Commerzbank mit Kursgewinnen von
jeweils rund sieben Prozent. Für Nachfrage nach Bankwerten
sorgte vor allem Barclays, die 2008 trotz Finanzkrise einen
Milliardengewinn erzielten. Außerdem sieht das britische
Institut derzeit keinen Bedarf für eine Kapitalerhöhung. "Was
wir heute gehört haben ist beruhigend", sagte Aktienexpertin
Jane Coffey von Royal London Asset Management. Barclays-Aktien
stiegen in London um elf Prozent.
Für leichte Verunsicherung sorgte dagegen die verschobene
Veröffentlichung der US-Hilfspläne für die Finanzbranche von
Montag auf Dienstag. Dagegen scheint das US-Konjunkturprogramm
kurz vor der Verabschiedung zu stehen. "Aber auch das wird keine
Euphorie auslösen. Denn die Probleme verschwinden dadurch nicht
von heute auf morgen", sagte ein Börsianer.
Auf der Verliererseite im Dax standen vor allem die
konjunkturabhängigen Industriewerte. So rutschten die Aktien des
Index-Schwergewichts Siemens um 1,6 Prozent ab, die
Papiere der beiden Stahlhersteller ThyssenKrupp und
Salzgitter verloren ein beziehungsweise knapp drei
Prozent. In allen drei Fällen sprachen Börsianer von
Gewinnmitnahmen. Die Werte gehörten mit Kursgewinnen zwischen 13
und 19 Prozent zu den Favoriten der Vorwoche. Unter
Verkaufsdruck standen auch die Titel von E.ON, die mit
einem Minus von 3,7 Prozent schwächster Dax-Wert waren.
Firmenchef Wulf Bernotat hatte in einem Zeitungsinterview ein
Sparprogramm wegen des Konjunkturabschwungs angekündigt.
BARRON'S-KOMMENTAR SCHIEBT WIRECARD AN
Ein positiver Kommentar im renommierten US-Börsenbrief
"Barron's" hat Händlern zufolge den Aktien von Wirecard
zu einem Höhenflug verholfen. Die Titel des Spezialisten für die
Abwicklung von Zahlungsverkehr im Internet verteuerten sich um
neun Prozent und setzten sich damit an die Spitze im
Technologie-Index TecDax<.TECDAX>. Barron's zufolge sind die
Papiere deutlich unterbewertet. Der Spezialist für
Online-Zahlungssysteme sei zwar nicht immun gegen die
Konsumschwäche, allerdings könnte die Rezession das Wachstum
beim Online-Handel beschleunigen.
Im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> gehörten die Aktien von
Bauer mit einem Plus von 4,3 Prozent zu begehrtesten
Werten. Der Chef des Spezialtiefbau-Konzerns, Thomas Bauer,
hatte in einem Reuters-Interview für 2008 ein Ergebnis über den
eigenen Prognosen in Aussicht gestellt. Gefragt waren auch die
Titel von SGL, die sich nach dem Bericht eines
Börsenbriefs um eine angeblich geplante Anteilsaufstockung durch
Voith[VOITH.UL] um fünf Prozent verteuerten. Voith erteilte
diesen Spekulationen zwar eine Absage. Ein Börsianer betonte
allerdings: "Die SGL-Aktie hat so stark an Wert verloren, dass
sie zu einem attraktiven Übernahmeziel geworden ist."
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Banser)