* Euro auf Vier-Jahres-Tief
* Übernahmespekulationen beflügeln Infineon
* Enttäuschender Auftragseingang drückt Hochtief
(neu: Autobauer, Deutsche Bank)
Frankfurt, 17. Mai (Reuters) - Nach seinem dreiprozentigen
Absturz vom vergangenen Freitag hat der Dax<.GDAXI> zum
Wochenauftakt wieder zugelegt. Börsianern zufolge stand die
Erholung angesichts der europäischen Schuldenkrise aber auf
wackligen Beinen. Da die Euro-Staaten endlich die Sanierung
ihrer Staatsfinanzen in Angriff nähmen, rechne er mit einer
Beruhigung und Stabilisierung der Märkte, sagte Aktienexperte
Justin Urquhart Stewart von Seven Investment Management. Ein
anderer Börsianer wies auf die Kehrseite dieser Bemühungen hin:
"Die rigiden Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen drücken auf den
Konsum und erhöhen damit die Gefahr einer Rezession."
Nach anfänglichem Zögern stieg der Dax bis zum frühen
Nachmittag um 1,4 Prozent auf 6141 Punkte. Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> lag 0,3 Prozent im Plus bei 2669 Zählern.
Am Devisenmarkt war die Furcht der Anleger vor den
langfristigen Folgen der Schuldenkrise deutlich zu spüren. Der
Euro fiel zeitweise auf ein Vier-Jahres-Tief von 1,2237
Dollar. Parallel dazu stiegen die Risikoaufschläge für
griechische Staatsanleihen im Vergleich zu den
entsprechenden Bundespapieren wieder an. Auch die
Credit Default Swaps (CDS) des Mittelmeer-Anrainers - die
Prämien für die Versicherung griechischer Schulden gegen
Zahlungsausfall - wurden erneut teurer. Ein Börsianer warnte
aber vor übertriebenem Pessimismus: "Griechenland ist eine
kleine Volkswirtschaft und die Zinsen für seine Staatsanleihen
liegen noch unter dem Niveau vor Einführung des Euro."
INTEL AN INFINEON-SPARTE INTERESSIERT?
Zu den Favoriten im Dax zählten Infineon-Aktien,
die sich um 3,3 Prozent auf 5,21 Euro verteuerten. Einem
Zeitungsbericht zufolge ist der weltgrößte Halbleiter-Hersteller
Intel an der Handy-Chipsparte des deutschen Unternehmens
interessiert. "Das gibt den Gerüchten um eine Komplettübernahme
von Infineon neue Nahrung", sagte ein Börsianer. Infineon war
für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Intel wollte
sich zu diesem Thema nicht äußern.
Gefragt waren auch BMW, deren Titel um 1,9 Prozent
auf 39,33 Euro stiegen. Der Autobauer hatte dem Branchenverband
ACEA zufolge in einem schrumpfenden europäischen Gesamtmarkt im
April ein Plus von 13,1 Prozent bei den Neuzulassungen verbucht.
Daimler mit der Kernmarke Mercedes konnte 1,3 Prozent
zulegen. Der Stuttgarter Konzern hatte ebenso wie sein Münchner
Konkurrent im vergangenen Jahr kaum von den Abwrackprämien
profitiert. Sie waren vor allem Kleinwagen-Herstellern zugute
gekommen. Daimler notierten 2,1 Prozent fester bei 41,41 Euro.
Bei Volkswagen glichen starke Zuwächse im
China-Geschäft die Schwäche in Europa aus. Nach anfänglichen
Verlusten lagen die Aktien des Wolfsburger Konzerns am frühen
Nachmittag 0,4 Prozent im Plus bei 71,42 Euro.
Spitzenreiter im Dax waren die Papiere der Deutschen
Bank mit einem Kursplus von 3,4 Prozent auf 50,41
Euro. Börsianer sprachen von einer Reaktion auf das gut
vierprozentige Freitagsminus.
HOCHTIEF NACH ZAHLEN AUF TALFAHRT
Im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> waren Hochtief das
Schlusslicht. Die Aktien rutschten nach der Vorlage der
Quartalszahlen vorübergehend um neun Prozent auf ein
Zehn-Wochen-Tief von 53,75 Euro ab. Am frühen Nachmittag lagen
sie immerhin noch fünf Prozent im Minus. DZ-Bank-Analyst Marc
Nettelbeck zufolge enttäuschten die Auftragseingänge des
Baukonzerns und seiner australischen Tochter Leighton.
Deren Aktien brachen an der australischen Börse um 7,2 Prozent
ein.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Olaf Brenner)