* Infineon und Autowerte stützen Leitindex
* Hoffnung auf gute US-Daten
* Adidas-Aktie geht die Puste aus
(neu: US-Daten, Banken, Details zu Infineon)
Frankfurt, 28. Jun (Reuters) - In Erwartung positiver
Konjunkturdaten aus den USA sind die Anleger am deutschen
Aktienmarkt mit guter Laune in die neue Woche gestartet. Nach
den jüngsten Kursverlusten legte der Dax<.GDAXI> bis zum
Montagnachmittag um 0,9 Prozent auf 6124 Zähler zu. Der
Beschluss der G20-Staaten, Banken mehr Zeit für die Einführung
neuer Kapitalregeln einzuräumen, half Finanztiteln auf die
Sprünge. Infineon-Aktien profitierten von einem
Bericht, wonach die russische Regierung einen Einstieg des
Mischkonzerns Sistema bei dem Chiphersteller
vorantreibt.
Die Vorlage etwas besser als erwartet ausgefallener
Konjunkturdaten aus den USA stützte den Leitindex zusätzlich. Im
Mai stiegen die Konsumausgaben der Amerikaner um 0,2 Prozent,
Analysten hatten mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Viele
Börsianer richteten den Blick aber bereits auf den am Donnerstag
erwarteten Einkaufsmanagerindex (ISM) für das verarbeitende
US-Gewerbe und die Arbeitsmarktdaten am Freitag. "Insgesamt
sollte sich zeigen, dass sich die USA weiterhin auf
Wachstumskurs befinden, auch wenn die Erholung an Schwung
verlieren dürfte", erklärte Helaba-Analystin Viola Stork.
FINANZWERTE NACH G20-GIPFEL GEFRAGT
Die Papiere der Deutschen Bank gewannen 1,8
Prozent, Commerzbank legten 0,7 Prozent zu. In Paris
stiegen die Aktien von BNP Paribas um 2,3 Prozent, in
London lagen die Anteilsscheine von Barclays zunächst im
Plus, verloren dann aber 1,3 Prozent. Der europäische
Stoxx-Branchenindex<.SX7P> stieg um 0,2 Prozent. "Die Kuh ist
aber noch nicht vom Eis", warnte Commerzbank-Analyst Peter Dixon
mit Blick auf die Ergebnisse des G20-Gipfels in Toronto. "Es ist
immer noch möglich, dass wir schlussendlich mit sehr viel
strengeren Regeln zurechtkommen müssen." Die 20 führenden
Industrie- und Entwicklungsländer hatten am Wochenende den
Zeitplan für die Umsetzung der unter dem Schlagwort "Basel III"
bekannten Regeln aufgeweicht: Die neuen Richtlinien für
verschärfte Kapitalregeln für Banken sollen nun erst ab 2012
eingeführt werden, ursprünglich war geplant, dass alle Regeln
bis spätestens Ende 2012 bereits umgesetzt sein sollten.
Gefragt waren am deutschen Markt auch die Aktien von
Infineon: Die Titel des Chipherstellers legten um 2,9 Prozent zu
und setzten sich damit an die Spitze des Dax. Händler machten
für das Kursplus einen Bericht der "Financial Times Deutschland"
verantwortlich, wonach die russische Führung gegenüber
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einen Sistema-Einstieg
insistiert habe. Von der Regierung in Moskau war keine
Stellungnahme zu erhalten. Ein Infineon-Sprecher sagte: "Wir
führen keine Gespräche." Die hoch verschuldete Sistema wollte
sich nicht äußern. Auch am Aktienmarkt gab es skeptische
Reaktionen auf den Zeitungsbericht. "Eine immer wiederkehrende
Geschichte, häufig dementiert, aber es wird sicher einige
Spekulationen anregen", sagte ein Börsianer.
Deutlich zulegen konnten auch die Autowerte, die am Freitag
ins Minus gerutscht waren. Die Dax-Schwergewichte BMW
und Daimler verteuerten sich um zwei beziehungsweise
1,5 Prozent. Volkswagen kletterten um ein Prozent.
Automobilwerte bleiben wegen der zuletzt guten Absatzzahlen
weiter gefragt, sagte ein Börsianer. Porsche
profitierte unterdessen von der Hoffnung der Anleger, einen
Rechtsstreit mit Investoren in den USA abwenden zu können. Die
Aktien des Sportwagenherstellers verteuerten sich um 2,4 Prozent
auf knapp 37 Euro. Porsche hatte am Freitag unter Hinweis auf
ein höchstrichterliches US-Urteil erklärt, es sehe sich in
seiner Rechtsauffassung bestätigt, Klagen in den USA gegen
Porsche seien unzulässig. Equinet-Analyst Tim Schuldt stufte die
Aktien am Montag auf "Buy" von "Hold" hoch.
Dagegen trennten sich Anleger von der Adidas-Aktie,
die mit einem Minus von 0,6 Prozent zu den wenigen
Dax-Verlierern gehörten. "Bei Adidas ist die Luft wohl ein
bisschen raus, nachdem die Fußball-Weltmeisterschaft in die
K.O.-Runde gegangen ist und nicht mehr so viele Impulse für das
Geschäft erwartet werden", sagte ein Händler.
Q-CELLS UND SOLARWORLD SCHWÄCHELN
Auf der Verkaufsliste standen auch Q-Cells und
Solarworld. Die Aktien der beiden Solarkonzerne
gehörten mit Abschlägen von 4,8 beziehungsweise 1,6 Prozent zu
den Schlusslichtern im TecDax<.TECDAX>. Goldman-Analysten hatten
beide Werte auf "Sell" von "Neutral" heruntergestuft. "Wir
erwarten einen weiteren Rückgang bei den Preisen für Solarzellen
in den kommenden Jahren, was zu mehr Verlusten in der
Zellenproduktion führt", schrieben die Experten in einer
Kurzstudie zu Q-Cells. Dagegen rückten SMA Solar mit
einem Plus von 4,7 Prozent unter die Spitzenwerte des Index vor,
nachdem Goldman Sachs die Kaufempfehlung bestätigt hatte.
(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Kerstin Leitel)