* Dax scheitert an Marke von 5730 Punkten
* Börsianer befürchten Ausweitung des Pilotenstreiks
* CeWe überzeugt mit Zahlen und Ausblick
(neu: Hochtief)
Frankfurt, 22. Feb (Reuters) - Nach den kräftigen
Kursgewinnen der vergangenen Woche ist an den europäischen
Aktienmärkten wieder Vorsicht eingekehrt. Der Dax<.GDAXI>
notierte am Montagmittag fast unverändert bei 5724 Punkten. Auf
den Aktien der Lufthansa lastete der Beginn des Pilotenstreiks.
"Jeder fragt sich, wie es mit dem Markt weitergeht", sagte
ein Händler. "Denn es scheint fraglich, dass der die Kraft hat,
wieder auf den alten Kurs einzuschwenken und weiter zu steigen."
Für einen kräftigen Schub seien positive Nachrichten von der
Konjunktur oder aus dem finanzschwachen Griechenland notwendig.
Börsianer verwiesen darauf, dass der Dax im frühen Geschäft
nicht nachhaltig über die charttechnisch wichtige Marke von 5730
Punkten gekommen war. Dies habe dem Markt Schwung genommen. Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> der größten Börsenwerte aus der Euro-Zone
notierte ebenfalls behauptet bei 2793 Zählern.
Die Zurückhaltung der Anleger ließ sich an den Umsätzen
ablesen. Mit weniger als einer Milliarde Euro lag das Volumen
aller gehandelten Dax-Werte am Mittag nur etwa mehr als halb so
hoch wie am vergangenen Donnerstag. Die Umsätze am Freitag waren
durch den kleinen Verfall an den Terminmärkten verzerrt gewesen.
FÜR DAIMLER GEHT'S BERGAB
Nach Beginn des Pilotenstreiks gehörten
Lufthansa-Aktien zu den Dax-Verlierern. Der
Fluggesellschaft zufolge mussten am Montag 40 bis 50 Prozent der
Flüge gestrichen werden. "Der Konflikt ist sehr schwer zu
lösen", stellte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher fest. Eine
Verlängerung des derzeit auf vier Tage befristeten Ausstandes
könne daher nicht ausgeschlossen werden. Nach Rothenbachers
Schätzungen schmälert der Streik das Lufthansa-Ergebnis um
täglich 20 Millionen Euro. Die Aktie der Fluggesellschaft verlor
1,9 Prozent auf 10,98 Euro. Die Titel der Rivalen British
Airways und Air France gaben ebenfalls nach.
Unter Verkaufsdruck standen mit einem Minus von 1,7 Prozent
auf 31,75 Euro auch Daimler. "Die Nachwehen der
schwachen Zahlen treten wieder in den Vordergrund", sagte ein
Händler. Der Autobauer hatte Anleger in der vergangenen Woche
mit einem Milliardenverlust und der Streichung der Dividende
geschockt.
BILFINGER-AKTIE BRICHT EIN - WEITERE BAUPROJEKTE IM BLICK
Im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> richteten sich die Blicke
der Anleger vor allem auf Bilfinger Berger. Die Kölner
Staatsanwaltschaft geht vor dem Hintergrund der
Unregelmäßigkeiten beim Kölner U-Bahn-Bau auch dem Verdacht
nach, dass im Fall der ICE-Trasse Nürnberg-München Protokolle
über den Einbau von sogenannten Erdankern fehlerhaft seien. "Das
schürt Ängste, dass sich der Skandal ausweitet und die
Angelegenheit teuer wird", sagte ein Börsianer. Bilfinger
brachen um bis zu zehn Prozent auf 48,87 Euro ein.
Konkurrent Hochtief litt ebenfalls unter
Verkaufsdruck und verbuchte ein Kursminus von einem Prozent auf
54,65 Euro. Einem Zeitungsbericht zufolge musste der Baukonzern
wegen Verzögerungen bei der Fertigstellung der neuen
Konzernzentrale über 15 Millionen Euro Schadensersatz an
RTL[BERT.UL] zahlen. Außerdem drohten weitere
Belastungen aus Verzögerungen beim Bau der prestigeträchtigen
Elbphilharmonie in Hamburg.
Nach Vorlage der Geschäftszahlen griffen Anleger bei CeWe
Color dagegen beherzt zu. Die Papiere des
Fotoentwicklers zogen um bis zu 8,2 Prozent auf 25,50 Euro an
und waren damit so teuer wie seit gut sechs Monaten nicht mehr.
"Sowohl das Gesamtjahresergebnis als auch der Ausblick lagen
über unseren Erwartungen und denen des Marktes", kommentierte
DZ-Bank-Analyst Arne Rautenberg.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Georg Merziger)