* Siemens und Bayer heben Prognosen an
* Schuldenkrise hängt weiter wie Damokles-Schwert über Markt
(neu: Astrazeneca, MAN, Scania)
Frankfurt, 29. Apr (Reuters) - Überzeugende Zwischenbilanzen
von Großkonzernen wie Siemens haben die Nerven der
Anleger am deutschen Aktienmarkt etwas beruhigt. Der Dax<.GDAXI>
erholte sich am Donnerstag zum Teil von seinen Vortagesverlusten
und stieg um 0,8 Prozent auf 6131 Punkte. Der Volatilitätsindex
VDax<.V1XI>, der die Nervosität der Anleger misst, gab 2,7
Prozent nach. In den vergangenen beiden Tagen hatte er zeitweise
40 Prozent zugelegt. Auch der EuroStoxx50<.STOXX50E> kletterte
um 1,3 Prozent auf 2824 Zähler.
Nach wie vor lastete aber die Furcht vor einem Übergreifen
der griechischen Schuldenkrise auf andere Euro-Staaten auf den
Kursen. "Das Thema Griechenland ist alles andere als
ausgestanden", sagte ein Börsianer. "Nach den jüngsten
Bonitätsherabstufungen fragt sich jeder: Wer steht als nächstes
auf der Liste?" Außerdem sei unklar, ob sich die Finanzlage
anderer Staaten ähnlich rapide verschlechtere wie die
Griechenlands. In den vergangenen beiden Tagen hatte die
Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ihre Noten für die
Kreditwürdigkeit Griechenlands, Portugals und Spaniens gesenkt.
Der Dax hatte am Mittwoch 1,2 Prozent verloren, der Euro
war bis auf 1,3116 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit
einem Jahr gefallen.
SIEMENS NACH ZAHLEN HÖHER - GEWINNMITNAHMEN BEI BASF
Zu den Favoriten im Dax zählte das Index-Schwergewicht
Siemens. Das Quartalsergebnis sei solide, lobten Börsianer. Die
Anhebung der Gesamtjahresprognose kam aber nicht überraschend.
Daher müsse im weiteren Verlauf mit Gewinnmitnahmen gerechnet
werden. Siemens notierten 0,8 Prozent fester bei 72,57 Euro.
Äußerungen des MAN-Chefs zu vertieften Gesprächen
mit Scania und Volkswagen ließen Anleger auf eine
baldige Lkw-Allianz der beiden mit dem Nutzfahrzeuggeschäft von
VW spekulieren. MAN-Aktien legten 2,4 Prozent zu,
Scania gewannen 5,8 Prozent. VW-Aktien waren mit einem Plus von
4,8 Prozent auf 71,97 Euro größter Dax-Gewinner - hier halfen
auch kräftige Zuwächse bei den Betriebsgewinnen der Kernmarken
VW und Audi.
Bei Bayer und BASF machten Anleger schon
am Vormittag Kasse, nachdem beide Unternehmen Umsatz- und
Gewinnzuwächse bekanntgegeben hatten. "Angesichts der bislang
gut verlaufenen Berichtssaison sind die Erwartungen gestiegen.
Außerdem haben sich beide Aktien in den vergangenen Tagen recht
gut gehalten", sagte ein Börsianer. Bayer gaben 0,7 Prozent auf
49,79 Euro nach, BASF verloren zwei Prozent auf 45,455 Euro. Ein
Händler nannte bei BASF auch die fehlende Gesamtjahresprognose
als Belastungsfaktor.
In dieser Hinsicht punktete der britisch-schwedische
Pharmariese Astrazeneca: Er hob nach einem Gewinnsprung
seine Prognose für das Gesamtjahr an und trieb damit seinen
Aktienkurs um rund drei Prozent in die Höhe. "Das dürften die
meisten Analysten nicht erwartet haben, weil der Konzern am
stärksten von der US-Gesundheitsreform betroffen ist",
kommentierte die DZ Bank.
Im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> gab die Hoffnung auf eine
anziehende Nachfrage Hugo Boss Auftrieb. Die Aktien
des Luxusmodeherstellers legten mehr als zehn Prozent auf 31,88
Euro zu. Er gehe davon aus, dass mit dem schwachen Ergebnis für
das erste Quartal die Talsohle durchschritten sei, stellte
DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm fest.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kathrin Schich)