(neu: aktualisierte Kurse, US-Eröffnung)
Frankfurt, 11. Feb (Reuters) - Die Anleger am deutschen
Aktienmarkt haben am Mittwoch ernüchtert auf den
Bankenrettungsplan von US-Finanzminister Timothy Geithner
reagiert. Der Dax<.GDAXI>, der am Dienstag eine mehrtägige
Gewinnserie beendet hatte, notierte am Nachmittag bei dünnen
Umsätzen 0,2 Prozent höher bei 4515 Punkten. Anleger hätten sich
bereits im Vorgriff auf Geithners Äußerungen eingedeckt und
sähen nun keine Impulse mehr, sagte ein Händler. "Das war wieder
mal typisch: Der Markt läuft vor, alle kaufen, und dann kommt es
wie erwartet."
Einige Börsianer äußerten sich sogar schwer enttäuscht über
Geithners Pläne, die als zu unkonkret kritisiert wurden. "Es
bleibt eine große Portion Unsicherheit", sagte
Commerzbank-Volkswirt Peter Dixon. Marktexperte David Buik von
Cantor Index in London sagte, Investoren verlangten nach näheren
Informationen über die geplante Einrichtung einer "Bad Bank",
die Banken faule Wertpapiere abnehmen soll: "Sie wollen wissen,
wie das funktionieren soll. Es muss einfach genau erklärt
werden."
Die US-Börsen erholten sich zur Eröffnung von ihren herben
Vortagesverlusten. Der Dow Jones<.DJI> stieg um 0,5 Prozent auf
7928 Punkte. Der Nasdaq-Composite<.IXIC> gewann ebenfalls 0,4
Prozent.
Zu den größten Verlierern in den deutschen Auswahlindizes
zählte die Hypo Real Estate, die abermals eine
staatliche Finanzspritze über zehn Milliarden Euro benötigt.
Damit wird der Garantierahmen des Bankenrettungsfonds auf
insgesamt 52 Milliarden Euro aufgestockt. Hypo Real Estate
verloren sieben Prozent auf 1,18 Euro und waren damit
Schlusslicht im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI>.
Den Aktien der Commerzbank setzte ein Bericht des
Anlegerdienstes "Platow Brief" zu: Demnach benötigt die
Commerzbank-Tochter Eurohypo wegen Abwertungen bei
Staatsanleihen drei bis vier Milliarden Euro zusätzliches
Eigenkapital. Ein Unternehmenssprecher wollte sich dazu nicht
äußern. Commerzbank verloren 1,5 Prozent auf 3,72 Euro.
Spekulationen um die Einführung einer Börsenumsatzsteuer
belasteten Händlern zufolge die Aktien der Deutschen
Börse. Sie verloren 1,5 Prozent auf 38,30 Euro. Einem
Bericht der "Rheinischen Post" zufolge will Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück die Einführung dieser Abgabe im SPD-Wahlprogramm
festschreiben. Eine solche Steuer wäre Analysten zufolge eine
Bürde für die Deutsche Börse, weil kurzfristig orientierte
Anleger ihre Handelsaktivitäten einschränken könnten.
Unter Druck gerieten auch Fraport-Aktien, die 5,5
Prozent auf 28,92 Euro abgaben. Der Frankfurter
Flughafenbetreiber verbuchte zu Jahresbeginn den stärksten
Passagierrückgang seit den Anschlägen vom 11. September 2001.
Commerzbank-Analyst Johannes Braun prognostizierte, dass sich
der Abschwung sogar noch beschleunigen werde. Für die erste
Jahreshälfte 2009 sei keine Erholung in Sicht.
Im Dax verlor die Volkswagen-Aktie zwei Prozent auf
263,63 Euro. Der größte europäische Autohersteller hatte über
einen weiteren Absatzeinbruch berichtet: Von der Marke VW wurden
im Januar 14,1 Prozent Autos weniger verkauft als ein Jahr
zuvor. Konzernweit brach der Absatz um 21,3 Prozent ein.
ARCELORMITTAL BEFLÜGELT DEUTSCHE STAHLWERTE
Auf der Gewinnerseite standen dagegen die Stahlwerte
ThyssenKrupp und Salzgitter, die im Fahrwasser
des weltweiten Branchenprimus ArcelorMittal jeweils bis
zu zwei Prozent zulegten. ArcelorMittal hat seine
Verbindlichkeiten im abgelaufenen Quartal um sechs Milliarden
Euro reduziert. Positiv werteten Analysten auch, dass Arcelor
zwar ein schwaches erstes Quartal erwarte, damit aber den
Tiefpunkt erreicht sehe. ArcelorMittal-Papiere gehörten mit
einem Plus von drei Prozent zu den größten Gewinnern im
französischen Auswahlindex CAC40<.FCHI>.
Gefragt waren im Dax zudem Titel von Siemens nach
einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Aktien von
Daimler wurden getrieben von Gerüchten über ein
Interesse des arabischen Staatsfonds International Petroleum
Investment Company (IPIC). "Angeblich will IPIC 25 Prozent an
Daimler übernehmen", sagte ein Händler. Daimler wollte sich dazu
zunächst nicht äußern.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kerstin Leitel)