(neu: Schlusskurse, Volkswagen, Wall Street)
Frankfurt, 02. Mär (Reuters) - Schlechte Nachrichten aus der
Finanzbranche haben zu Wochenbeginn die Ängste vor einer
Verschärfung der weltweiten Wirtschaftskrise angeheizt. Die
Aktienmärkte gingen auf Talfahrt. An der Wall Street rutschte
der Dow-Jones-Index erstmals seit 1997 wieder unter 7000
Punkte. In Frankfurt fiel der Dax um 3,5 auf ein
Viereinhalbjahrestief bei 3710 Punkten. Der Europa-Index
Stoxx50<.STOXX50> fiel um 5,4 Prozent auf ein Allzeittief von
1674 Zählern. "Die Verunsicherung ist allenthalben groß",
brachte ein Händler die Stimmung auf den Punkt.
"Die Nachrichten zu AIG werden als Ausdruck für das
weitere Fortschreiten der Finanzkrise gewertet. Und sie macht
vor Deutschland nicht halt", sagte ein Händler. AIG braucht nach
einem Rekordverlust weitere Staatshilfen. Während dies für
Finanztitel insgesamt belastend wirkte, schossen die Aktien des
Versicherers um 14,3 Prozent nach oben. Die Anleger waren
Börsianern zufolge erleichtert, dass mit den Staatshilfen die
Gefahr neuer Herabstufungen durch die Ratingagenturen abgewendet
wurde. Im Dax gaben die Aktien der Versicherer Allianz
und Münchener Rück vier beziehungsweise fünf Prozent
ab. "Für die deutschen Versicherer kann man das aber auch
positiv sehen", kommentierte ein Händler die Schwierigkeiten von
AIG. "Sie werden AIG sicher den einen oder anderen Kunden
abjagen können."
"Nach den Nachrichten zur Citigroup ist die
Einschätzung entstanden, dass das amerikanische Finanzsystem
taumelt und entweder weiter Staatshilfen braucht oder sogar
komplett verstaatlicht werden muss", sagte Merck-Finck-Analyst
Konrad Becker. "Das lässt natürlich nichts Gutes ahnen."
Inzwischen könne auch für hiesige Banken nichts mehr
ausgeschlossen werden. Die USA haben in der Vorwoche eine
Teilverstaatlichung der Citigroup beschlossen. Der europäische
Bankenindex<.SX7P> rutschte um fast zehn Prozent ab. Belastet
wurde der Markt von einer Rekord-Kapitalerhöhung der britischen
Bank HSBC und Aussagen von Commerzbank-Chef
Martin Blessing über weitere Staatshilfen.
HSBC MUSS ANLEGERN HOHEN ABSCHLAG EINRÄUMEN
Die größte europäische Bank HSBC will 12,5 Milliarden Pfund
einsammeln. Die neuen Papiere werden zu je 254 Pence angeboten.
Am Montag fielen die Titel um fast 19 Prozent auf 290,08 Pence.
"Die Abschläge für die Kapitalerhöhung der HSBC sind enorm",
sagte ein Händler. Dies zeige, wie schwierig es für die
Finanzbranche sei, an frisches Kapital zu kommen. Analysten
werteten die Kapitalerhöhung als Zeichen dafür, dass das
Management für längere Zeit keine Erholung der Weltwirtschaft
erwarte.
Größter Dax-Verlierer waren die Aktien der
Commerzbank mit einem Minus von 7,4 Prozent.
Konzernchef Blessing hatte nicht ausgeschlossen, dass sein
Institut weiteres Geld vom Staat benötigen werde. Die Papiere
der Deutschen Bank und der Postbank verloren
fünf beziehungsweise 6,7 Prozent.
Deutlich besser als der Markt hielten sich nach der
Bilanzvorlage die Aktien von Volkswagen mit einem Minus
von 0,5 Prozent. "Die Zahlen waren zwar etwas besser als
erwartet. Aber es verunsichert den Markt, dass sie sich nicht
konkret zu den nächsten Jahren äußern", sagte ein Händler. VW
hatte im Vorjahr den Gewinn gesteigert und hebt seine Dividende
an. Für 2009 traute sich der Konzern keine konkrete Prognose
zu. Einer der wenigen Gewinner am deutschen Aktienmarkt waren
die MDax<.MDAXI> notierten Titel von Continental mit
einem Plus von vier Prozent. In einem Zeitungsbericht war ein
Szenario für eine Loslösung vom Großaktionär Schaeffler
beschrieben worden. "Für Conti wäre die Trennung von Schaeffler
das Beste", sagte ein Analyst.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Olaf Brenner)