* Leerverkaufsverbot schürt Nervosität
* Dax fällt unter 6000 Punkte, Euro unter 1,22 Dollar
* Börsianer kritisieren Zeitpunkt und deutschen Alleingang
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 19. Mai (Reuters) - Das überraschende Verbot bestimmter hochspekulativer Finanzgeschäfte in Deutschland hat an den Märkten die Angst vor schärferer Regulierung geschürt. Investoren reagierten verschnupft und ließen am Mittwoch deshalb die Finger von riskanteren Anlagen. An den europäischen Börsen und an der Wall Street fielen die Kurse.
In Frankfurt rutschte der Dax<.GDAXI> wieder unter die
psychologisch wichtige Marke von 6000 Punkten und verlor 2,7
Prozent auf 5988 Zähler. Auch die Börsenplätze in London, Paris
und Madrid lagen jeweils rund drei Prozent im Minus. Der
Euro
"Das Leerverkaufsverbot war jetzt wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", sagte LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann. "Schon vorher war die Nervosität extrem hoch." Die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin hatte am Dienstagabend überraschend ungedeckte Leerverkäufe für bestimmte Finanzwerte, Staatsanleihen und Kreditausfallversicherungen (CDS) verboten.
Einige Börsianer begrüßten zwar die Bemühungen, hochspekulative Geschäfte einzudämmen. Zugleich bemängelten sie aber, dass ein deutscher Alleingang nichts bringe. "Es herrscht Unsicherheit, was noch an Regulierung kommen kann, deshalb stellen sich die Investoren erst einmal an die Seitenlinie und machen Kasse", sagte Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein.
BANKENAKTIEN AUF DEN VERKAUFSLISTEN
Einige Antworten blieben die Regulierer bislang schuldig.
Schleierhaft war Börsianern etwa, wie das deutsche Verbot
beispielsweise im grenzüberschreitenden und außerbörslichen
Kreditderivate-Handel greifen soll, der hauptsächlich über
London läuft. Bei Staatsanleihen seien ungedeckte Leerverkäufe
ohnehin nicht sehr verbreitet, sagte ein Rentenhändler einer
großen europäischen Bank. Die Anleger seien durch die
Ankündigungen der Bundesregierung weiter verunsichert worden.
Entsprechend gaben die Kurse gerade bei griechischen
Staatsanleihen schon wieder nach, so dass sich die
Risikoaufschläge wieder erhöhten. Die Kosten für
Kreditausfallversicherungen in der Euro-Zone gingen zunächst
zurück, zogen im Verlauf aber wieder etwas an. Eine steigende
Nachfrage gab es nach den als sicher geltenden Bundesanleihen.
Der Bund-Future
Finanzwerte fielen europaweit hingegen in der Gunst der
Anleger. Der europäische Branchenindex<.SX7P> rutschte um 3,5
Prozent ab. Vor allem spanische und italienische Finanzwerte
mussten Federn lassen. Im Vergleich dazu hielten sich die
Verluste bei den Aktien deutscher Banken noch in Grenzen: Die
Papiere der Deutschen Bank
Vor allem bei Dax-Titeln, die sich in den vergangenen Wochen
sehr gut entwickelt haben, nahmen Anleger Gewinne mit. Dazu
zählten exportorientierte Werte wie BMW
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Ralf Banser)